Autor dieses Artsteckbriefes: Anna Hämmerle
Sus scrofa Linnaeus, 1758
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Kurzinfo |
Der kluge Allesfresser ist die Stammform des Hausschweins und bewohnt bevorzugt Laub- und Mischwälder mit nahe gelegenen Feldkulturen. Teilweise haben sich aber die dämmerungs - und nachtaktiven, in Familienverbänden lebenden Tiere auch schon im städtischen Lebensraum angesiedelt. |
Verbreitung und Lebensraum |
Das natürliche Verbreitungsgebiet reicht von Japan im Osten bis Portugal und Marokko im Westen. Im Süden von Indonesien, über Indien, Pakistan, Iran und Irak bis an die Atlantikküste Europas und den Maghreb im Norden bis ins südliche Russland (Ussuriland im Osten und Baikalseegebiet) bis nach Südskandinavien ist das Wildschwein heimisch. Durch zu Jagdzwecken ausgesetzte Tiere und verwilderte Hausschweine kommt es inzwischen jedoch auch in Teilen der übrigen Kontinente vor. Bevorzugter Lebensraum sind Laub- und Mischwälder mit feuchten Bereichen und nahe gelegenen Feldkulturen. |
Hilfe zur Bestimmung |
Das dämmerungs- und nachtaktive Wildschwein ist die Stammform des Hausschweins, jedoch kräftiger und hochbeiniger, mit dunkel- oder schwarzbraunem Fell. Jungtiere tragen ein rotbraunes Tarnkleid mit hellen Längsstreifen. Die unteren und oberen, zeitlebens nachwachsenden Eckzähne der männlichen Tiere sind nach oben gerichtet. Wobei die unteren länger und gut sichtbar aus dem Maul herausragen. Die Schweine leben in Familienverbänden, alte Keiler (♂) sind jedoch meist Einzelgänger. Sie sind in ganz Österreich bis in Höhen von 1.000 m zu finden, bevorzugt aber in Wäldern, welche in der Nähe von Kulturflächen liegen. Zum Wohlbefinden (Abkühlung und gegen Ektoparasiten) der Schweine gehört auch das Suhlen im Schlamm und das nachträgliche Reiben an einem sogenannten „Malbaum“. Die Fußabdrücke und der schlammbehaftete Stamm des Baumes sind gute Indizien für Wildschweine. |
Charakteristische Merkmale |
dunkelbraunes, schwarzbraunes Schwein; Jungtiere rotbraun mit hellen Längsstreifen; 70 – 100 cm Schulterhöhe; 7-10 cm sichtbare, nach oben gerichtete Eckzähne bei ♂; |
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dunkelbraunes, schwarzbraunes Schwein; Jungtiere rotbraun mit hellen Längsstreifen; 70 – 100 cm Schulterhöhe; 7-10 cm sichtbare, nach oben gerichtete Eckzähne bei ♂; |
Ähnliche Arten |
In Europa gibt es keine weiteren wild lebenden Schweinearten. Von anderen heimischen Paarhufern wie Reh, Hirsch oder Gams ist das Wildschwein durch sein im Vergleich plumpes Äußeres mit kurzem unbeweglichen Hals und kurzen Beinen leicht zu unterscheiden. |
Beschreibung |
Die bis zu 1 m hohen (Schulterhöhe) Schweine mit dunkelbraunem Fell erreichen bei uns ein maximales Gewicht von 150kg (♀ ) bzw. 200kg (♂ ) und eine Kopf-Rumpflänge von 120 -170cm. Durch die sichtbaren nach oben gebogenen, bis zu 10cm langen Eckzähne sind die Männchen von den Weibchen unterscheidbar. Sie dienen als Imponierorgane und Waffe. Mit der kräftigen Schnauze und dem ausgezeichneten Geruchssinn wird im Boden verborgenes Futter aufgespürt und ausgegraben. |
Größe |
Kopf-Rumpflänge: 120-170cm |
Lebensweise |
Die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere sind ausdauernde Läufer und gute Schwimmer, mit hervorragendem Geruchssinn, welcher eine wichtige Rolle bei sozialen Kontakten spielt und dem Aufspüren von Nahrung und Erkennen von Feinden dient. Wildschweine leben in Familienverbänden, in der sogenannten Rotte, welche aus Muttertier mit Jungtieren und Jährlingen besteht. Auch Keiler (♂) können sich zu Rotten zusammenschließen, wobei ältere Männchen jedoch meist Einzelgänger sind. Während der Paarungszeit (Nov-Feb) kommt es zunächst zu Kampfritualen zwischen den Keilern, bei denen mit den Hinterfüßen gescharrt, Urin verspritzt und die Zähne gewetzt werden. Der eigentliche Kampf erfolgt dann unter Einsatz der großen Eckzähne (Hauer). Nach 115 Tagen Tragzeit bringt die Bache (♀) schließlich 4 – 8 Jungtiere zur Welt, welche 3 Monate gesäugt werden. Die sehr standorttreuen Tiere sind Allesfresser, die einen großen Teil der Nahrung im Boden wühlend aufspüren. Neben Waldfrüchten, Samen, Pilzen, Wurzeln, Knollen und Zwiebeln, Grünäsung, Rüben, Getreide und Mais, werden auch Insekten, Regenwürmer und diverse kleinerer Wirbeltiere gefressen. Der pflanzliche Anteil der Nahrung überwiegt jedoch. |
Gefährdung und Schutz |
Wildschweine sind nicht gefährdet. Bestandeszählungen gibt es nicht, die Jagdstatistik zeigt jedoch eine fast explosive Bestandszunahme seit dem letzten Weltkrieg in allen Ländern Mitteleuropas. 1948 wurden in Österreich 102 Stück erlegt, heute werden jährlich ca. 32.000 Tiere erlegt. Die sehr intelligenten Allesfresser haben sich inzwischen auch im städtischen Lebensraum angesiedelt. |
Wissenswertes und Hinweise |
Das Gedächtnis und die Lernfähigkeit der Wildschweine ist hervorragend. So haben sie sich inzwischen auch im urbanen/städtischen Lebensraum angesiedelt, in dem sie schnell registrieren, dass ihnen keine Bejagung droht. Neben Wanderratte und Rotfuchs gehört das Wildschwein wahrscheinlich zu den lernfähigsten heimischen Säugetieren. |
Literaturhinweise |
Spitzenberger, F. (2001). Die Säugetierfauna Österreichs (Grüne Reihe Band 13). Graz: Verlag austria medien Service GmbH |