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 Artsteckbriefe

Autor  dieses Artsteckbriefes:  Magdalena Meikl

Vipera ursinii 

 

Wiesenotter

©  Hans-Joachim Fünfstück/piclease

 

Wiesenotter

©  Stefan Kostyra/piclease

 

Wiesenotter

©  Hans-Joachim Fünfstück/piclease

 

 

Kurzinfo

Autor: Magdalena Meikl

Folgender Artsteckbrief stammt von Dr. Werner Kammel:

Die Wiesenotter gehört zu den am stärksten bedrohten Tierarten Europas. Ihre Verbreitung ist auf die Pannonische Tiefebene beschränkt. In Österreich gilt die Wiesenotter als „mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgestorben“. Ehemalige Vorkommen existierten in der „Feuchten Ebene“ südöstlich von Wien sowie im Burgenländischen Seewinkel. Die kleinste Giftschlange Europas benötigt als Lebensraum sowohl trockene als auch feuchte großflächige Wiesen unterhalb einer Seehöhe von 200 m.

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Magdalena Meikl

Die Verbreitung der Wiesenotter, eine der am stärksten bedrohten Tierarten Europas, beschränkte sich auf die Pannonische Tiefebene in Ungarn und deren Randgebiete in Österreich und Rumänien. Aktuelle Vorkommen existieren allerdings nur mehr in der Tiefebene zwischen Donau und Theiß südlich von Budapest, im ungarischen Teil des Hansag nahe der österreichischen Grenze sowie auf kleinräumigen Lebensräume in Rumänien. In Österreich gilt die Wiesenotter als „mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgestorben“. Der letzte publizierte Fund stammt aus dem Jahr 1973, von den „Zitzmannsdorfer Wiesen“ am Nordostufer des Neusiedlersees. Hinzu kam 1984 ein Totfund im Seewinkel.
Durch ihre ausgesprochen engen Habitatansprüche – es werden sowohl gehölzfreie Feuchtwiesen (Sommerlebensraum) als auch Trockenstandorte (Überwinterung, Reproduktion) benötigt und es werden nur geringe Schwankungen in den Umweltfaktoren toleriert- kommt auch der Nutzung und Pflege derartiger Wiesen eine maßgebliche Rolle zu. Wesentliche Habitatstrukturen werden durch Grashorste mit trockenem Pflanzenmaterial gebildet, die thermisch begünstigte Versteckmöglichkeiten bieten. Diese Strukturen gehen jedoch durch die Mahd zumeist verloren. Durch eine zu gründliche Entsorgung des Mähgutes werden restliche Versteckmöglichkeiten entfernt.

Vorkommen in der Steiermark

Autor: Magdalena Meikl

Die Steiermark liegt außerhalb auch des historischen Verbreitungsgebietes.

Hilfe zur Bestimmung

Autor: Magdalena Meikl

Wiesenottern besitzen im Vergleich zu anderen Viperarten einen eher schlanken Körperbau, aber einen für Vipern typischen kurzer Schwanz (< 10 % der Körperlänge), katzenförmige Pupillen sowie zahlreiche kleine und wenige größere unregelmäßige Schuppen auf der Kopfoberseite; die längs gekielten Schuppen bewirken ein raues (nicht glattes) Erscheinungsbild. Die Wiesenotter weist ähnlich der Kreuzotter ein markantes Zickzackband am Rücken auf. Dieses besitzt jedoch meist eine dunklere Umrandung, das von einem Band hell gefärbter Schuppen umgeben ist. Ihre Flanken sind dunkler gefärbt und weisen zusätzlich dunkle Flecken auf. Die Grundfärbung ist meist hell- bis gelblichgrau oder bräunlich. Der Kopf ist durch eine V-färbige Zeichnung auf der Hinterseite sowie einen dunklen Hinteraugenstreifen gezeichnet.

Ähnliche Arten

Autor: Magdalena Meikl

Durch vollkommen unterschiedliche Verbreitungsgebiete und Lebensräume ist in der Natur eine Verwechslung mit anderen Viperarten, vor allem mit der ähnlich aussehenden Kreuzotter auszuschließen.
Die auch in denselben Lebensräumen vorkommende Schlingnatter besitzt die für Nattern typischen Merkmale (runde Pupille, 9 große Schilder auf der Kopfoberseite und einen langen Schwanz, kein Zickzackband am Rücken). Zudem besteht die Zeichnung des Hinterkopfes aus einem parallel auslaufenden „verkehrten U“.

Größe

Autor: Magdalena Meikl

Gesamtlänge meist unter 50 cm, die größeren Weibchen können auch über 60 cm Länge erreichen.

Lebensweise

Autor: Magdalena Meikl

Die Überwinterung findet an trockenen, leicht erhöhten und damit überflutungssicheren Standorten der pannonischen Tiefebene statt. Winterquartiere werden bereits im zeitigen Frühjahr verlassen. Nach der Paarungszeit (März bis Mai) wandert die Wiesenotter in feuchtere und dichterwüchsige Wiesenflächen mit niedrigeren Oberflächentemperaturen ab. Ab August werden je nach Größe des Weibchens 4 bis 18 Jungtiere lebend geboren. Die relativ schwach giftige Viper ernährt sich vorwiegend von Heuschrecken, jungen Eidechsen und jungen Nagetieren. Sie lebt in hohem Maße versteckt und verhält sich auch bei vermeintlicher Bedrohung beißunlustig.

Gefährdung und Schutz

Autor: Magdalena Meikl

Die Wiesenotter zählt zu den gefährdetsten Tierarten Europas. In Österreich ist sie als ausgestorben zu betrachten. Dabei kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass noch Restbestände zumindest im burgenländischen Seewinkel existieren. Schutzmaßnahmen können erst nach Feststellung eines tatsächlichen Restbestandes ergriffen werden. Eine Wiedereinbürgerung der Art wurde zwar in Betracht gezogen, aber bislang nicht verwirklicht. Zuvor müssten geeignete Lebensräume durch extensive Mahd oder Beweidung erst wieder artgerecht restauriert werden. Die Art ist gemäß FFH-Richtlinie in Anhang II gelistet und in der Roten Liste Österreichs als „critically endangered = vom Aussterben bedroht“ eingestuft.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Magdalena Meikl

Diese kleinwüchsige und harmlose Giftschlange kam in Österreich vor dem 1. Weltkrieg in Feuchtwiesen Niederösterreichs noch durchaus in hohen Beständen vor. Näheres dazu lesen Sie hier.
Ihre Ausrottung wurde nicht nur durch Drainagierungsmaßnahmen und Flurbereinigungen geeigneter Lebensräume der „Feuchten Ebene“ südöstlich von Wien verursacht, sondern auch durch direkte Tötung zum Schutze u.a. der kaiserlichen Familie, z.B. im Bereich des Schlosses Laxenburg. Die Anzahl der dabei getöteten und konservierten Exemplare (gelagert im Naturhistorischen Museum Wien) lässt sich durchaus mit dem gesamten heutigen Naturbestand Europas vergleichen. Wiesenottern werden seit einigen Jahren in Ungarn (Kecskemét) innerhalb ihres natürlichen Lebensraumes zum Zwecke einer Wiederbesiedelung erfolgreich in hohem Ausmaß gezüchtet. Näheres zur Situation der Wiesenotter im Burgenland lesen Sie hier.

Literaturhinweise

Autor: Magdalena Meikl

BALINT, H. (Hrsg.) (2007): Studies on the conservation of the Hungarian meadow viper. Duna-Ipoly Nemzeti Park Igazgatóság; Rosalia 3, Budapest: 194 S.
CABELA, A. GRILLITSCH & H. TIEDEMANN, F. (2001): Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich: Auswertung der Herpetofaunistischen Datenbank der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien; Wien (Umweltbundesamt); 880 pp.
GOLLMANN, G. (2007): Rote Liste gefährdeter Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) Österreichs. In: BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND WASSERWIRTSCHAFT (HRSG.), Grüne Reihe Band 14/2: Rote Liste gefährdeter Tiere Österreichs: Kriechtiere, Lurche, Fische, Nachtfalter, Weichtiere. Checklisten, Gefährdungsanalysen, Handlungsbedarf. Verlag Böhlau, Wien: 37-60.
KAMMEL, W. (1992); Zur Situation der Wiesenotter, Vipera ursinii rakosiensis (MEHELY 1894) (Squamata: Serpentes: Viperidae), in Niederösterreich. Herpetozoa 5 (1/2): 3 – 11. Download
KAMMEL, W. (1992): Zur Situation der Wiesenotter, Vipera ursinii rakosiensis (MEHELY 1894) und der Pannonischen Bergeidechse, Lacerta vivipara pannonica LAC & KLUCH, 1968, im Burgenland (Österreich). (Squamata: Serpentes: Viperidae; Sauria: Lacertidae). Herpetozoa 5 (3/4): 109 – 118. Download
KWET, A. (2015): Reptilien und Amphibien Europas (3. Auflage). Kosmos Verlag, Stuttgart; 351 S.

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Wiesenotter