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 Artsteckbriefe

Autor  dieses Artsteckbriefes:  Günther Nowotny

Gladiolus palustris  Gaudin

 

Sumpfgladiole

©  Angelika K.

 

 

Schutzprojekte des Naturschutzbundes

Autor: Günther Nowotny

In Salzburg haben sich NATURSCHUTZBUND Salzburg und die önj-Biotopschutzgruppe HALM (Heimisches Arten- und Lebensraum-Mangement) die Erhaltung und Pflege der letzten Sumpf-Gladiolen-Standorte zum Ziel gesetzt.

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Günther Nowotny

Die Sumpf-Gladiole wird hinsichtlich ihrer Verbreitung als europäisch kontinental (gemäßigt kontinental bis submediterran) eingestuft. Die Gesamtverbreitung ist illyrisch, alpisch-apenninisch und erstreckt sich bis Süd-Deutschland. Nachweise gibt es aus Frankreich, Italien, der Schweiz, Deutschland (Bayern, Baden-Württemberg), dem Fürstentum Liechtenstein, Slowenien. Ihr Vorkommen erstreckt sich weiter in die Karpaten und auf den Balkan. In Österreich besitzt sie in allen Bundesländern mit Ausnahme Wiens aktuelle Vorkommen, wobei Angaben für Kärnten und die Steiermark als unsicher gelten.

Die Sumpf-Siegwurz gilt als Art der Flachmoore, Moor-, Sumpf- und Heidewiesen. Sie besiedelt wechselfeuchte, mehr oder weniger nährstoffarme, basen- bzw. kalkreiche, milde, humose Tonböden. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt im collinen bis montanen Bereich.

Die Sumpf-Gladiole gilt als Kennart des Verbandes der Pfeifengras-Streuwiesen, des Molinion. Sie wird aber auch für wechseltrockene bzw. wechselfeuchte Standorte im Verband des Mesobromion (Bromion erecti), der Trespen-Halbtrockenrasen angegeben. Möglicherweise stammt die Art sogar ursprünglich aus lichten Schneeheide-Kiefernwäldern (Erico-Pinion), in denen sie auch auftritt, und fand in den genannten extensiv bewirtschafteten Wiesentypen Sekundärlebensräume mit günstigen Bedingungen.

Hilfe zur Bestimmung

Autor: Günther Nowotny

Die Sumpf-Gladiole ist nur in blühendem Zustand gut auffindbar, sonst ist sie auch von Kennern nur schwer zu entdecken. Unterscheidungsmerkmale zu anderen Gladiolen-Arten sind das spitze unterste Stängelblatt und die einseitswendige Blütenähre.

Ähnliche Arten

Autor: Günther Nowotny

Weitere in Österreich vorkommende Arten sind im Burgenland und in der Steiermark die Dachige Siegwurz (Gladiolus imbricatus) und in Südkärnten die Illyrien-Siegwurz (Gladiolus illyricus). Weitere Gladiolen-Arten des Alpenbogens sind die Gewöhnliche Gladiole (Gladiolus communis; Frankreich, Schweiz, Italien) und die Italienische Gladiole (Gladiolus italicus; Frankreich, Italien, Balkan). In der Blütenfarbe sind sich alle genannten Arten ähnlich.

Beschreibung

Autor: Günther Nowotny

Es handelt sich um eine 30-60 cm hohe, mehrjährige Staude mit schwertförmigen, abgeflachten und zweizeilig angeordneten Blättern, wobei das unterste Stängelblatt allmählich zugespitzt ist. Die Blattbreite beträgt 4-10 mm. Die Farbe der Blätter und Stängel ist blau-grün (glauk). Beim Grundorgan handelt es sich um eine Knolle. Die Fasern der Knollenhülle sind stark netzig verbunden mit rundlichen bis elliptischen Maschen.

Die auffälligen, dreizähligen Blüten sind in einer einseitswendigen Ähre zu zwei bis sechs (acht bis zehn) angeordnet. Sie blühen von unten nach oben auf, wobei nie mehr als vier gleichzeitig offen sind. Die nickenden Blüten selbst sind dorsiventral aufgebaut. Sie sind trichterförmig und etwas unregelmäßig zweilippig. Die Perigonröhre ist schwach gebogen bis fast gerade. Die Blüten besitzen eine leuchtend purpurrote Grundfarbe, wobei die unteren Perigonblätter in der Regel innen eine deutliche Zeichnung mit hellen bis weißen und dunkelroten Längsstreifen aufweisen. Diese haben wahrscheinlich Signal- bzw. Orientierungswirkung für bestäubende Insekten (Hummeln), allerdings ist auch Selbstbestäubung möglich. In den Blüten befinden sich drei Staubblätter.
Der Fruchtknoten ist unterständig, dreifächrig und vielsamig. Die 14-16 mm lange Samenkapsel ist an der Spitze abgerundet. Die Vorblätter der Blüten stehen entfernt und decken sich nicht.

Die Blütezeit fällt je nach Standort und Witterungsverlauf in den Zeitraum Juni bis Juli.

Größe

Autor: Günther Nowotny

30-60cm Höhe.

Lebensweise

Autor: Günther Nowotny

Die Sumpf-Gladiole ist ein sommergrüner Geophyt, d.h. dass die Knollen als Speicherorgane fungieren und die Überwinterungsknospen unter der Erdoberfläche liegen. Weiters handelt es sich um eine Lichtpflanze. Hinsichtlich der Temperaturansprüche steht sie zwischen den Mäßigwärmezeigern und den Wärmezeigern. Das bedeutet, dass sie hauptsächlich im planaren bis collinen Bereich vorkommt. In Bezug auf die Feuchtigkeitsverhältnisse ist sie zwischen die Frische- und die Feuchtezeiger einzureihen. Die Böden ihrer Wuchsorte sind demnach mittelfeucht bis gut durchfeuchtet, wobei die Sumpf-Gladiole auch ein Zeiger für starken Wechsel ist. Sie wird weiters zwischen den Schwachsäure- bis Schwachbasenzeigern und den Basen- und Kalkzeigern eingeordnet, d.h. sie ist niemals auf stark sauren Böden zu finden, sondern weist meist auf Kalk hin. Hinsichtlich der Nährstoffversorgung besiedelt sie die zwischen stickstoffärmsten und stickstoffarmen Verhältnissen stehenden Standorte.

Nach dem aktuellen Kenntnisstand keimen Sumpf-Gladiolen-Samen erst nach dem zweiten Winter, vermutlich können sie auch mehrere Jahre keimfähig überliegen. Mit Blüten ist frühestens im dritten Jahr nach der Keimung zu rechnen. Über die weitere Individualentwicklung, insbesondere in Bezug auf Alter der Einzelpflanzen und Blührhythmik liegen kaum Daten vor.

Gefährdung und Schutz

Autor: Günther Nowotny

Die Sumpf-Gladiole gilt in Mitteleuropa als sehr seltene, stark gefährdete Art, die vielfach verschwunden oder fast verschwunden ist und eine weiter abnehmende Tendenz aufweist. Für Österreich wird sie als selten bis sehr selten eingestuft. In der Roten Liste gefährdeter Farn-und Blütenpflanzen Österreichs (Niklfeld & Schratt-Ehrendorfer 1999) wird sie als stark gefährdet mit regional stärkerer Gefährdung (Stufe 2r!) geführt. Letzteres gilt für das östliche Alpengebiet (Salzburg östlich von Lofer und Zell am See, fast ganz Kärnten und die Alpenanteile der östlichen Bundesländer), das Vorland nördlich der Alpen und das Pannonische Gebiet, wo sie vom Aussterben bedroht ist.

Die wesentlichste Ursache für die starke Bedrohung der Sumpf-Gladiole liegt in der Veränderung und dem Verlust ihrer Lebensräume. Als Art der Moor- und Feuchtwiesen, deren Artenreichtum früher durch die klassische Nutzungsform der (spät)herbstlichen Streumahd erhalten wurde, ist sie so wie andere charakteristische Arten dieser Lebensräume, z.B. Pracht-Nelke (Dianthus superbus ssp. superbus), Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe) oder Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), vom landwirtschaftlichen Wandel in diesem Bereich besonders betroffen. Da der Bedarf an Einstreumaterial in vielen Betrieben zurückgegangen oder nicht mehr gegeben ist, kam es häufig durch Entwässerung und starke Düngung zur Umwandlung ihrer Standorte in Intensivgrünland oder zu Aufforstungen, meist mit Fichten. Auch die Einstellung der Biotoppflege durch Nutzungsaufgabe und die anschließende Verbrachung mit zunehmender Dominanz von Schilf, Großseggen und Hochstauden bzw. die Verbuschung führten zur Verarmung der artenreichen Pfeifengras-Streuwiesen. Als Lichtpflanze ist die Sumpf-Gladiole von dieser Entwicklung besonders negativ betroffen.

Die Sumpf-Siegwurz ist im Bundesland Salzburg vollkommen geschützt. Damit sind sowohl das Pflücken und das Ausgraben als auch die Vernichtung des Standortes verboten. Außerdem fallen ihre Wuchsorte durchwegs unter den gesetzlichen Lebensraumschutz. In den anderen Bundesländern dürfte eine vergleichbare Schutzsituation herrschen.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Günther Nowotny

Sie kommt in der Regel truppweise vor, durch Düngung und Sommermahd wird sie geschwächt. Da sie nur zur Blütezeit auffällig ist, sind Verzerrungen bei der Einschätzung der tatsächlichen Größe der Bestände nicht auszuschließen, wozu wahrscheinlich auch eine gewisse Rhythmik bei der Blüte beiträgt. Fallweise werden daher auch neue Standorte entdeckt.

 

Autor: Günther Nowotny

NOWOTNY, G., 2000b: Die Sumpf-Gladiole im Bundesland Salzburg. – NaturLand Salzburg 7/4: 25-29.
NOWOTNY, G. & TRÖSTER, B., 2002: Zur Bestandesentwicklung der Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris GAUDIN) im Bundesland Salzburg. – Tagungsband 10. Österr. Botanikertreffen, Bundesanstalt für alpenländische Landwirtschaft Gumpenstein, Irdning: 45-49.
WITTMANN, H., 1989: Floristische und pflanzensoziologische Erhebung der Vorkommen von Gladiolus palustris GAUDIN im Bundesland Salzburg, inklusive Gefährdungspotential und Sanierungs- bzw. Pflegemöglichkeiten der einzelnen Populationen. – Unveröff. Gutachten i. A. d. Österreichischen Naturschutzbundes, Landesgruppe Salzburg, Salzburg. 62 pp, 4 Abb.

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Sumpfgladiole