Autor dieses Artsteckbriefes: Beatrix Fiebig
Plecotus auritus (Linnaeus, 1758)
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Kurzinfo |
Langohren kann man in ganz Österreich finden, um welches Langohr es sich dabei im Detail handelt, ist auch für Experten schwer zu ermitteln. Häufig werden zur Identifikationen mehrere Merkmale herangezogen und auch genetische Untersuchungen helfen bei der Differenzierung. Die Gattung der Langohren kann man leicht an den besonders großen Ohren erkennen. Ihr Flug ist langsam und gaukelnd. Häufig kann man sie in und an Gebäuden finden. Die Koordinationsstelle für Fledermausschutz und –forschung in Österreich (KFFÖ) und über 30 weitere Partnerorganisationen von BatLife Europe haben das Braune Langohr (Plecotus auritus) zur Fledermaus der Jahre 2022 gekürt. |
Verbreitung und Lebensraum |
In Österreich kommt das Braune Langohr im Sommer vor allem in den Alpen und im Böhmischen Massiv vor, ihr Auftreten deckt sich mit den Vorkommen von Laub-, Nadel- und Mischwäldern in der Tieflage, welche gerne als Jagdrevier genutzt werden. Aber auch in offenen Parkanlagen und in Gärten wurde sie bereits gesichtet. Ihre Quartiere finden sich hingegen häufig in Gebäuden in Siedlungen und Städten. |
Hilfe zur Bestimmung |
Während sich ihre Quartiere in Gebäuden von Siedlungen finden können, findet man diesen kleinen Kobold bei der Jagd eher in Wäldern, Parkanlagen und auch Gärten. Dieses Fledertier ist eine mittelgroße Art. Die Gattung der Langohren kann man leicht an den besonders großen Ohren erkennen, aber zu erkennen um welche Fledermaus es sich im Detail handelt ist schon deutlich schwieriger. Das Braune Langohr ist häufiger zu finden als das Graue. Ausgewachsene Tiere des Braunen Langohrs sind am Rücken hellbraun bis rötlichbraun in ihrer Fellfärbung, an der Bauchseite ist das Fell ist etwas länger und weiß bis gelblich. Die Flughäute sind gegen das Licht durchscheinend. Das Gesicht und die Ohren sind fleischfarben. |
Ähnliche Arten |
Obwohl man die Gattung der Langohren leicht an den besonders großen Ohren erkennt, ist eine Bestimmung nicht ganz einfach. Zum Beispiel kann man das Alpenlangohr vom Braunen Langohr unterscheiden, indem man sich die Zehen genauer ansieht. Während beim Braunen Langohr die Zehen behaart sind, so sind Daumen und Zehenkralle beim Alpenlangohr zarter und etwas kürzer, der Unterarm ist länger, der Tragus (Ohrdeckel) ist immer länger als 16 mm. Das Braune Langohr hat seinen Verbreitungsschwerpunkt zwischen 1100 und 1300 m, während das Alpenlangohr schwerpunktartig auf einer Höhe von 600 bis 1000 m vorkommt. Aber auch mit dem Grauen Langohr kann diese Fledermaus verwechselt werden. Am besten kann man die Grauen an der längeren und spitzeren Schnauze erkennen. Außerdem ist der Daumen der Grauen im Gegensatz zur Braunen immer länger als 6 mm. |
Beschreibung |
Das Braune Langohr gehört zu den mittelgroßen Arten. Ausgewachsene Tiere des Braunen Langohrs sind am Rücken hellbraun bis rötlichbraun in ihrer Fellfärbung, an der Bauchseite ist das Fell ist etwas länger und weiß bis gelblich. Die Füßchen sind im Vergleich zu den andern Gattungen eher groß, mit einer spezifischen Behaarung am ganzen Füßchen. Der Daumen (länger als 6,5 mm) und die Daumenkralle (länger als 2 mm) sind relativ lang. Der Tragus (Ohrdeckel) ist maximal 15,5 mm lang. Die Flughäute sind gegen das Licht durchscheinend. Das Gesicht und die Ohren sind fleischfarben. |
Größe |
Kopf-Rumpflänge: 42-53 mm Ohrenlänge: 3-4 cm Flügelspannweite: 240-290 mm Gewicht: 5-11 g |
Lebensweise |
Die bevorzugten Aufenthaltsorte im Sommer sind Gebäudequartiere. Dabei hängen sie zwischen Ziegeln, Gebälk, Latten, Verkleidungen und auch in Zapfenlöchern. Man hat aber auch schon beobachtet, dass sie in Nistkästen, Baumhöhlen oder Spalten an Gebäuden z. B. hinter Fensterläden hängen. Im Winter findet man sie an den gleichen Orten, wenn die Temperaturen es zulassen oder in Höhlen, Kellern und Brunnenschächten. Generell sind sie relativ winterhart, die Temperatur sollte zwischen 2-5 C° liegen. Einen kurzfristigen Kälteeinbruch bis -3,5C° können sie 1-2 Tage gut verkraften. Man findet das Braune Langohr häufig als gemischte Kolonie mit dem Großen Mausohr. Während des Winterschlafes nehmen die Langohren ihre Ohren unter die Flüge. Das Ausflugsloch kann groß aber auch spaltenartig sein. Der Ausflug beginnt in der späten Dämmerung, meist aber erst bei Dunkelheit. Ihr Flug ist langsam, niedrig und gaukelnd. Diese Art kann auch im Rüttelflug Beutetiere vom Substrat aufnehmen. Offenbar kann sie ihre Beute auch optisch wahrnehmen. Diese wird nach dem Auflesen zum Teil an festen Fraßplätzen zu sich genommen. Zur Nahrung gehören mittelgroße Insekten, darunter Nachtfalter (überwiegend Eulen), Raupen, Spinner und auch Tagfalter. Erwachsen sind die Jungtiere, von denen meist nur eines geboren wird, mit 6-7 Wochen. Geschlechtsreif werden die Weibchen erst nach 2 Jahren, die Männchen bereits früher. Langohren können bis zu 22 Jahre alt werden, in freier Natur werden sie durchschnittlich aber nur 4 Jahre alt. |
Gefährdung und Schutz |
Das Ausbringen von Holzschutzmitteln und der Quartierverlust wirkt sich schädlich auf das Braune Langohr aus. Obwohl sie in Europa noch häufig anzutreffen ist, muss ihr Bestand kritisch beobachtet werden. Die Rote Liste Österreichs (2005) hat das Braune Langohr als „nicht gefährdet“ eingestuft. Geschützt ist sie aber durch die Berner Konvention Anhang II, durch die Bonner Konvention Anhang II und die FFH-Richtlinie Anhang IV. |
Literaturhinweise |
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (2005). Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs, Grüne Reihe Band 14/1. Wien, Verlag: Böhlau Stüber E., Lindner R., Jerabek M. (2014). Die Säugetiere Salzburgs (Salzburger Natur-Monographien- Band2), Salzburg: Verlag Haus der Natur Spitzenberger, F. (2001). Die Säugetierfauna Österreichs (Grüne Reihe Band 13). Graz: Verlag austria medien Service GmbH Dietz, C., Helversen, O. & Nill, D. (2007): Handbuch der Fledermäuse Europas und Nordwestafrikas. Biologie, Kennzeichen, Gefährdung. Kosmos, Stuttgart, 399 pp. Meschade, A.& Rudolph, B.-U. (2004): Fledermäuse in Bayern. Ulmer, Stuttgart, 411 pp. |