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 Artsteckbriefe

Autor  dieses Artsteckbriefes:  Günther Nowotny

Rhododendron tomentosum  Harmaja

 

Sumpf-Porst

©  Maria Zacherl

 

Sumpf-Porst

©  Maria Zacherl

 

Sumpf-Porst

©  Maria Zacherl

 

 

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Günther Nowotny

Die Gesamtverbreitung des Moor- oder Sumpf-Porsts erstreckt sich über das nördliche und gemäßigte Eurasien. Hier treten die Unterarten Europäischer Sumpf-Porst (Rhododendron tomentosum subsp. palustre) und Sibirischer Sumpf-Porst (R. t. subsp. sibiricus) auf, während in der nordamerikanischen Arktis die Unterart Engblättriger Sumpf-Porst (R. t. subsp. decumbens) vorkommt. Der Moor-Porst wird hinsichtlich seiner Verbreitung als nordisch-kontinental eingestuft. In Mitteleuropa ist er ein Eiszeitrelikt. In Österreich gilt der Moor-Porst als sehr selten und nur in Ober- und Niederösterreich als heimisch. In der Steiermark sind die Vorkommen erloschen. Ein Bestand bei Rattensberg in Nordtirol geht auf eine Ansalbung um 1890 zurück, die Art ist dort lokal eingebürgert.

Der Moor-Porst tritt in Hochmooren, Moorgebüschen und moorigen Wäldern sowie feuchten Kiefernwäldern auf. Als Rohhumuswurzler besiedelt er nasse, nährstoff- und basenarme Torfböden. Er ist als streng Kalk meidender Säurezeiger einzustufen. Die vertikale Verbreitung beschränkt sich auf die (submontane bis) montane Höhenstufe. Diese Pflanze gilt als Kennart der Gesellschaft des Sumpf-Porsts und des Bunten Torfmooses (Ledo palustris-Sphagnetum medii), deren zumeist lockere Baumschicht von der Rot-Kiefer oder Rot-Föhre (Pinus sylvestris) gebildet wird. Weitere Lebensräume sind dem Verband der Hochmoorgesellschaften in der temperaten Zone Europas (Sphagnion medii = Sphagnion magellanici) sowie dem Verband der subkontinentalen bodensauren Rot-Föhrenwälder (Dicrano-Pinion) zuzuordnen.

Interessante Links

Autor: Günther Nowotny

http://www.homoeopathiker.de/Galerie/l/ledum1.htm

Hilfe zur Bestimmung

Autor: Günther Nowotny

Aufgrund seines Aussehens, des Geruchs und des Standorts ist der Moor-Porst bei uns eigentlich nicht verwechselbar.

Ähnliche Arten

Autor: Günther Nowotny

Eine verwandte Art ist der Grönländische Porst (Rhododendron groenlandicum, früher Ledum groenlandicum), der in Deutschland in Torfmooren stellenweise eingebürgert ist. Er unterscheidet sich vom Moor-Porst durch eiförmige bis lanzettliche Blätter, die zwei- bis fünfmal so lang wie breit sind. Die ebenfalls weißen Blüten besitzen nur 5-8 Staubblätter.

Beschreibung

Autor: Günther Nowotny

Dieses Heidegewächs (Ericaceae), das neuerdings systematisch zur Gattung Rhododendron gestellt wird, erreicht eine Wuchshöhe von 50-120 (150) cm. Es handelt sich um einen immergrünen, dicht verzweigten Strauch mit aufrechtem Wuchs bzw. ansteigenden Trieben. Die Zweige sind rostbraun und filzig behaart. Die Laubblätter sind 2-4 mm lang gestielt und besitzen eine linealisch bis lineal-lanzettlich geformte Spreite mit in der Regel deutlich erkennbarer Mittelrippe. Die Länge der Blätter beträgt 2-5 cm, sie sind ganzrandig und am Rand stark umgerollt. Die Oberseite ist dunkelgrün und verkahlend, die Unterseite rostrot-filzig. Der Sumpf-Porst verbreitet aufgrund des Gehalts an ätherischen Ölen einen eigentümlichen, durchdringenden Geruch. Die Blätter haben einen intensiven Geschmack, der entfernt an Rosmarin erinnert. Die stark aromatisch duftenden Blüten stehen aufrecht in dichten, endständigen Doldentrauben. Die Blüten sitzen auf drüsig-klebrigen Stielen und ihre Kronen weisen eine Breite von ca. 1,5 cm sowie eine Länge von 4-8 (10) mm auf. Die fünf weißen (selten rosaroten) Kronblätter sind frei und nicht wie bei den Alpenrosen-Arten der Gattung Rhododendron miteinander verwachsen. Die Blüten des Moor-Porsts beinhalten zehn Staubblätter. Die Blütezeit fällt in den Zeitraum Mai bis Juni/Juli. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, besonders Fliegen. Die Stiele der eiförmigen Kapselfrüchte sind herabgekrümmt. Die Samen werden durch den Wind ausgebreitet.

Lebensweise

Autor: Günther Nowotny

Der Moor-Porst zählt zu den Nanophanerophyten, deren Überdauerungsknospen sich zwischen 0,3 m und 5 m über dem Boden befinden (kleine Bäume und Sträucher). Weiters handelt es sich um eine Halbschattpflanze, die gerne in lichten Rot-Kiefern-Beständen auftritt. Hinsichtlich der Temperaturansprüche gilt er als Mäßigwärmezeiger, der Standort Hochmoor weist ihn als Nässe- und starken Säurezeiger aus. In Bezug auf die Nährstoffversorgung indiziert diese Art stark stickstoffarme Verhältnisse. Beim Moor-Porst handelt es sich um einen Lichtkeimer. Das Höchstalter der Sträucher wird mit rund 30 Jahren angegeben.

Gefährdung und Schutz

Autor: Günther Nowotny

Der Moor-Porst gilt in Mitteleuropa als seltene bis sehr seltene, stark gefährdete Art, die im Alpengebiet vom Aussterben bedroht ist. Für Österreich wird sie als sehr selten eingestuft. In der Roten Liste gefährdeter Farn-und Blütenpflanzen Österreichs (Niklfeld & Schratt-Ehrendorfer 1999) wird sie als stark gefährdet mit regional stärkerer Gefährdung (Stufe 2r!) im Alpengebiet geführt. Die wesentlichste Ursache für die starke Bedrohung liegt in der Veränderung und dem Verlust der Lebensräume des Moor-Porsts. Am gravierendsten wirken sich Drainagierungen von Hochmoorflächen und die damit verbundene Absenkung des Moorwasserspiegels aus. Daraus lässt sich ableiten, dass die Erhaltung dieser Pflanzenart am besten durch den Schutz der Hochmoore gewährleistet werden kann.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Günther Nowotny

Die Blätter und die jungen Sprosse der Pflanze sind giftig. Die Blätter können bis zu 2,5 % verschiedene ätherische Öle enthalten, deren Hauptbestandteile das Ledol und das Palustrol (beides Sesquiterpene) sind. Weitere Öle sind Thymol, Carvacrol, Myrcen, Ericolin und Quercetin, außerdem zählen Gerb- und Bitterstofe, Flavonglykoside, Arbutin und Spuren von Alkaloiden zu den Inhaltsstoffen. Ledol kann zu intensiven Irritationen von Schleimhäuten (besonders im Atemtrakt) und Nervensystem führen. Vergiftungserscheinungen sind Erbrechen, Reizung des Magen-Darm-Traktes mit Durchfall, Schädigung der Nieren und Harnwege, Schlafdrang, Schweißausbrüche, Muskel- und Gelenkschmerzen, Krämpfe bis hin zum Kollaps sowie Aborte. Todesfälle wurden allerdings nicht beobachtet. Auch rauschartige – mitunter aggressive – Zustände können hervorgerufen werden. Angeblich kann bereits der längere Aufenthalt in Porstbeständen zu Schwindel und rauschartigen Zuständen führen.

Zur Arzneiherstellung werden die getrockneten Spitzen der Zweige verwendet. Das Wort Ledum leitet sich wahrscheinlich aus dem lateinischen laedere = verletzen her, was bereits einen Hinweis auf die Anwendung der Arznei bei Stichwunden gibt. Außerdem wird das getrocknete Kraut volksmedizinisch auch bei Keuchhusten, Zahnproblemen, Knochen- und Gelenkschmerzen verwendet, homöopathisch bei Rheuma, Arthritis und Gicht sowie gegen Hautausschläge und einige Hautkrankheiten (z.B. Krätze) eingesetzt. Die Inuit und Athabasken bereiten aus der nordamerikanischen Unterart Engblättriger Sumpf-Porst (bzw. aus dem Grönländischen Porst) einen Tee (Labrador Tea) zu, dem ebenfalls medizinische Wirkung zugeschrieben wird.

Bereits aus der Bronzezeit existiert ein Nachweis, dass in Skandinavien der Moor-Porst als Brauzusatz Verwendung fand. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts dienten die Blätter als Ersatz für Hopfen beim Brauen des so genannten Grutbiers, obwohl dies wegen der Giftigkeit der Pflanze verboten war. Die Wirkstoffe verliehen dem Bier eine berauschende, die Alkoholwirkung verstärkende Eigenschaft und wirkten auch konservierend. Weiters wurde der Moor-Porst mittels Abreiben gegen Motten, Läuse und Krätze benutzt, was fallweise ebenfalls leichte Vergiftungserscheinungen hervorrief. Nicht zuletzt diente er wegen der berauschenden Wirkung seiner Inhaltsstoffe als Räucherstoff und Zauberpflanze.

Literaturhinweise

Autor: Günther Nowotny

ALBERTS, A. & MULLEN, P., 2003: Giftpflanzen in Natur und Garten: Bestimmung, Giftwirkung, Erste Hilfe. – Franckh-Kosmos-Verlag, Stuttgart, 270 pp. FISCHER, M.A., ADLER, W. & OSWALD, K., 2008: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3. verb. Aufl. – Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz, 1392 pp.

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Sumpf-Porst