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 Artsteckbriefe

Autor  dieses Artsteckbriefes:  Magdalena Meikl

Zamenis longissimus  (Laurenti, 1768)

 

Äskulapnatter

©  Ekkehard Wachmann/piclease

 

Äskulapnatter

©  Wilhelm Gailberger/piclease

 

Äskulapnatter

©  Stefan Kostyra/piclease

 

 

Kurzinfo

Autor: Magdalena Meikl

Folgender Artsteckbrief stammt von Dr. Werner Kammel:

Die Äskulapnatter stellt mit bis zu 1,8 m Gesamtlänge (selten: über 2 m) die größte heimische Schlangenart dar. Ihre Oberseite ist braun gefärbt, die Bauchseite ungefleckt weißlich bis gelb. Am Hinterkopf fällt ähnlich der Ringelnatter seitlich ein gelblicher halbmondförmiger Fleck auf, der aber nicht schwarz eingerahmt und oft nur diffus erkennbar ist. Ältere Tiere können auch schwarzbraun gefärbt sein. Die gelblichbraun gefärbten Jungtiere weisen eine kontrastreiche Kopf- und Rückenfärbung auf. Die Art besitzt unterhalb von 1.000 m Seehöhe eine weite Verbreitung im Alpenvorraum und zählt zu den typischen Kulturfolgern des Menschen.

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Magdalena Meikl

Die Verbreitung der Äskulapnatter erstreckt sich von den Pyrenäen und Frankreich über das südliche Mitteleuropa und den Balkan ostwärts bis zum Schwarzen Meer. Nördlich ihres Verbreitungsgebietes existieren in Deutschland, Tschechien und Polen kleinräumige isolierte Vorkommen. In Österreich kommt sie in ebenen bis zu montanen Bereichen des nördlichen, östlichen und südlichen Alpenvorlandes vor. In Tirol existiert ein isoliertes Vorkommen im Zillertal.
Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt unterhalb von 800 m Seehöhe. An sonnenexponierten und thermisch begünstigten Hängen kann sie aber bis über 1.600 m Seehöhe vorkommen. Sie besitzt eine hohe Affinität zu Gehölzen und ist häufig an lichten Wäldern, Waldrändern, Hecken und Uferbegleitgehölzen anzutreffen. Als typischer Kulturfolger des Menschen kommt sie oft auch in strukturreichen Gärten, landwirtschaftlichen Gehöften und Abbaugebieten vor.

Vorkommen in der Steiermark

Autor: Magdalena Meikl

Die Äskulapnatter besitzt in der West- und Oststeiermark unterhalb von ca. 1.000 m Seehöhe eine weite Verbreitung. In der Obersteiermark sind Vorkommen aus dem Mürztal und dem angrenzenden Mariazeller Land bekannt. Sie kommt vermutlich auch im oberen Murtal vor, hier sind aber keine gesicherten Nachweise dokumentiert. Zudem wurde sie aus dem Großraum Admont als Anschluss an oberösterreichische Vorkommen des Ennstales gemeldet.

Hilfe zur Bestimmung

Autor: Magdalena Meikl

Die schlanke, aber kräftig gebaute Art besitzt eine charakteristische längsgestreckte Kopfform und glatte Schuppen. Sie ist die einzige heimische Art, die deutlich über 1,30 m lang werden kann. Männchen werden in der Regel bis 1,80 m lang (Größenrekorde auch über 2 m), Weibchen bis ca. 1,50 m. Wie alle Nattern weist sie eine runde Pupille, 9 regelmäßige und glänzende Schuppen auf der Kopfoberseite und einen relativ langen Schwanz (ca. 1/6 der Körperlänge) auf. Die Oberseite adulter Tiere ist einheitlich gelblich- bis schwarzbraun gefärbt und weist oft weiße Strichel, fallweise auch eine dunkelbraune Längsstreifung auf. Die ungefleckte Unterseite ist weißlich bis intensiv gelb gefärbt. Am hinteren Ende des Kopfes existiert ein gelber, oft nur gering ausgeprägter „Mondfleck“, der jedoch nicht schwarz eingerahmt wird. Dieser Fleck ist bei Jungtieren besonders deutlich ausgeprägt. Sie besitzen zudem einen breiten schwarzen Streifen an der Schläfe und oft auch unter dem Auge. Ihr Rücken ist gelblich-braun gefärbt und weist zwei bis vier markante braune Fleckenreihen auf, die in geschlossene Streifen übergehen.
Mehr über die Erkennungsmerkmale der Äskulapnatter gibt es hier zu lesen.

Ähnliche Arten

Autor: Magdalena Meikl

Durch ihre Körpergröße und der ungefleckt hellen, meist gelben Bauchseite werden adulte Tiere selten verwechselt. Jungtiere besitzen jedoch eine abweichende Färbung und werden häufig mit der Ringelnatter verwechselt.
Ringelnatter: die Rückenschuppen sind gekielt, nicht glatt, wodurch ein „raues“ Erscheinungsbild entsteht; der gelbe Mondfleck („Krönchen“) am seitlichen Hinterkopf ist schwarz umrandet; es fehlt ein schwarzer Hinteraugenstreifen; die Bauchseite ist intensiv schwarz gefleckt; grau(braun)e oder schwarze Grundfärbung des Rückens (nicht gelblich-braun).

Größe

Autor: Magdalena Meikl

Gesamtlänge: meist bis zu 1,8 m, in Ausnahmefällen auch über 2 m. Männchen werden größer als Weibchen. Letztere werden bis zu ca. 1,5 m lang.

Lebensweise

Autor: Magdalena Meikl

Die Hauptaktivitätsperiode erstreckt sich von April bis September. Jungtiere und in Wärmephasen auch Adulte können aber auch später im Jahr angetroffen werden. Die Paarungszeit zieht sich von Anfang Mai bis in den Juni hinein. Die Eiablage erfolgt je nach Höhenlage ab Ende Juni, meist aber erst im Laufe des Juli. Gelege werden besonders gerne in Komposthäufen abgelegt und umfassen 5 bis 12 Eier, die größer als jene sonstiger heimischer Schlangen sind (Länge etwa 35 bis 60 mm). Durch die unterschiedliche Größe der Eier ist auch die Schlupfgröße von 20 bis 40 cm sehr variabel. Die Geschlechtsreife wird nach 5 bis 6 Jahren bei einer Körperlänge von ca. 1 m erreicht.
Ihr Aktivitätsschwerpunkt liegt im Frühjahr zur Mittagszeit, im Sommer überwiegend vormittags sowie am späten Nachmittag bei Temperaturen zwischen 17 und 30 °C. Abgedeckte Holzstöße, Totholzhaufen und andere sich schnell erwärmende Stellen werden gerne zum Sonnenbad genutzt. Bezüglich ihrer Beute ist sie als ausgesprochener Opportunist zu bezeichnen. Bevorzugt werden Kleinsäugetiere (vor allem Wühlmäuse, aber auch Maulwürfe oder Ratten) erbeutet und gelegentlich Vogelnester (Gelege und Jungtiere) ausgenommen. Die Art besitzt einen großen Aktionsradius (bis etwa 1 km) und ist ausgesprochen kletterfreudig, kann in Bäumen bis über 20 m Höhe auftreten und ist oft auch in Dachböden anzutreffen. Vor allem größere Exemplare verhalten sich sehr ruhig und kaum bissfreudig. Ein Biss ist jedoch harmlos und meist auch schmerzlos.
Mehr über Lebensweise und Nahrung der Äskulapnatter gibt es hier zu lesen.

Gefährdung und Schutz

Autor: Magdalena Meikl

Wie bei allen Reptilienarten liegen Hauptgefährdungsursachen im Verlust strukturreicher Lebensräume (z. B. Hecken, Waldsaumgesellschaften), einer intensiven Mahd, in einer Bodenverdichtung durch landwirtschaftliche Geräte und dem Einsatz von Pestiziden. Die Äskulapnatter fällt auch häufig dem Straßentod zum Opfer, da sie einen hohen Aktionsradius besitzt und sich auch gerne am Asphalt aufwärmt. Ihre Gelege werden oft durch die Bearbeitung von Komposthäufen in den Monaten Juli bis September zerstört. Wird die Lage der Eier bezüglich der Ausrichtung oben/unten verändert oder werden sie einer Austrocknung preisgegeben, sterben die sie ab. Die Äskulapnatter ist gemäß FFH-Richtlinie in Anhang IV gelistet und in der Roten Liste Österreichs als „near threatened = Gefährdung droht“ eingestuft.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Magdalena Meikl

Der Name „Äskulapnatter“ ist auf das Symboltier des griechischen Heilgottes „Asklepios“ zurückzuführen und wurde durch die Ärztefamilie der „Asklepiaden“ bekannt, zu der auch Hippokrates zählte. In weiterer Folge wurde der Kult durch das Römische Imperium übernommen und verbreitet. Der "Äskulapstab" ist bekannt als Symbol der Ärzteschaft und Pharmazie. Auch in jüngerer Literatur hält sich fallweise die irrige Annahme, die Äskulapnatter wäre in Mitteleuropa „von den Römern“ eingeschleppt worden.

Literaturhinweise

Autor: Magdalena Meikl

CABELA, A. GRILLITSCH & H. TIEDEMANN, F. (2001): Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich: Auswertung der Herpetofaunistischen Datenbank der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien; Wien (Umweltbundesamt); 880 pp. DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HERPETOLOGIE UND TERRARIENKUNDE (DGHT) (2013): Reptil des Jahres 2013: Die Schlingnatter. Broschüre, 32 S.
GOLLMANN, G. (2007): Rote Liste gefährdeter Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) Österreichs. In: BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND WASSERWIRTSCHAFT (HRSG.), Grüne Reihe Band 14/2: Rote Liste gefährdeter Tiere Österreichs: Kriechtiere, Lurche, Fische, Nachtfalter, Weichtiere. Checklisten, Gefährdungsanalysen, Handlungsbedarf. Verlag Böhlau, Wien: 37-60.
GOMILLE, A. (2002): Die Äskulapnatter (Elaphe longissima) - Verbreitung und Lebensweise in Mitteleuropa. Edition Chimaira; Frankfurt/Main: 158 S.
KAMMEL, W. (2008): Aktivität und Nahrungserwerb der Äskulapnatter, Zamenis longissimus longissimus (LAURENTI, 1768) in Österreich (Squamata: Serpentes: Colubridae). Herpetozoa, Wien; 20 (3/4): 117-143. Download
KAMMEL, W. (2009): Äußere Morphologie und Geschlechterverhältnis bei der Äskulapnatter, Zamenis longissimus longissimus (LAURENTI, 1768) in Österreich (Squamata: Serpentes: Colubridae). Herpetozoa, Wien; 21 (3/4): 99-121. Download
KAMMEL, W. (2009): Jahres- und Tagesrhythmen in der Aktivität und Beobachtungshäufigkeit dreier mitteleuropäischer Schlangenarten. Herpetozoa, Wien; 22 (1/2): 3-9. Download
KWET, A. (2015): Reptilien und Amphibien Europas (3. Auflage). Kosmos Verlag, Stuttgart; 351 S.
LAUFER, H. & FRITZ, K. & SOWIG, P. (Hrsg.) (2007): Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. Verlag Eugen Ulmer KG; Stuttgart: 807 S.

Zu dieser Art

Trivialnamen

dan

Æskulapsnog

deu

Äskulapnatter

pol

Waz Eskulapa