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 Artsteckbriefe

Autor  dieses Artsteckbriefes:  Magdalena Meikl

Vipera ammodytes  (Linnaeus, 1758)

 

Hornotter

Hornotter

©  Wilhelm Gailberger/piclease

 

Hornotter

Hornotter

©  Alex Mrkvicka

 

 

Kurzinfo

Autor: Magdalena Meikl

Folgender Artsteckbrief stammt von Dr. Werner Kammel:

Die Europäische Hornotter oder Sandviper ist die größte österreichische Giftschlange. Ihr Vorkommen beschränkt sich auf Kärnten und die Südgrenze der Steiermark. Ein Vorkommen in Osttirol ist nicht gesichert dokumentiert. Es werden vorwiegend felsige Standorte besiedelt. Ein auffälliges Schnauzenhorn und der stark abgesetzte Kopf sind markante Charakteristika dieser Vipernart. Am hellgrau bis braun gefärbten Rücken weist sie ein markantes Zickzack- oder Wellenband auf.

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Magdalena Meikl

Die Verbreitung der Sandviper erstreckt sich von NO-Italien und S-Österreich über nahezu die gesamte Balkanhalbinsel bis zum Schwarzen Meer. In Österreich beschränkt sie sich auf Kärnten und die südlichen Grenzen der Steiermark. Ein etwaiges Vorkommen in Osttirol ist nicht sicher dokumentiert.
Die Vorkommensgebiete der Sandviper sind dem sommerheißen, submediterranen, feucht-kontinentalen Klimabereich zuzuordnen. Die Höhenverbreitung liegt schwerpunktmäßig zwischen 400 und 800 m Seehöhe, sie kann jedoch auch deutlich höher auftreten. Die Sandviper besiedelt vorzugsweise trockenwarme, steinige Lebensräume in südwest- bis südostexponierter Hanglange. Der typische Lebensraum besteht aus trockenen, gebüschreichen Wiesen, verkrauteten Bahndämmen sowie mit deckungsreichem Unterholz ausgestattete Waldrändern, Lichtungen und Kahlschlägen. Typisch ist auch ein Auftreten in Ruinengelände, bewachsenen Geröllhalden (Felssturzgebiete) oder Steinbrüchen. Die Sandviper dringt auch in bewaldete Bereiche vor, sofern die Baumschicht die Bodenoberfläche nicht zu intensiv beschattet (vor allem Eichen- und Föhrenmischwälder). Sie kommt fast nie in sandigen Lebensräumen vor. Bei der meist gebräuchlichen Bezeichnung als Sandviper kam es wohl zu Verwechslungen mit afrikanischen Hornottern.

Vorkommen in der Steiermark

Autor: Magdalena Meikl

Steirische Vorkommen beschränken sich auf an Slowenien oder Kärnten angrenzende Lebensräume. Restvorkommen bestehen im Tal der Olsa südlich des Neumarkter Sattels. Die historische Verbreitung in der Südsteiermark umfasste thermisch begünstigte Hanglagen zwischen Spielfeld und Soboth und reichte bis nördlich und westlich von Eibiswald und Wies. An einigen bekannten Fundstellen verschwand die Art erst in den 1980er und 1990er-Jahren. Ansonsten bildete das Tal des Saggaubaches die nördliche Verbreitungsgrenze. Aus diesem Gebiet ist nur mehr ein einziges rezentes grenznahes Vorkommen bekannt.

Hilfe zur Bestimmung

Autor: Magdalena Meikl

Die Europäische Hornotter (Sandviper) ist durch ihr beschupptes Schnauzenhorn unverwechselbar. Sie weist ein markantes schwarzes (Männchen) oder braunes (Weibchen) Zickzack- oder Wellenband am silbergrau bis braun gefärbten Rücken auf, welches oft asymmetrisch ausgebildet ist und weniger Zacken als das der Kreuzotter aufweist. Männchen sind heller und kontrastreicher gefärbt als Weibchen. Wie auch für andere Viperarten typisch, hat sie einen gedrungenen Körperbau, einen kurzen Schwanz (< 10 % der Körperlänge) und eine katzenförmige Pupille. Die Kopfoberseite ist ausschließlich mit zahlreichen kleinen Schuppen bedeckt; die längs gekielten Rückenschuppen bewirken ein raues (nicht glattes) Erscheinungsbild. Zudem besitzt sie einen deutlich vom Körper abgesetzten „dreieckigen Kopf“. Die Unterseite ist grau bis rötlich gefärbt. Für österreichische Populationen ist ein rötlich gefärbter Schwanz typisch.

Ähnliche Arten

Autor: Magdalena Meikl

Unter Berücksichtigung des markanten Schnauzenhorns ist die Art nicht zu verwechseln.

Größe

Autor: Magdalena Meikl

Gesamtlänge: 70-80 cm, selten bis 95 cm. Männchen sind zwar deutlich schlanker gebaut als Weibchen, können aber eine größere Gesamtlänge erreichen.

Lebensweise

Autor: Magdalena Meikl

Die Hornotter kann in warmen Witterungsphasen ihr Winterquartier bereits im Februar verlassen. Paarungen finden vor allem im März und April statt. Selten können diese auch im Herbst beobachtet werden. An der Paarung beteiligen sich jeweils ein erheblich kräftiger gebautes Weibchen mit einer möglichen hohen Anzahl an Männchen ("Paarungsknäuel"). Vor allem Weibchen besitzen eine besonders hohe Standorttreue. Männchen weisen in der Hauptbeutephase (Mai bis August) einen größeren Aktionsradius auf und sind dann vermehrt in angrenzenden lichten Waldbereichen anzutreffen. Die lebendgebärenden Weibchen bringen ab August 2 bis 20, 16 bis 23 cm große Jungtiere zur Welt. Zu ihren bevorzugten Beutetieren zählen vor allem Kleinsäuger und Eidechsen, seltener auch Schlangen und Vögel. Die Art ist bis Mitte oder Ende Oktober zu beobachten. Die Hornotter besitzt zwar ein starkes Gift, sie verhält sich jedoch ruhig, vertraut oft auf ihre Tarnung und beißt nur im äußersten Notfall. Bei Hunden verläuft ein Biss häufig tödlich. Bei Menschen ist aber seit Jahrzehnten kein Todesfall mehr bekannt.

Gefährdung und Schutz

Autor: Magdalena Meikl

Die Gefährdungsursachen liegen in der Ausdehnung von land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen, der strukturellen Verarmung der Lebensräume sowie der Verwaldung ungenutzter Flächen (CABELA ET AL. 1992). Zudem liegt die (ehemalige) Verbreitung der Sandviper in der westlichen Südsteiermark weitgehend in Weinanbaugebieten. Durch zunehmende Intensivierung und Technisierung des Weinanbaus konnten hier wesentlich steilere Hänge bewirtschaftet werden als in früheren Jahrzehnten. Nicht mehr bewirtschaftbare Hänge wurden mangels Bedarf an Mähgut häufig aufgeforstet. Hinzu kommen vor allem bei dieser attraktiven Giftschlange illegale Naturentnahmen zur Terrarienhaltung oder zum „Schutz“ der ortsansässigen menschlichen Bevölkerung.
Die Hornotter ist gemäß FFH-Richtlinie in Anhang IV gelistet und in der Roten Liste Österreichs als „critically endangered = vom Aussterben bedroht“ bei schlechtem Erhaltungszustand eingestuft.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Magdalena Meikl

Konkrete Fundorte, die oft nur wenige 1.000 m² oder Hektar groß sind, werden zum Schutz der Art meist geheim gehalten oder nur mit unscharfen Ortsangaben weitergegeben. Dies wird auch im Rahmen von naturbeobachtung.at berücksichtigt. Konkrete Ortsangaben werden sensibel behandelt und keinesfalls mit genauen Ortsangaben veröffentlicht. Zwar ist ein illegales Abfangen dieser eigentlich leicht zu züchtenden Schlange deutlich zurückgegangen, aber besondere Farbformen oder „eines der letzten Tiere der Steiermark“ besitzen durchaus noch ihren Preis.
Die österreichischen Vorkommen wurden ohne fachliche Grundlagen als nicht anerkannte Unterart „gregorwallneri“ beschrieben. Sie sind von Exemplaren des Balkans durch eine rötliche (nicht grünliche oder gelbliche) Schwanzfärbung unterscheidbar.

Literaturhinweise

Autor: Magdalena Meikl

CABELA, A. & GRILLITSCH, H. & HAPP, F. & HAPP, H. & KOLLAR, R. (1992) – Die Kriechtiere Kärntens. Carinthia II, 182./102. Jahrgang, Klagenfurt: 195-316
CABELA, A. GRILLITSCH & H. TIEDEMANN, F. (2001): Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich: Auswertung der Herpetofaunistischen Datenbank der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien; Wien (Umweltbundesamt); 880 pp.
GOLLMANN, G. (2007): Rote Liste gefährdeter Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) Österreichs. In: BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND WASSERWIRTSCHAFT (HRSG.), Grüne Reihe Band 14/2: Rote Liste gefährdeter Tiere Österreichs: Kriechtiere, Lurche, Fische, Nachtfalter, Weichtiere. Checklisten, Gefährdungsanalysen, Handlungsbedarf. Verlag Böhlau, Wien: 37-60.
KWET, A. (2015): Reptilien und Amphibien Europas (3. Auflage). Kosmos Verlag, Stuttgart; 351 S.

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Europäische Hornotter