Autoren dieses Artsteckbriefes: Johannes Gepp , Gernot Neuwirth
Myrmeleon formicarius Linnaeus, 1767
Kurzinfo |
Der Ameisenlöwe ist Insekt des Jahres 2010. Ameisenlöwen sind Insektenlarven, der Ordnung "Netzflügler" (Neuroptera) zugehörend. Unser "Gewöhnlicher Ameisenlöwe" mit wissenschaftlichem Namen als Myrmeleon formicarius Linnaeus, 1767 beschrieben ist ein perfekter Fallensteller. Ihn direkt zu sehen ist schwer möglich, lebt er doch im Sand versteckt am Grund eines kreisrunden Trichters. Tagelang wartet er dort regungslos, bis eine Ameise über den Rand seiner Sandfalle rutscht. Dann schnappen seine gezähnten Kiefer in Bruchteilen von Sekunden zu und ziehen die zappelnde Beute in die Tiefe. |
Verbreitung und Lebensraum |
Die Familie der Myrmeleontidae, als Larven Ameisenlöwen und als Imagines Ameisenjungfern genannt, gehört zur Ordnung der Netzflügler (Neuroptera). Unter den mindestens 6000 weltweit vorkommenden Netzflüglerarten stellen die Ameisenlöwen mit nahezu 2000 Spezies die artenreichste Familie. Die Mehrzahl der Ameisenlöwen kommt in den trockenheißen Regionen der Erde vor. |
Interessante Links |
www.entofilm.com/Ameisenlöwe |
Hilfe zur Bestimmung |
Ameisenlöwen sind 3-17 mm lang, im Gesamteindruck etwa länglichoval, mit hellbrauner Grundfarbe mit dunkelbraunen Zeichnungen, Fleckungen und Beborstungen am Kopf, Körper und ebenso auf dem sehr großen, oval verbreiterten und eher flachen Hinterleib, auf dem zahlreiche Borsten auch in Büscheln angeordnet auffallen. Sie sind auch sehr oft mit den körnigen oder sandigen Partikeln des Umgebungssubstrats bedeckt, womit die ohnehin gute Tarnung verbessert wird. Neben dem dominierenden Abdomen fallen vor allem die sehr mächtigen zangenartigen Mundteile auf einem breiten, kräftigen Kopf auf. In der Tat handelt es sich um ein überraschend multifunktionales und charakteristisches Werkzeug, mit dem an ausgewählten Stellen im trockenen, oft sandigen Boden mehr oder weniger kreisrunde Fangtrichter errichtet werden. |
Ähnliche Arten |
Neben der Gewöhnlichen Ameisenjungfer Myrmeleon formicarius gibt es in Tallagen Mitteleuropas noch eine zweite häufige Trichter bauende Art, Euroleon nostras, die Geflecktflügelige Ameisenjungfer. In den Sanddünen der Meeresküsten Deutschlands, seltener im Binnenland Österreichs, findet man lokal die Sandtrichter der Dünen-Ameisenjungfer Myrmeleon bore. Die Mehrzahl der Ameisenlöwenarten baut keine Trichter! |
Beschreibung |
Ameisenlöwen sind die Larvenstadien der Ameisenjungfern. Die winzige Junglarve entschlüpft einem von Sand umhüllten Ei. Die 3 Larvenstadien sind ähnlich geformt und bauen Trichter mit 8 bis 80 mm Durchmesser. Nach fast 2 Jahre währender Fallenstellerei spinnt die erwachsene Larve im Sand einen kugelrunden Seidenkokon, dem im Sommer eine Ameisenjungfer mit libellenähnlichem Aussehen entschlüpft. |
Größe |
3 bis 17 mm |
Lebensweise |
Ameisenlöwen sind Bewohner von besonnten und trockenen Sonderstandorten. Zum Bau der Sandtrichter bedarf es eines Regenschutzes, kräftiger Sonneneinstrahlung und rieselfreudigen Sandes. Diese Faktorenkombination finden sie am ehesten an südseitigen Fels- und Hauswänden, unter Brücken, im Schutze großer Bäume oder unter überhängenden Baumwurzeln. |
Gefährdung und Schutz |
Der Gewöhnliche Ameisenlöwe ist in Österreich nicht gefährdet, die Nordische Ameisenjungfer hingegen schon. Die relativ große Art Acanthaclisis occitanica gilt überhaupt seit 90 Jahren als ausgestorben. |
Wissenswertes und Hinweise |
Charles R. Darwin beobachtete auf seiner berühmten Weltreise mit dem Forschungsschiff H.M.S. Beagle (1831-1835) in Australien Ameisenlöwen. Die verblüffende Übereinstimmung in der Fangtechnik (Errichtung der Fangtrichter), wie er sie bereits von europäischen Ameisenlöwen kannte, notierte er in sein Tagebuch mit dem bewunderungsträchtigen Hinweis, darin eine Hand des Schöpfers zu erblicken. Dass er diese Anmerkung wohl ohne zu zögern in dieser aus heutiger Sicht befremdlichen naturtheologischen Betrachtung so formulierte, zeigt schlicht, wie damals allgemein gedacht und so auch vom jungen Forscher Darwin übernommen wurde (Voss, 2008). |
Literaturhinweise |
GEPP J., 2010: Ameisenlöwen und Ameisenjungfern. Die neue Brehm-Bücherei Nr. 589 (3. erweiterte und vollständig überarbeitete Auflage), info@westarp.de, ISBN: 3894323221; ca.170 pp. |