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 Artsteckbriefe

Autor  dieses Artsteckbriefes:  Magdalena Meikl

Natrix tessellata  (Laurenti, 1768)

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Würfelnatter

©  Werner Kammel

 

Wuerfelnatter

Wuerfelnatter

©  Hannes Hill

 

Würfelnatter

©  Stefan Kostyra/piclease

 

 

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Wuerfelnatter

Würfelnatter unter Wasser

©  Hannes Hill

 

Würfelnatter

©  Stefan Kostyra/piclease

 

Kurzinfo

Autor: Magdalena Meikl

Folgender Artsteckbrief stammt von Dr. Werner Kammel:

Die Würfelnatter besiedelt Fließgewässer, Teiche und Seen mit ausreichendem Fischbestand in thermischen Gunstlagen. Der überwiegend grau gefärbte Rücken weist ein oft nur undeutlich erkennbares würfelförmiges Muster auf. Die Unterseite ist weißlich, gelblich oder rötlich mit schwarzer Fleckung gefärbt. Der Kopf ist undeutlich gefleckt und weist im Nacken oft eine dunkle V-förmige Zeichnung auf. Als überwiegende Fischjägerin ist die meist unter 1,2 m lange Schlange vorwiegend in Ufernähe von Flüssen, Bächen, Teichen und Seen zu finden.

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Magdalena Meikl

Die Würfelnatter besitzt in Europa ihren Verbreitungsschwerpunkt im Südosten. Sie kommt von Italien, Österreich und Tschechien über die Balkanhalbinsel und die Türkei bis nach Zentralasien vor.
In Österreich ist ihre Verbreitung auf die Fließgewässersysteme von Donau (einschließlich Kamp, Thaya und March), Raab, Mur und Drau unterhalb von meist 600 m Seehöhe (Höchstfund 840 m, Kärnten) beschränkt. In diesen Bereichen werden auch fischreiche Teiche und Seen (z.B. in Kärnten) besiedelt. Neben einem ausreichenden Fischbestand ist ein Strukturreichtum sowohl der Gewässer (Flachwasserzonen, Störsteine, aufgelockertes Strömungsprofil) als auch des Landlebensraumes (geschützte Sonnenplätze, Totholz, Steinschlichtungen, ausreichend dimensionierte Uferbegleitgehölze) von hoher Bedeutung. Es werden durchaus auch kleine Bäche mit nur 1 bis 2 m Durchmesser als Lebensraum angenommen.
Mehr über die Verbreitung der Würfelnatter gibt es hier zu lesen.

Vorkommen in der Steiermark

Autor: Magdalena Meikl

Die Würfelnatter ist in der Steiermark an der Mur flussabwärts von Bruck/Mur sowie im Einzugsbereich größerer Zubringer (Kainach, Laßnitz, Sulm, Grabenlandbäche), an der Raab und in der Feistritzklamm unterhalb einer Seehöhe von 550 m verbreitet. Dabei werden durchaus auch kleinere Nebenbäche und Teiche im Nahbereich der Fließgewässer besiedelt, sofern sie einen ausreichenden Fischbesatz aufweisen. Vorkommen im Raum Leoben sind vermutlich bereits erloschen.

Hilfe zur Bestimmung

Autor: Magdalena Meikl

Weibchen besitzen einen schlanken, aber kräftig gebauten Körper. Die deutlich kleineren Männchen sind auch erheblich schlanker. Ältere Tiere können einen stark abgesetzten nahezu dreieckigen Kopf besitzen. Wie alle Nattern weist auch die Würfelnatter eine runde Pupille, 9 regelmäßige und glänzende Schuppen auf der Kopfoberseite und einen relativ langen Schwanz (ca. 1/6 der Körperlänge) auf. Die überwiegend (grünlich-, bräunlich-) grau gefärbte Oberseite zeigt durch die gekielten Schuppen ein raues Erscheinungsbild und weist ein variables, mehr oder weniger ausgeprägtes würfelartiges Muster aus dunklen Flecken auf. Die Unterseite ist weißlich, gelblich oder rötlich mit schwarzer Fleckung gefärbt. Der Kopf ist undeutlich gefleckt und weist im Nacken oft eine dunkle V-förmige Zeichnung auf. In Anpassung an die semiaquatische Lebensweise sind Nasenlöcher und Augen stärker nach oben ausgerichtet.

Ähnliche Arten

Autor: Magdalena Meikl

Ringelnattern besitzen einen hellen bis gelben Mondfleck im Nacken und weisen am Rücken kleine schwarze Flecken, aber keine würfelförmige Zeichnung auf. Im Wasser bewegt sich die Würfelnatter überwiegend tauchend fort und unterscheidet sich damit auch im Schwimmverhalten von der in der Regel an der Wasseroberfläche schwimmenden Ringelnatter.
Schlingnattern weisen eine ausgeprägtere Zeichnung auf, in Form eines parallel auslaufenden „verkehrten U“ am Hinterkopf, schräg versetzten Fleckenreihen sowie eines dunklen Längsstreifens vom Nasenloch über das Auge bis zum Hals. Zudem fehlt eine schwarze Fleckung der Bauchseite.

Größe

Autor: Magdalena Meikl

Weibchen können in Österreich eine Gesamtlänge bis ca. 120 cm, die deutlich schlankeren Männchen bis zu 60-80 cm erreichen. Dieser Größenunterschied ist typisch für Arten, die keinen Kommentkampf durchführen.

Lebensweise

Autor: Magdalena Meikl

Die Jahresaktivität erstreckt sich in Abhängigkeit von der Höhenlage auf Ende März bis Anfang Oktober. Außerhalb dieser Zeit können jedoch durchaus einzelne Individuen beobachtet werden. Nach einer Frühjahrshäutung findet die Paarung meist im Mai oder Juni statt, gelegentlich bereits im April. An der Paarung beteiligen sich jeweils ein Weibchen mit einer möglichen hohen Anzahl an Männchen ("Paarungsknäuel"). Die Eiablage erfolgt ab Ende Juni. Die Eiablageplätze befinden sich häufig in spaltenreichen und hochwassersicheren Uferböschungen, können aber auch einige 100 m abseits des Gewässers liegen. Die Anzahl der Eier beträgt je nach Größe des Weibchens ca. 5 - 25 Stück. Die Jungtiere schlüpfen ab Ende August mit einer Gesamtlänge von 20 bis 25 cm.
Ihre Hauptbeutetiere - Fische - werden entweder aktiv in Flachwasserzonen oder zwischen Steinen unter Wasser lauernd gejagt. Dabei kann die Würfelnatter sogar bis zu 30 Minuten unter Wasser bleiben. Dadurch ist sie in Sommermonaten zur Thermoregulation selbst bei Temperaturen über 30°C anzutreffen. Auch ihre Tagesaktivität (Schwerpunkt vormittags und mittags) kann sich im Sommer bis in die Abendstunden erstrecken. Würfelnattern beißen praktisch nie (Ausnahmen gibt es immer, der Biss ist aber ungefährlich und nicht schmerzhaft). Zur Abwehr wird aus den Analdrüsen mit dem Kot ein fischig stinkendes Sekret ausgeschieden. Manchmal zeigen sie auch einen Totstellreflex, bei dem sie sich schlaff hängen lassen und das Maul bei heraushängender Zunge öffnen. Dabei können auch Blutstropfen austreten.

Gefährdung und Schutz

Autor: Magdalena Meikl

Wie bei allen Reptilienarten liegen Hauptgefährdungsursachen im Verlust strukturreicher Lebensräume (z. B. Hecken, Waldsaumgesellschaften, Uferbegleitgehölze), einer intensiven Mahd, in einer Bodenverdichtung durch landwirtschaftliche Geräte und dem Einsatz von Pestiziden. Zudem wird die Ufervegetation vieler Gewässerabschnitte massiv durch Neophyten beeinträchtigt. Die bedeutendste Gefährdungsursache liegt jedoch in Gewässerverschmutzung, Flussbegradigung und Kraftwerksbauten bei gleichzeitiger Einschränkung ihres Landlebensraumes. Regionale Rückgänge sind vor allem in Zusammenhang mit einem Rückgang von Fischbeständen - ihrer Hauptbeute - zu sehen. Somit liegen die wichtigsten Schutzmaßnahmen in einer Sanierung und Renaturierung von Fließgewässern und dem Erhalt einer vielgestaltigen und ausreichend dimensionierten Uferbegleitvegetation. Die Würfelnatter ist gemäß FFH-Richtlinie in Anhang IV gelistet und in der Roten Liste Österreichs als „endangered = stark gefährdet“ bei schlechtem Erhaltungszustand eingestuft.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Magdalena Meikl

Durch ihre enge Bindung an Fließgewässer und deren Fischbestand ist die Würfelnatter stark von menschlichen Eingriffen abhängig. In den 1970er-Jahren war sie durch die damalige intensive Gewässerverschmutzung in der Steiermark akut vom Aussterben bedroht. Ihre Bestände konnten sich jedoch unter erheblichem Aufwand durch Gewässersanierungen erholen. Heutzutage spielen Kraftwerksbauten eine maßgebliche Rolle. In deren Stauräumen verschwindet die Art weitgehend, findet aber unterhalb den Wehren oft günstige Lebensraumbedingungen.

Literaturhinweise

Autor: Magdalena Meikl

CABELA, A. GRILLITSCH, H. TIEDEMANN, F. (2001): Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich: Auswertung der Herpetofaunistischen Datenbank der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien; Wien (Umweltbundesamt); 880 pp.
DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HERPETOLOGIE UND TERRARIENKUNDE (DGHT) (2009): Reptil des Jahres 2009: Blindschleiche. Aktionsbroschüre, 32 S. ECKSTEIN, H.-P.. (1993): Untersuchungen zur Ökologie der Ringelnatter (Natrix natrix Laurenti, 1758). Beiheft der Z. f. Feldherpetologie 4; Laurenti-Verlag, Bielefeld: 145 S.
GOLLMANN, G. (2007): Rote Liste gefährdeter Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) Österreichs. In: BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND WASSERWIRTSCHAFT (HRSG.), Grüne Reihe Band 14/2: Rote Liste gefährdeter Tiere Österreichs: Kriechtiere, Lurche, Fische, Nachtfalter, Weichtiere. Checklisten, Gefährdungsanalysen, Handlungsbedarf. Verlag Böhlau, Wien: 37-60.
KAMMEL, W. (2009): Jahres- und Tagesrhythmen in der Aktivität und Beobachtungshäufigkeit dreier mitteleuropäischer Schlangenarten. Herpetozoa, Wien; 22 (1/2): 3-9. Download
KAMMEL, W. (2015): Verbreitung, Bestandssituation und Lebensraumansprüche der Würfelnatter (Natrix tessellata Laurenti, 1768) in der Steiermark. Joannea Zoologie 14:37-58. Download
MEBERT, K. (Hrsg.): The Dice Snake, Natrix tessellata: Biology, Distribution and Conservation of a Palaearctic Species. – Mertensiella 18, DGHT, Rheinbach, Germany: 456 S.
KWET, A. (2015): Reptilien und Amphibien Europas (3. Auflage). Kosmos Verlag, Stuttgart; 351 S.
LAUFER, H. & FRITZ, K. & SOWIG, P. (Hrsg.) (2007): Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. Verlag Eugen Ulmer KG; Stuttgart: 807 S.

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Würfelnatter