Autor dieses Artsteckbriefes: Stefan Resch
Neomys anomalus Cabrera, 1907
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Kurzinfo |
Zweifarbige Spitzmaus mit weiß-grauer Bauchunterseite und glänzend-schwarzer Oberseite. In feuchten Biotopen und in der Nähe ruhiger Gewässer zu beobachten. Von der etwas größeren Wasserspitzmaus nur durch die Hinterfußlänge und Schädelmaße zu unterscheiden. |
Verbreitung und Lebensraum |
Die Sumpfspitzmaus ist in ganz Österreich verbreitet, dennoch wird sie vergleichsweise selten gesichtet. Sie bewohnt vorwiegend Uferbereiche (Flachwasser und Verlandungszonen) nährstoffreicher Gewässer mit durchgängigem Kraut- und Strauchbewuchs und geringer Strömungsgeschwindigkeit. Fällt ihr Gewässer im Sommer trocken, legt sie auf der Suche nach Ersatzlebensräumen weite Wanderungen zurück und kann bei ausreichendem Niederschlag sogar auf Mähwiesen und in Parkanlagen angetroffen werden. Das Vorkommen der Wasserspitzmaus in ihrer Habitatwahl mitbestimmend. Als vermutlich ursprünglichere Form der beiden Neomys-Arten ist die Sumpfspitzmaus weniger an eine aquatische Lebensweise angepasst. |
Interessante Links |
Charakteristische Merkmale |
Die Sumpfspitzmaus ist deutlich zweifarbig, wobei sich die weiß-graue Bauchunterseite stark vom ansonsten schwarzen Fell abhebt. An ihren Füßen finden sich weiße Schwimmborsten die aber schwächer ausgeprägt sind als bei der Wasserspitzmaus. Auch am oberseitig dunklen Schwanz ist ab der zweiten Schwanzhälfte meist ein schwach ausgeprägter Borstenkiel vorhanden. Die Augen sind klein, die Ohren im Fell verborgen. Oft sind kleine weiße Flecken um die Augen und hinter den Ohren zu sehen. |
Ähnliche Arten |
Die Sumpfspitzmaus ist alleine vom Aussehen nicht von der Wasserspitzmaus zu unterscheiden. Zur sicheren Bestimmung sind Messungen der Hinterfußlänge oder am Schädel erforderlich. Melanistische (rein schwarze)Tiere sind kaum bekannt, wodurch eine mögliche Verwechslung mit der Alpenspitzmaus höchst unwahrscheinlich ist. |
Größe |
Kopf–Rumpf: 64–75 mm; Hinterfuß: 14,5–16,4 mm; Schwanz: 43–53 mm; Gewicht: 9–15 g |
Lebensweise |
Über die Biologie der Sumpfspitzmaus ist leider noch immer sehr wenig bekannt. Sie zeigt sich gesellig, lebt in kleinen, sozial gegliederten Gruppen und scheint weniger aggressiv und nachtaktiver als die Wasserspitzmaus zu sein. Sie schwimmt und taucht gut, ist aber in beiden Fertigkeiten ihrer Konkurrentin unterlegen. Mit den kleineren Hinterfüßen, den schwächer ausgebildeten Schwimmborsten an Schwanz und Füßen und einem stärkeren Auftrieb beim Tauchen, fällt ihr die Fortbewegung im Wasser schwerer. Ihre Nester aus Laub und Moos befinden sich meist an geschützten Standorten, z.B. unter Steinen. Die Nester zur Jungenaufzucht werden vom Weibchen 2 Tage vor der Geburt in Abhängigkeit vom Lebensraum unterirdisch (trockene Standorte) oder oberirdisch (in Sumpfgebieten) angelegt. Die Fortpflanzungszeit dauert von Mai bis September. Pro Jahr werden 2–3 Mal nach einer Tragzeit von 20–21 Tagen 7–12 Jungtiere geboren. Im Alter von 21 Tagen beginnen die Jungen das Nest zu verlassen und nach 31 Tagen sind sie entwöhnt. Der Nachwuchs nimmt noch im selben Jahr an der Fortpflanzung teil und bildet ab August den Kern der Population. Den größten Teil ihrer Nahrung sucht die Sumpfspitzmaus an Land, wobei sie am Boden zwischen Laub und Wurzeln nach Beutetieren Ausschau hält. Lebt sie an einem Gewässer, so sucht sie entlang des Spülsaumes, wobei sie sich nur im flachen Wasser mit einer Tiefe von maximal 10 cm aufhält. Sie taucht kaum und nimmt bevorzugt schwimmend Nahrung an der Wasseroberfläche zu sich. Auf ihrem Speiseplan stehen Fliegenlarven, Schnecken, Regenwürmern, kleinen Krebsen (Gammarus), Spinnen, Weberknechten, Milben, Tausendfüßern und verschiedenen Insektenlarven und Käfern. |
Wissenswertes und Hinweise |
Über die Verbreitung und die Biologie dieser schwer bestimmbaren Art ist nur sehr wenig bekannt. Obwohl sie vom Aussehen nicht von der Wasserspitzmaus unterschieden werden kann sind daher alle Hinweise auf mögliche Vorkommen von großer Bedeutung. |
Literaturhinweise |
Grimmberger, E. (2014): Die Säugetiere Deutschlands. Quelle & Meyer, Wiebelsheim. Jenrich, J., Löhr, P.–W. & Müller, F. (2010): Kleinsäuger: Körper– und Schädelmerkmale, Ökologie Reihe: Beiträge zur Naturkunde in Osthessen (Hrsg. Verein für Naturkunde in Osthessen e.V.). Michael Imhof Verlag, Fulda. Kraft, R. (2008): Mäuse und Spitzmäuse in Bayern: Verbreitung, Lebensraum, Bestandssituation. Ulmer Verlag, Stuttgart. |