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 Artsteckbriefe

Autor  dieses Artsteckbriefes:  Magdalena Meikl

Emys orbicularis  (Linnaeus, 1758)

weitere Bilder

Europäische Sumpfschildkröte

©  Erich Thielscher/piclease

 

Männliche Europäische Sumpfschildkröte

©  Andreas Lettow Camargue/piclease

 

Mehrere Sumpfschildkröten beim Sonnenbaden

©  Franz Kovacs

 

 

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Europäische Sumpfschildkröte

©  Josef Limberger

 

radial angeordnete Panzerzeichnung

©  Hans-Joachim Fünfstück/piclease

 

Kurzinfo

Autor: Magdalena Meikl

Folgender Artsteckbrief stammt von Dr. Werner Kammel:

Die derzeit sechs anerkannten Unterarten der Europäischen Sumpfschildkröte besitzen im südlichen und östlichen Europa eine weite Verbreitung. In Österreich ist nur die Nominatform Emys orbicularis orbicularis in den Donau- und Marchauen heimisch. Sie wurde aber in allen Bundesländern auch ausgesetzt. Von den ebenfalls häufig ausgesetzten amerikanischen Schmuckschildkröten sind sie an der gelb gepunkteten (nicht gestreiften) Zeichnung von Kopf, Hals und Vorderbeinen sowie den feinen, gelben und radiär verlaufenden Punkten und Streifen am Rückenpanzer zu unterscheiden.

Interessante Links

Autor: Magdalena Meikl

www.sumpfschildkroete.at

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Magdalena Meikl

Die Europäische Sumpfschildkröte besitzt eine weite Verbreitung von Nordafrika und Portugal über den Mittelmeerraum, das südliche Mitteleuropa, Osteuropa und das westliche Asien bis zum Aralsee und wurde in derzeit 6 anerkannten Unterarten beschrieben. In Österreich ist sie nur entlang der Donauauen von Tulln bis zur Staatsgrenze vor sowie in den Marchauen südlich von Marchegg (Niederösterreich, Wien) heimisch. Sie wurde jedoch in allen Bundesländern vor allem in thermisch begünstigten Feuchtgebieten ausgesetzt. Die Art lebt an größeren, verkrauteten Stillgewässern wie Teichen und Auengewässern mit vegetationsreichen Uferzonen und nahegelegenen Sonnen- und Eiablageplätzen. Diese Lebensraumbedingungen sind in Österreich nur in großflächigen Augebieten gegeben. Klare Gewässer und solche mit sandigem oder steinigem Grund werden weniger gern oder überhaupt nicht besiedelt.

Vorkommen in der Steiermark

Autor: Magdalena Meikl

Die Steiermark liegt außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes. Allerdings wurden Tiere an zahlreichen Stellen des Lafnitztales, der Ost- und der Südsteiermark ausgesetzt.

Hilfe zur Bestimmung

Autor: Magdalena Meikl

Die überwiegend dunkelbraun bis schwarz gefärbte Schildkröte weist an Kopf, Hals und Beinen zahlreiche gelbe Punkte auf. Auch der Panzer ist meist weißlich bis gelb gezeichnet, wobei diese Punkte und Streifen radial angeordnet sind. Ihr Hals ist niemals (wie bei Schmuckschildkröten) längs gestreift. Die Zeichnung des Panzers verliert sich zunehmend mit dem Alter des Individuums. Die Panzerform ist oval und abgeflacht bis leicht aufgewölbt. Vor allem bei Jungtieren ist ein medianer Kiel des Panzers zu erkennen. Die Grundfärbung des Bauchpanzers ist gelb, bei der heimischen Unterart Emys orbicularis orbicularis jedoch überwiegend schwarz gezeichnet. Männchen besitzen einen flacheren Panzer, eine konkave Wölbung des Bauchpanzers und einen dickeren Schwanz. Zudem weisen die Augen der Männchen eine orange, nicht gelbliche Färbung auf.

Ähnliche Arten

Autor: Magdalena Meikl

Die Europäische Sumpfschildkröte ist die einzige heimische Schildkrötenart und kann nur mit ausgesetzten Haustieren verwechselt werden. Die aus Amerika stammende Schmuckschildkröte (Trachemys scripta) weist in Österreich aber nur eine Verbreitung in thermischen Gunstlagen auf. Sie besitzt einen auffällig gelb gestreiften Hals mit gelbem oder rotem Schläfenstreifen.

Größe

Autor: Magdalena Meikl

Panzerlänge: 12-23 cm; Gewicht: Männchen unter 1 kg, Weibchen bis über 1,5 kg

Lebensweise

Autor: Magdalena Meikl

Die Winterruhe wird meist in schlammigen Bereichen des Gewässergrundes verbracht und endet bereits im Vorfrühling. Paarungsaktivitäten finden kurz nach Ende der Winterruhe im Frühling statt, die eigentliche Paarung meist unter Wasser. Die Partnersuche erfolgt über Pheromone, sodass die Reproduktion auch bei einer geringen Individuendichte gegeben ist. Zur Eiablage werden ab Ende Mai von Hochwasser ungefährdete Bereiche mit leicht grabbaren Böden aufgesucht. Je nach Lebensraumsituation werden dafür auch weitere Wanderungen unternommen. Wanderaktivitäten können aber auch aufgrund von Austrocknung ihres Stillgewässers stattfinden.
Gelege bestehen aus 5 bis 20 hartschaligen Eiern, die in selbst gegrabenen Erdgruben in ca. 10-15 cm Tiefe abgelegt werden. Das Geschlecht wird vor allem durch die vorherrschenden Temperaturverhältnisse bestimmt (unter 28°C: Männchen, über 30°C: Weibchen). Die ca. 2 cm großen Jungtiere schlüpfen nach etwa 2 Monaten meist im August. Erst ab dem 6. Lebensjahr werden die Weibchen geschlechtsreif. Die Art erreicht ein Lebensalter ähnlich dem des Menschen.
Sumpfschildkröten sind am ehesten beim Sonnenbad auf Baumstrünken oder -stämmen im ufernahen Bereich zu beobachten oder „schwebend“ in wärmeren und besonnten Bereichen der Wasseroberfläche. Die meiste Zeit ihres Lebens verbringt die Art im Wasser. Dieses wird nur zum Sonnenbaden, zur Eiablage oder zu Wanderungen verlassen.
Im Gewässer jagt sie nach kleinen Fischen, Kaulquappen, Insekten und Mollusken. Beim Aufreißen des Maules entsteht darin ein Unterdruck, wodurch Beutetiere vor dem Maul regelrecht eingesaugt werden.

Gefährdung und Schutz

Autor: Magdalena Meikl

Die Europäische Sumpfschildkröte gilt als vom Aussterben bedroht. Die Hauptgefährdung liegt im Verlust und der Degradierung ihrer Lebensräume. Ihr autochthones Verbreitungsgebiet in Niederösterreich und Wien ist mittlerweile zur Gänze als NATURA 2000-Gebiet geschützt. Besonders gefährdet sind dabei auch ihre Eiablageplätze durch Nesträuber, durch heimische Raubtiere, aber auch durch Hunde, Katzen und eingeschleppte Tierarten wie dem Waschbär. Wandernde Individuen fallen auch dem Straßenverkehr zum Opfer. Zudem beeinträchtigen ausgesetzte Tiere die innerartliche genetische Vielfalt. Vor allem Exemplare aus dem Mittelmeerraum sind dabei nicht an die klimatischen Bedingungen in Österreich angepasst. Eine weitere Gefährdung wird auch durch die Aussetzung von amerikanischen Schmuckschildkröten verursacht. Sie können Krankheiten übertragen oder eine Konkurrenz im Lebensraum verursachen.
Wichtige Schutzmaßnahmen werden seit 2002 im Rahmen eines Artenschutzprogrammes durchgeführt: Schutz der Eiablageplätze durch Metallgitter mit geeigneter Maschenweite, Aufstellung von Warntafeln an betroffenen Straßenabschnitten, gezielte Beruhigung sensibler Gebiete (z.B. Auflassen von Wanderwegen).
Besonders bedeutsam wäre ein Unterbinden weiterer Aussetzungen von allen Arten an Sumpf- und Wasserschildkröten in Österreich.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Magdalena Meikl

Früher wurde die Europäische Sumpfschildkröte vor allem während der Fastenzeit verspeist und in früheren Jahrhunderten in Massen auf Fischmärkten verkauft. Dafür wurde sie auch über weite Distanzen aus dem Balkan und aus Osteuropa importiert. Das erschwert die Zuordnung von Funden (Panzerreste) aus früheren Jahrhunderten (Niederösterreich, keine Altersdatierung). Allerdings wurden in Vorarlberg und Kärnten auch nacheiszeitliche subfossile Funde nachgewiesen, was eine vorchristliche Verbreitung der Art in Österreich bestätigt.
Sie sind äußerst scheu und tauchen bei Störung blitzschnell unter.

Literaturhinweise

Autor: Magdalena Meikl

CABELA, A. GRILLITSCH, H. TIEDEMANN, F. (2001): Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich: Auswertung der Herpetofaunistischen Datenbank der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien; Wien (Umweltbundesamt); 880 pp.
DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HERPETOLOGIE UND TERRARIENKUNDE (DGHT) (2015): Reptil des Jahres 2015: Die Europäische Sumpfschildkröte. Broschüre, 40 S. FRITZ, U. (2003): Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis). Supplement der Z. f. Feldherpetologie 1; Laurenti-Verlag, Bielefeld; 224 S.
GOLLMANN, G. (2007): Rote Liste gefährdeter Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) Österreichs. In: BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND WASSERWIRTSCHAFT (HRSG.), Grüne Reihe Band 14/2: Rote Liste gefährdeter Tiere Österreichs: Kriechtiere, Lurche, Fische, Nachtfalter, Weichtiere. Checklisten, Gefährdungsanalysen, Handlungsbedarf. Verlag Böhlau, Wien: 37-60.
HÖDL, W. & M. RÖSSLER (2000): Die Sumpfschildkröte. Stapfia 69, Biologiezentrum des OÖ. Landesmuseums, Linz: 248 S.
KWET, A. (2015): Reptilien und Amphibien Europas (3. Auflage). Kosmos Verlag, Stuttgart; 351 S.
LAUFER, H. & FRITZ, K. & SOWIG, P. (Hrsg.) (2007): Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. Verlag Eugen Ulmer KG; Stuttgart: 807 S.
ROGNER, M. (2009): Europäische Sumpfschildkröte – Emys orbicularis. Edition Chimaira, Frankfurt a. M.: 270 S.

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Sumpfschildkröte

deu

Europäische Sumpfschildkröte

fra

Cistude d'Europe