- kommt blass kaffeebraun, dunkelbraun oder satt rotbraun vor
- wächst in naturbelassenen, relativ schattigen und nicht sehr feuchten montanen Nadelmischwäldern
- vermutlich giftig
Mit der Aufgeblähten Lorchel macht die Österreichische ...
[+] Weiterlesen- kommt blass kaffeebraun, dunkelbraun oder satt rotbraun vor
- wächst in naturbelassenen, relativ schattigen und nicht sehr feuchten montanen Nadelmischwäldern
- vermutlich giftig
Mit der Aufgeblähten Lorchel macht die Österreichische Mykologische Gesellschaftauf einen sehr seltenen, meist jedoch nicht erkannten, an montane
Nadelwälder mit Föhrenbestand gebundenen Mykorrhizapilz aufmerksam.
Beschreibung
Die Aufgeblähte Lorchel bildet große
stämmige 1–5-zipfelig-lappige, in der Regel aber 3-zipfelige
Fruchtkörper aus, und ist somit von großer Vielgestaltigkeit. Ihr Hut
kann bis zu 9 cm breit und bei hohen einzipfeligen Exemplaren bis 12 cm
hoch werden. Die Oberfläche ist hirnartig gewunden, stark und wirr
runzelig-faltig. Die Farbe variiert von blass kaffeebraun nach
dunkelbraun oder satt rotbraun. Der massive Strunk ist oft über 10 cm
lang und über 5 cm dick, gefurcht-rippig bis grubig, besonders oben so
wie der Hut mit großen Hohlräumen, rosacreme bis blass lachsrötlich,
gegen die Basis in der Regel hell bläulich-violett, wobei die Farben oft
ausblassen können.
Über die Essbarkeit des Pilzes ist keine Aussage zu treffen, aber da der Pilz nahe mit der giftigen Frühjahrs-Lorchel (Gyromitra esculenta)
verwandt ist, muss er zumindest als giftverdächtig eingestuft werden.
Aufgrund seiner Seltenheit sollte er ohnedies auf jeden Fall geschont
werden!
Lebensweise
Der überaus seltene Pilz wächst im
Frühjahr (bislang aus dem Mai bekannt) vor allem in naturbelassenen,
relativ schattigen und nicht sehr feuchten montanen Nadelmischwäldern
bei Föhre, allerdings an feuchtigkeitsbegünstigten Standorten wie
Hohlweg- oder Straßenrändern, bevorzugt auf bodensaurem
Silikat-Untergrund. Als Begleitpilze wurden die Frühjahrs-Lorchel (Gyromitra esculenta), Keilhütiger Glöckling (Entoloma cuneatum), Milder Föhren-Zapfenrübling (Strobilurus stephanocystis), März-Schneckling (Hygrophorus marzuolus) und Wurzeltrüffel (Rhizopogon spp.) beobachtet.
Verwechslungsmöglichkeiten
Die Aufgeblähte
Lorchel weist leider sehr wenige charakteristische Merkmale auf und kann
am ehesten mit der häufigen, ebenfalls in Mykorrhiza mit Föhren und
seltener anderen Bäumen wachsenden Frühjahrs-Lorchel mit stark hirnartig
gewundenen Wülsten am Hut, sowie deren selteneren im Frühjahr
vorkommenden verwandten Lorcheln verwechselt werden. Sie unterscheidet
sich in typischen Exemplaren durch die zipfelige Hutform, die massiveren
Fruchtkörper, und bläulich lila Tönungen am Stiel. Die Bischofsmütze (Gyromitra infula) hingegen wächst im Herbst. Die mit mehrzipfeligen Hüten ähnliche Zipfel-Lorchel (Gyromitra fastigiata) kommt zwar ebenfalls im Frühjahr vor, wächst aber im Laubwald und hat deutlich längere Sporen mit Anhängseln an deren Enden.
Verbreitung
Die Aufgeblähte Lorchel ist nach
Funden aus Europa beschrieben worden und gemäß der Originalbeschreibung
aus Italien, sowie der alten Literatur zufolge auch aus Deutschland
bekannt. Molekulargenetische Vergleiche zeigten auch Nachweise aus
Estland und Finnland. Weitere Fundmeldungen gibt es aus Schweden, Japan
und Nordamerika (USA, Kanada) (https://www.gbif.org/occurrence/search).
Fundmeldungen diverser Lorcheln (Gyromitra spp.) in
Datenbanken wie z. B. www.inaturalist.org lassen den Verdacht aufkommen,
dass sich darunter fehlbestimmte Funde der Aufgeblähten Lorchel
befinden.
Funde in Österreich
In Österreich wurde der Pilz
an ganz wenigen Standorten in Niederösterreich, und zwar ausschließlich
in der Buckligen Welt dokumentiert, wobei bei Funden zwischen 1944 und
1956 auf zeitweilige Massenvorkommen („bis zu 500 Exemplare“)
hingewiesen wurde. Erst nach 57 Jahren, also vor 9 Jahren konnte die Art
nach jahrzehnte- langen Wiederentdeckungsversuchen im genannten Gebiet
wiedergefunden werden, Seitdem gelangen 2 weitere Funde in dieser
Gegend, aber jeweils nur wenige Exemplare.
Gefährdung
An den präzise beschriebenen
altbekannten Fundstellen konnten keine Neufunde getätigt werden, was zum
Großteil an der Veränderung der Habitate lag; Kahlschläge bzw. die
generelle Änderung der Waldbewirtschaftung, Forststraßenbau und die
durch die fortschreitende Klimaerwärmung zunehmend ausgeprägten
sommerlichen Dürre- und Hitzeperioden haben unzweifelhaft zur Zerstörung
der Myzelien und somit zur Gefährdung des Fortbestandes der Art
geführt, die außerdem wohl auf Grund der doch sehr lokalen Verbreitung
auf ganz spezielle Standorte beschränkt zu sein scheint.
Natürlich handelt es sich bei der Aufgeblähten Lorchel um eine auch
heute noch so gut wie unbekannte oder meist fehlinterpretierte Art, die
nirgendwo in der neueren Literatur aufscheint, bzw. auch in der älteren
Literatur nicht unterschieden, fehlbestimmt und unter falschem Namen
abgebildet, oder wenn doch zitiert, mit diversen anderen Arten
fälschlich synonymisiert wurde.
Umso wichtiger wäre es, nicht nur österreichweit, auf habituell von
der Frühjahrs-Lorchel abweichende Kollektionen zu achten und diese zu
dokumentieren. Wegen mangelnder Daten konnte die Aufgeblähte Lorchel in
der Roten Liste der Großpilze Österreichs nicht ausgewertet werden. Mit
weiteren Neufunden und aufgrund ihrer speziellen ökologischen Ansprüche
an naturnahe Standorte sowie der leicht kenntlichen und kaum zu
übersehenden Fruchtkörper wird die Art in die nächste Rote Liste sicher
aufgenommen.
Schutzmaßnahmen
Generell zielführend wäre die
Vermeidung von Kahlschlägen bzw. zu starker Auslichtung der Wälder in
der Forstwirtschaft, besonders wegen der Durchforstung mit schweren
Maschinen. Neben der dadurch verursachten direkten Schädigung der Böden,
was im Weiteren durch intensivere Sonneneinstrahlung zu stärkerer
Austrocknung der Böden führt, würde hier eine weitere Gefährdung der
wenigen Vorkommen der Aufgeblähten Lorchel, aber auch der meisten
Mykorrhizapilze ganz allgemein stattfinden. Bei Forstarbeiten
zurück-gelassenes Holzmaterial hat bewiesenermaßen das Myzel der ersten
Wiederentdeckung soweit geschädigt, dass die Art dort in der Folge nicht
mehr beobachtet werden konnte, was darauf hindeutet, dass generell
bestehende Myzelien empfindlicher Pilzarten aufgrund des plötzlich
erhöhten Nährstoffeintrags zusätzlich negativ beeinflusst werden.
Andererseits wäre auch eine Förderung der Rotföhre auf geeigneten
Standorten wichtig.
Text und Bild: Wolfgang Klofac.
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