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 Artsteckbriefe

Autor  dieses Artsteckbriefes:  Wolfgang Holzner

Prunus spinosa  Linnaeus

 

Schlehe (Prunus spinosa)

©  Andreas Millinger

 

Schlehe (Prunus spinosa)

©  August Falkner

 

Schlehe (Prunus spinosa)

©  Luise L.

 

 

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Wolfgang Holzner

Ganz Österreich; etwas wärmebedürftig aber sehr sonnenhungrig, steigt daher im Gebirge nur auf Sonnhängen und in sommerwarmen Lagen über 1.000m Seehöhe; dagegen anspruchslos, was den Untergrund betrifft, meidet aber ausgesprochen nährstoffarme, saure und nasse, sich schwer erwärmende Böden.
Wegen der Lichtbedürftigkeit und geringen Wuchshöhe nur in Waldmänteln, (d.h. am Rand von Wäldern) und Lichtungen, an der Sonnseite von Hecken und auf Weideland.

Charakteristische Merkmale

Autor: Wolfgang Holzner

Achte im Winter auf Wuchshöhe, Zweigfarbe, Dornen und Knospen, im Frühling zusätzlich auf die Blüte vor den Blättern bzw. im Herbst auf die Früchte (Form, Größe) und den sich nicht lösenden Kern.

Ähnliche Arten

Autor: Wolfgang Holzner

Die Unterscheidung von den sehr vielfältigen Übergangsformen (Hybriden?) zu Zwetschke, Kirschpflaume, und anderen nah verwandten alten Obstgehölzen ist sehr heikel und nur etwas für Spezialisten (und die sind sich nicht einig). Daher nur Vorkommen als Schlehdorn melden, bei denen die hier angegeben Merkmale alle zutreffen; das Vorkommen abweichender Exemplare kann unter Anmerkungen mitgeteilt werden.

Wohl wegen des "dornigen Namens" wird die Schlehe überraschenderweise oft mit dem ebenfalls sehr häufigen Weißdorn (einer anderen Gattung mit mehreren Arten) verwechselt, obwohl dieser völlig anders aussieht; siehe Photo

SCHLEHDORN (auf dem Photo im Vordergrund): klein, ausläufertreibend Rinde dunkel (daher "Schwarzdorn") Blüten vor den Blättern Früchte dunkelblau
WEISSDORN (auf dem Photo im hinteren Teil der Hecke): großer Strauch od. kleiner Baum ohne Ausläufer Rinde hellgrau (daher "Weissdorn") Blüten nach den Blättern Früchte rot, kleiner

Beschreibung

Autor: Wolfgang Holzner

Kleiner Strauch, oft mehrstämmig und von nach außen zu kleiner werdenden, aus Ausläufern stammenden Tochterpflanzen umgeben; dunkle Rinde; Winterknospen stecknadelkopfgroß, meist zu mehreren dicht gedrängt; Zweigenden oft als Dornen ausgebildet;
Blüten weiß, klein, ca. 1cm groß, je nach Lokalklima und Jahreswitterung ab Mitte März bis Mai, jedenfalls aber immer vor den Blättern;
diese ähneln kleinen, schmalen Zwetschkenblättern;
Früchte kugelig, etwa1cm (bis max. 2 cm) Durchmesser, dunkelblau, erscheinen durch Wachsbereifung heller, werden aber beim Berühren sehr dunkel (da dabei der Wachsüberzug geglättet wird);
der kleine, kugelige Steinkern löst sich nicht vom Fruchtfleisch, das wegen des hohen Gerbstoffgehaltes (vor allem bei nicht vollreifen Früchten) sehr herb, zusammenziehend schmeckt.

Größe

Autor: Wolfgang Holzner

Typische Schlehen werden meist nur etwa 1,5 m hoch, auf mageren, trockenen Standorten bleiben sie sogar viel kleiner und krüppelig; nur in Ausnahmefällen, v.a. im Schatten bis 3m.

Lebensweise

Autor: Wolfgang Holzner

Wird die Schlehe überschattet, so kommt sie nicht mehr zum Blühen und stirbt nach einigen Jahren ab.
Von ihrem bevorzugten Lebensraum,Gehölzrändern, aus, versuchen die Sträucher mit unterirdischen Wurzelausläufern das angrenzende Offenland zu erobern; wird dort nicht mehr gemäht oder geackert, so kann sich der Schlehdorn ausbreiten und ausgedehnte Bestände bilden, die bloß aus einer Pflanze bestehen. Auf Ackerrändern macht sie sich durch ihre starken Dornen, die selbst Traktorreifen durchstechen können, unbeliebt. Auf Weiden wird sie selbst von Ziegen nur ungern verbissen und muss daher durch zusätzliche Pflege zurückgehalten werden.

Gefährdung und Schutz

Autor: Wolfgang Holzner

Der Schlehdorn ist ein Kind der vielfältigen Kulturlandschaft. Daher ist sie einerseits durch Entfernen von Hecken, Wegbaggern von Rainen, Verlagern der Feldwege dicht an den Waldrand, sodass kein Platz für einen Waldmantel bleibt, gefährdet; umgekehrt verschwindet die Schlehe aber auch, wenn die Nutzung, bzw. Pflege aufgegeben wird, weil sie dann von höherwüchsigen Gehölzen weggeschattet werden kann.
Einen Rückschnitt (z.B. zur Verjüngung von Hecken) verträgt die Schlehe gut.

Der Schlehdorn bietet einer sehr großen Zahl von Tierarten Schutz, Lebensraum und Nahrung (Nektar, Pollen, Früchte). Die Raupen von weit mehr als hundert Schmetterlingsarten nutzen ihre Blätter als Nahrung, manche sind sogar ausschließlich auf sie angewiesen.
Bei Neupflanzungen darauf achten, dass sie mit ihrem Ausläuferwuchs nicht lästig werden kann (angrenzende Flächen entweder Wald oder unter Pflege, z.B. Mahd). Außerdem nur von Naturstandorten aus der Region stammende und genetisch vielfältige, d.h. aus Samen produzierte Setzlinge verwenden. (Anzucht aus Samen langwierig, gehört in die Hand von Baumschul-Profis).

In Offenland-Naturschutzgebieten, wie v.a. in Mager- und Trockenrasen, kann die Schlehe sehr lästig werden und regelmäßige, jährliche Pflegeeinsätze erfordern, vor allem wenn mit dem ersten Pflegeinsatz zu lange gezögert wurde. Daher frühzeitig mit der Pflege beginnen, bevor sich der Schlehdorn flächig etabliert hat.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Wolfgang Holzner

Der Schlehdorn ist zwar weit verbreitet und vielen Landschaften nicht selten – gerade aber von häufigen Arten ist die Verbreitung nicht ganz genau bekannt, da zu wenig auf sie geachtet wird. Man nimmt es als selbstverständlich, dass sie da sind und daher fällt auch ihr Fehlen nicht weiter auf.
"Naturbeobachter.at" können daher durch ihre Mitarbeit beitragen, das Bild vom Vorkommen der Strauchart zu schärfen. Wertvolle Zusatzangaben wären z.B. süd-/nordseitiger Waldrand, Süd- oder Nordhang, und Angaben zur Häufigkeit (h=häufig, z=zerstreut, e=nur wenige einzelne Sträucher); diese immer bezogen auf einen umgrenzten Raum, z.B. "im Unkreis von etwa 1km des Dorfes XY", "im X-Tal zwischen Y und YY am Südhang". Auch zeitabhängige Angaben wie: "nimmt durch Aufgabe der Beweidung zu", oder "durch Flurbereinigung im Jahr 2010 stark dezimiert" sind interessant, ja sogar Nullmeldungen: "fehlt im Gebiet XY völlig".

Weitere Möglichkeiten interessante und nützliche Meldungen zu machen wären: a. Jährlich wiederkehrende Dauerbeobachtung (Monitoring): Auf Flächen auf denen Veränderungen des Schlehenvorkommens zu erwarten ist, wird jährlich eine Deckungsschätzung immer auf der genau gleichen, und gleich großen, Fläche vorgenommen: z.B. "300 m Hecke (bei…) – 2010: Schlehendeckung ca. 35 % (von oben gesehen), Höhe 1-2, 5 m" oder "Weide (in…) 2010, Schlehen decken ca. 15%, Sträucher 1m hoch", oder: "Schlehenbestand seit dem Vorjahr ca 70cm weiter in die Wiese hineingewachsen.
b: Phänologie,z.B. 2011: die ersten Blüten öffnen sich am 14.März; dies jährlich an der/den gleichen Stellen wiederholt, ergibt verglichen mit der Witterung des jeweiligen Jahres eine interessante Beobachtungsreihe.


Der Schlehdorn ist eine sehr vielgestaltige Art und vielleicht als Hybrid aus kleinasiatischen Arten entstanden. Es wird außerdem als gesichert angesehen, dass er eine der Eltern-Arten der vielfältigen Zwetschken/Pflaumen-Obstgruppe ist. Die Schlehenfrüchte selbst wurden ebenfalls seit der Steinzeit als Obst verwendet. Auch heute sind sie als Wildobst wieder interessant, wenn man sie lang genug, d.h. bis in den Winter hinein, nachreifen lässt. Dabei werden die Gerbstoffe und Säuren teilweise abgebaut, sodass der hohe Zuckergehalt der Früchte weniger überdeckt ist. Der Schlehenschnaps, bzw. Likör bekommt durch den Amygdalingehalt der Kerne ein Mandelaroma; bei Genuss zu großer Mengen kann man - zusätzlich zur Alkoholvergiftung - mit einer leichten Blausäurevergiftung rechnen.

Medizinisch werden die getrockneten Blüten bei leichten Entzündungen im Mund-Rachenraum eingesetzt; die Naturheilkunde weiß noch andere Anwendungen.

Literaturhinweise

Autor: Wolfgang Holzner

Georg SCHRAMAYR, Klaus WANNINGER: Die Schlehe. Amt der NÖ Landesregierung (LF6), 2008 www.rgv.or.at

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Schlehe