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 Artsteckbriefe

Autor  dieses Artsteckbriefes:  Birgit Rotter

Muscardinus avellanarius  (Linnaeus, 1758)

 

Haselmaus

Haselmaus

©  Stefan Resch

2016

Haselmaus

Haselmaus

©  Stefan Resch

2017

Haselmaus

©  Gotthard Glaetzle

 

 

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Birgit Rotter

Die Haselmaus ist ein typisches Element der europäischen Waldfauna. Ihre geografische Verbreitung umfasst den Großteil Europas mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel. Die nördliche Verbreitungsgrenze der Haselmaus reicht von Südwestengland über Südschweden bis in den Westen Russlands. In den österreichischen Alpen wurde die Haselmaus auf einer Seehöhe von bis zu 1920 m nachgewiesen. Die höchstgelegenen Funde stammen jedoch aus Mazedonien, wo die Art auf bis zu 1980 m entdeckt wurde.

Haselmäuse ernähren sich von einer Vielzahl an Pflanzenteilen. Dementsprechend vielfältig ist auch ihr bevorzugter Lebensraum. Am häufigsten findet man sie in Wäldern mit dichtem Unterholz, an Waldrändern oder in Hecken mit fruchttragenden Sträuchern wie zum Beispiel Brombeere, Hasel und Schlehe. Wichtig für eine Besiedlung ist ein abwechslungsreicher Bestand an Gehölzen und krautigen Pflanzen, der sowohl Schutz vor Räubern als auch ausreichend Nahrung bietet. Die Haselmaus ist ein hervorragender Kletterer. Sie nutzt vor allem Strauchbereiche in 1-3 m Vegetationshöhe, hält sich aber gelegentlich auch in hohen Baumkronenregionen auf.

Ähnliche Arten

Autor: Birgit Rotter

In Österreich gibt es neben der Haselmaus noch drei weitere Schläferarten: Den Siebenschläfer, den Gartenschläfer und den Baumschläfer. Alle drei sind ausgewachsen deutlich größer als die Haselmaus, die nur etwa die Länge eines Daumens erreicht. Außerdem ist die Haselmaus durch ihre rötlichgelbe Grundfärbung und das Fehlen einer Augenmaske leicht von den anderen Arten zu unterscheiden.

Der Siebenschläfer ist der größte heimische Bilch und erreicht eine Körperlänge von etwa 20 cm. Der buschige Schwanz misst noch etwa 13 cm zusätzlich. Auf der Oberseite ist der Siebenschläfer einheitlich blaugrau oder bräunlich-grau gefärbt, die Bauchseite ist hell.

Der kleinere Gartenschläfer kann an seiner auffälligen schwarzen Augenmaske erkannt werden. Außerdem ist der Schwanz des Gartenschläfers weniger buschig, dafür aber am Ende zu einer kleinen schwarz-weißen Quaste verbreitert. Der Rücken ist ähnlich grau oder etwas bräunlicher als beim Siebenschläfer. Der Gartenschläfer erreicht etwa 18 cm Körperlänge.

Der Baumschläfer wird ohne Schwanz nur ca. 13 cm lang. Er ähnelt dem Gartenschläfer und trägt wie dieser ein schwarze „Banditenmaske“ um die Augen. Der Schwanz des Baumschläfers ist aber gleichmäßig buschig.

Beschreibung

Autor: Birgit Rotter

Die Haselmaus ist etwa 14 cm groß, wobei die Hälfte davon auf den dicht behaarten Schwanz fällt. Letzterer dient als Steuer beim Springen im Geäst und hilft als Unterscheidungsmerkmal zum fast nackten Schwanz der echten Mäuse. Das Fell des kleinen Nagetiers ist sandfarben bis rötlich-hellbraun gefärbt, die Bauchseite ist etwas heller. Brust und Kehle tragen eine weißliche Färbung, die sich als schmaler Streifen zum Bauch hinziehen kann. Abgerundete Ohren und große schwarze Knopfaugen geben ihr ein possierliches Aussehen. Gelegentlich findet man Tiere mit einem Stummelschwanz, da die Schwanzspitze verloren gehen kann, wenn Raubfeinde der Haselmaus zu nahe kommen. Die Haselmaus wiegt nur etwa 15 bis 40 g.

Lebensweise

Autor: Birgit Rotter

Von April bis November ist die Haselmaus in unseren Wäldern aktiv. Den Tag verschläft sie dabei meist in einem Kugelnest, das sie aus Gräsern und trockenem Laub fertigt (siehe „Spuren und indirekte Hinweise“). Haselmäuse sind ortstreu und entfernen sich bei ihren nächtlichen Streifzügen selten weit vom Nest. Im Sommer (Juni bis September) werden darin etwa 2-6 Junge geboren, die sich rasch eine dicke Speckschicht für den Winterschlaf anfressen müssen. Da die Jungen recht spät im Jahr zur Welt kommen, geht sich meist nur ein Wurf pro Saison aus. Das ist für einen Kleinsäuger wenig, Waldmäuse beispielsweise können mehr als fünf Würfe pro Jahr haben. Ihre geringe Geburtenrate können Haselmäuse aber durch eine vergleichsweise lange Lebensspanne ausgleichen – sie werden ca. 5 Jahre alt.
Haselmäuse haben keinen Blinddarm und können Blätter und Gräser nicht effizient verdauen. Sie sind daher auf eine bunte Palette anderer Futterpflanzen angewiesen. Je nach Saison ernähren sie sich hauptsächlich von Knospen und Blüten oder Beeren und Nüssen. Da erstere früh und letztere spät im Jahr reifen, müssen die Tiere eine Zeit der frühsommerlichen Nahrungsknappheit überbrücken. Das gelingt ihnen nur in einer abwechslungsreichen Landschaft mit einer Vielzahl an Nahrungsquellen. Gelegentlich kommen Haselmäuse dann aber auch von ihrer vorwiegend vegetarischen Lebensweise ab und verzehren das eine oder andere Insekt.

Gefährdung und Schutz

Autor: Birgit Rotter

Die Haselmaus gilt in ganz Europa als geschützte Art. Sie steht auf der Roten Liste der Internationalen Naturschutzunion (IUCN) und wird in der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als streng zu schützende Tierart angeführt. Da die Haselmaus lokal häufig sein kann, ist sie auf gesamteuropäischer Ebene zum Glück nicht vom Aussterben bedroht. Anders ist die Situation in einzelnen Ländern entlang ihrer nördlichen Verbreitungsgrenze (z.B. Großbritannien, Deutschland, Dänemark, Schweden und Ungarn): Hier gilt sie als gefährdet. Mögliche Bedrohungen für die Haselmaus sind die Zerschneidung ihres Lebensraums durch Straßen oder der Verlust von artenreichen Hecken und strukturreichen Waldrändern. International wird die Haselmaus durch die Berner Konvention (Anhang II) sowie die FFH-Richtlinie (Anhang IV) geschützt. In den österreichischen Bundesländern gelten darüber hinaus noch Jagd- und Naturschutzverordnungen.

In Österreich gäbe es grundsätzlich noch genug Lebensraum für die Haselmaus. Vermutlich aufgrund ihrer versteckten Lebensweise liegen aber kaum Informationen zur ihrer Bestandsentwicklung vor. Über Gefährdung und Verbreitung der Haselmaus in Österreich können daher keine genauen Angaben gemacht werden. Durch Ihre Meldung im Naturbeobachtungs-Netzwerk können Sie mithelfen, das zu ändern!

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Birgit Rotter

Der deutsche Nachname trügt: Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich bei der Haselmaus nicht um eine Maus, sondern einen Bilch oder Schläfer. Diesem Familiennamen wird sie durch einen bis zu sieben Monate andauernden Winterschlaf gerecht. Um dafür gewappnet zu sein, verdoppelt die Haselmaus im Herbst ihre Körpermasse. Im Winterschlaf rollt sie sich dann zu einer Kugel, in die typische „Schlafmaus-Schlafstellung“ mit dem Schwanz über den Kopf gewickelt. So überbrückt sie durch rigoroses Energiesparen die winterliche Zeit knappen Nahrungsangebots. Die Haselmaus kann ihre Körpertemperatur dabei von ca. 37°C auf weniger als 0°C absenken.


Spuren und indirekte Fundhinweise

Fraßspuren an Haselnüssen
Haselmäuse sind scheu, nachtaktiv, und ziemlich klein – also schwierig zu beobachten. Sie hinterlassen jedoch verräterische Spuren: Wie der Name schon andeutet, verzehren Haselmäuse gerne Haselnüsse. Im Herbst hilft ihnen diese energiereiche Kraftnahrung, die nötigen Fettreserven für den Winter aufzubauen. Bevor die schmackhafte Nuss verzehrt werden kann, gilt es jedoch, eine Hürde zu nehmen: Die harte Schale muss geöffnet werden. Dazu wenden Haselmäuse eine besondere Technik an: Sie halten die Nuss mit den Vorderpfoten fest, drehen sie und nagen dabei ein fast kreisrundes Loch in die Schale. Die Kante des Lochs ist beinahe glatt ausgenagt, Spuren der Nagezähne findet man nur rund um den Lochrand. Diese Nagespuren verlaufen meist parallel oder schräg zum Rand.

Ähnliche Spuren:
Bei Nüssen, die von einer Wald- oder Rötelmaus geknackt wurden, findet man an der Lochkante vertikale Nagespuren. Der Rand fühlt sich dann rau an. Eichhörnchen knacken die Nüsse mit ihrem größeren Kiefer einfach auf. Übrig bleiben dabei Schalenhälften mit glatten, unregelmäßigen Bruchkanten.

Nester
Als Tagesversteck, zur Jungenaufzucht und als Quartier für den Winterschlaf bauen Haselmäuse kugelige Nester, die etwa 6 bis 15 cm Durchmesser haben. Die Nester bestehen aus miteinander verwebten trockenen Gräsern, Blättern und Baststreifen. Im Sommer bauen Haselmäuse ihre Nester meist gut versteckt im dichten Gestrüpp von Unterholz, Waldrändern oder Hecken. Sie nutzen dabei vor allem die Strauchschicht zwischen 1 und 2 m über dem Boden. Je nach Verfügbarkeit nehmen sie auch gerne geschlossene Nistplätze wie Baumhöhlen oder Nistkästen an. Die Winternester befinden sich eher in der Laubstreu oder an Baumstümpfen in Bodennähe. Obwohl es für einen guten Kletterer wie die Haselmaus abwegig erscheinen mag, einen Schlafplatz ausgerechnet an derart leicht zugänglichen Plätzen zu errichten, hat das Überwintern am Boden Vorteile: Die Temperatur bleibt meist konstant niedrig und die Umgebungsluft ist stets etwas feucht. Das hilft den Tieren, Energie zu sparen und verhindert zu großen Wasserverlust im Winterschlaf. Selbstverständlich dürfen Haselmäuse in ihren Nestern nicht gestört werden! Stress kann ihnen zum Verhängnis werden, schließlich haben sie sich ihre Kräfte für den langen Winter gut eingeteilt…

Ähnliche Nester: Verwechslungsgefahr besteht mit den Nestern der Zwergmaus, die man vor allem im Getreide, in hohen Gräsern und Schilfbeständen findet. Zwergmausnester haben mindestens eine seitliche Öffnung, bei Haselmausnestern ist oft kein Eingang zu erkennen.

Literaturhinweise

Autor: Birgit Rotter

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Nussjagd: www.nussjagd.at

Bright, P., Morris, P., Mitchell-Jones, T.: The dormouse conservation handbook. English Nature, 2006

Morris, P.: Dormice. British Natural History Series, Suffolk, 2004

Spitzenberger, F., Bauer, K.: Haselmaus Muscardinus avellanarius. In: Die Säugetierfauna Europas. Grüne Reihe des BLFUW, 2001

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Haselmaus