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 Artsteckbriefe

Autor  dieses Artsteckbriefes:  Magdalena Meikl

Zootoca vivipara  (Jacquin, 1787)

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Bergeidechse

©  Dirk Grasse/piclease

 

Bergeidechse

©  Martin Kreuels/piclease

 

Bergeidechse

©  Klaus Reitmeier/piclease

 

 

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Jungtier der Bergeidechse

©  Werner Kammel

 

schwarze Form der Bergeidechse

©  Werner Kammel

 

Bergeidechse

©  Christof Martin/piclease

 

Kurzinfo

Autor: Magdalena Meikl

Folgender Artsteckbrief stammt von Dr. Werner Kammel:

Die Bergeidechse besitzt ihren Verbreitungsschwerpunkt in Bergregionen sowie in Feuchtgebieten des Tieflandes. Die Körperform ist als gedrungen mit kurzen Beinen, kurzem Kopf und mäßig langem Schwanz zu beschreiben. Die meist braune Grundfärbung kann unterschiedliche Farbeinschläge aufweisen. In der Mitte des Rückens befindet sich ein (braun)schwarzer, teils auch in Fleckenreihen aufgelöster Strich, der meist nur bis zur Mitte des Schwanzes reicht. Der Rücken ist heller als die durch einen hellen Längsstreifen getrennte Flankenzeichnung. Jungtiere sind (braun)schwarz gefärbt.

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Magdalena Meikl

Das Verbreitungsgebiet der Bergeidechse erstreckt sich vom Großteil Europas (abgesehen vom Mittelmeerraum) über Asien bis hin zum Pazifik. Sie kommt in allen österreichischen Bundesländern vor. Dabei besitzt sie unterschiedliche Verbreitungsschwerpunkte in Österreich: ihre Hauptverbreitung liegt in (sub)montanen und alpinen Bergregionen der Alpen und der Böhmischen Masse. In tiefen Lagen werden auch größere Feuchtgebiete und Moorlandschaften besiedelt. In pannonisch beeinflussten Regionen Niederösterreichs und Burgenlands existieren jedoch auch glaziale Reliktvorkommen in Feuchtgebieten des Wiener Beckens und des Seewinkels, die ursprünglich als Unterart „pannonica“ galten. Abgesehen von diesen Vorkommen unter 200 m Seehöhe werden Feuchtgebiete ab einer Höhe von ca. 500 m, Bergregionen meist zwischen 800 und 2.500 m Seehöhe besiedelt. Gebirgsvorkommen besitzen ihren Schwerpunkt zwischen der geschlossenen Waldgrenze und der oberen Baumgrenze, was jedoch beidseits erheblich überschritten werden kann. Vor allem in feuchteren Gräben kann sich die Verbreitung weit in Tallagen ziehen. In inneralpinen Tallagen werden zudem großflächige Feuchtgebiete und Moorlandschaften besiedelt. Nördlich der Alpen existieren Vorkommen in deckungsreichen, meist feuchtgründigen Lebensräumen auch in tieferen Lagen. Die Art bevorzugt für ein Reptil relativ kühle Lebensräume, benötigt aber dennoch eine hohe Sonneneinstrahlung. Dabei wird auch ein hoher Sichtschutz bevorzugt, der z.B. durch Zwergsträucher wie Heidekraut oder Heidelbeeren, aber auch durch niedrige Nadelgehölze wie Latschen oder Wacholder geboten werden kann. Als Habitat eignen sich in tieferen Lagen feuchte Ränder, Schneisen, Schonungen, Lichtungen von Wäldern, Gewässerufer und Moorgebiete. In höheren Lagen besiedelt sie Bergwiesen- und weiden oder halboffene felsige und steinige Blockhalden. Generell werden trockene Gebiete gemieden.

Vorkommen in der Steiermark

Autor: Magdalena Meikl

Die Bergeidechse ist in der gesamten Obersteiermark sowie im Steirischen Randgebirge (Wechselgebiet bis Koralm) ab einer Seehöhe von 800 m weit verbreitet anzutreffen. Zudem werden großflächige Moorlandschaften (Ennstal) oder sonstige Feuchtgebiete (Grüner See) auch in tieferen Lagen inneralpiner Tallandschaften besiedelt.

Hilfe zur Bestimmung

Autor: Magdalena Meikl

Die Bergeidechse besitzt einen gedrungenen Wuchs mit kurzen Beinen und kurzem Kopf. Auf der Oberseite ist sie braun bis graubraun gefärbt, manchmal auch mit grünlichen, gelblichen oder rötlichen Farbeinschlägen. Selten können auch (fast) schwarze Individuen angetroffen werden. Schwarze Punkte am Rücken bilden häufig in der Mitte einen schwarzen, oft nicht durchgehenden Strich, der meist nur bis zur Mitte des Schwanzes reicht. Der Rücken ist heller als die Flanken gefärbt. Diese sind durch einen beigen (manchmal unterbrochenen oder nur schwach ausgeprägten) Längsstreifen vom Rücken getrennt. Die Bauchseite ist weißlich (Weibchen) bis leuchtend orange (Männchen) gefärbt und weist eine schwarze, bei Männchen stärkere Fleckung auf. Die Schuppenreihe des „Halsbandes“ ist deutlich gezähnt. Jungtiere sind durch ihre (braun)schwarze Färbung kaum zu verwechseln.

Ähnliche Arten

Autor: Magdalena Meikl

Mauereidechsen besitzen einen erheblich abgeflachteren und langschwänzigeren Körperbau sowie ein glattes Halsband (hinterste Schuppenreihe im Kehlbereich).
Zauneidechsen können durch ihr markant gefärbtes Rückenband mit weißlichen Stricheln in der Rückenmitte, einer oft grünlichen (niemals orangen Bauchfärbung) unterschieden werden.
Bergeidechsen sind die einzige heimische Reptilienart, deren Jungtiere nahezu schwarz gefärbt sind.

Größe

Autor: Magdalena Meikl

Körperlänge bis max. 7,5 cm, meist kleiner, Schwanz ca. 1,5 Mal so lang. Gesamtlänge bis 18 cm.

Lebensweise

Autor: Magdalena Meikl

Die Jahresaktivität der Bergeidechse lässt sich aufgrund der Besiedelung von Höhenlagen, die ein Spektrum von über 2.000 m umfassen, nicht einheitlich beschreiben. In extremen Hochlagen kann die Winterstarre mehr als 8 Monate andauern. Dies wirkt sich auch auf die tageszeitliche Aktivität aus. Die Bergeidechse kann meist bei 25 - 30°C Bodentemperatur beobachtet werden. Bergeidechsen exponieren sich äußerst ungern und sonnen sich gerne in Sichtschutz bietender niedrigwüchsiger Vegetation oder in Felsspalten. Weibchen gebären im Hochsommer 3 bis 12 ca. 5 cm lange Jungtiere, die während der Geburt aus ihren häutigen und durchsichtigen Eihüllen schlüpfen. Die eierlegende „Kärntner“ Unterart (siehe unten) legt ihre Gelege im Juni/Juli ab. Die Hauptbeute besteht je nach Lebensraum bevorzugt aus Insekten, Spinnentieren und Gliederfüßern.

Gefährdung und Schutz

Autor: Magdalena Meikl

In Gebirgsregionen bestehen kaum Gefährdungsursachen durch den Menschen. In Mittelgebirgslagen wird der Lebensraum der Bergeidechse durch intensive Forstwirtschaft und Verwaldung tiefer gelegener Almen eingeschränkt. Ein erheblicher Lebensraumverlust ist aber in den Feuchtgebieten des Tieflandes gegeben, wo durch Trockenlegungen, Degradierung der Lebensräume, intensive Landwirtschaft und Verbauung ihre Lebensräume massiv beeinträchtigt werden. Vorrangige Schutzmaßnahmen sind somit im Erhalt großflächiger Feuchtlebensräume und Moorlandschaften inneralpiner Täler und des Alpenvorlandes zu sehen. Im pannonisch beeinflussten Gebiet ist dabei vor allem auf den Erhalt (wechsel)feuchter Wiesen und Verlandungszonen stehender Gewässer Wert zu legen. Die Bergeidechse ist keine EU-geschützte Art gemäß FFH-Richtlinie und in der Roten Liste Österreichs als „near threatened = Gefährdung droht“ eingestuft.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Magdalena Meikl

Die Bergeidechse besitzt nicht nur das größte Verbreitungsareal aller Reptilienarten, zugleich dringt sie am weitesten nach Norden vor (bis knapp über den Polarkreis). In Österreich existiert eine zweite eierlegende, äußerlich praktisch nicht unterscheidbare, im Jahr 2000 beschriebene Unterart Z. v. carniolica (Kärntner Bergeidechse). Deren österreichische Hauptverbreitung liegt in großflächigen Feuchtgebieten sowie in collinen und submontanen Lagen Kärntens, sie wurde aber in grenznahen Bereichen an 2 Stellen auch in der Steiermark bereits nachgewiesen. Mittlerweile sind auch Hybridisierungen mit der lebendgebärenden Nominatform bekannt.

Literaturhinweise

Autor: Magdalena Meikl

CABELA, A. GRILLITSCH, H. TIEDEMANN, F. (2001): Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich: Auswertung der Herpetofaunistischen Datenbank der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien; Wien (Umweltbundesamt); 880 pp.
GOLLMANN, G. (2007): Rote Liste gefährdeter Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) Österreichs. In: BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND WASSERWIRTSCHAFT (HRSG.), Grüne Reihe Band 14/2: Rote Liste gefährdeter Tiere Österreichs: Kriechtiere, Lurche, Fische, Nachtfalter, Weichtiere. Checklisten, Gefährdungsanalysen, Handlungsbedarf. Verlag Böhlau, Wien: 37-60.
KWET, A. (2015): Reptilien und Amphibien Europas (3. Auflage). Kosmos Verlag, Stuttgart; 351 S.
LAUFER, H. & FRITZ, K. & SOWIG, P. (Hrsg.) (2007): Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. Verlag Eugen Ulmer KG; Stuttgart: 807 S.
THIESMEIER, B. (2013): Die Waldeidechse. Ein Modellorganismus mit zwei Fortpflanzungswegen. Beiheft der Z. f. Feldherpetologie 2; Laurenti-Verlag, Bielefeld; Laurenti-Verlag, Wiesbaden; 160 S.

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Bergeidechse

deu

Waldeidechse

fra

Lézard vivipare