Autor dieses Artsteckbriefes: Stefan Resch
Crocidura russula (Hermann, 1780)
Kurzinfo |
Graubraun bis rotbraune Spitzmaus mit hellerer grauer Bauchseite. In Österreich nur in Vorarlberg an warmen und trockenen Standorten in der Kulturlandschaft anzutreffen. Anhand äußerer Merkmale kaum von der Gartenspitzmaus zu unterscheiden. Mit anderen Spitzmäusen durch Fellfarbe und Schwanzwimpern kaum Verwechslungsgefahr. |
Verbreitung und Lebensraum |
Die Hausspitzmaus ist in Österreich nur in Vorarlberg (Bodenseevorland und Rheintal) anzutreffen. Hier besiedelt sie wo sie warme und trockene Standorte bevorzugt in der Kulturlandschaft wie Waldränder, Brachland, Felder, Wiesen und Hecken. Vor allem im Winter ist sie in Siedlungsnähe in Steinhaufen, Holzstapeln, Komposthaufen und in Gebäuden zu finden. Geschlossene Wälder werden von der Hausspitzmaus gemieden. |
Interessante Links |
Charakteristische Merkmale |
Die Hausspitzmaus hat ein graubraunes Fell, das mit zunehmendem Alter rotbraun wird. Die Bauchseite ist hellgrau, der Übergang zwischen Ober- und Unterseite verläuft fließend. Junge Hausspitzmäuse besitzen ein aschgraues Fell. Die Ohren ragen deutlich aus dem Fell hervor. Ein wichtiges Merkmal aller Crocidura-Arten (Weißzahn- oder Wimperspitzmäuse) sind die feinen, langen und einzelnstehenden Borsten (oder Wimpern) am Schwanz. |
Ähnliche Arten |
Anhand der Fellfärbung können Haus- und Gartenspitzmäuse (Crocidura suaveolens) nicht sicher voneinander unterschieden werden. Die Unterscheidung von der Feldspitzmaus (Crocidura leucodon) mit ihrer zweifarbigen Färbung und der deutlichen Grenze zwischen Ober- und Unterseite ist eindeutig. |
Größe |
Kopf–Rumpf: 51–86 mm; Hinterfuß: 11–13,5 mm; Schwanz: 31–46 mm; Gewicht: 7–15 g |
Lebensweise |
Die Hausspitzmaus gilt als tag- und nachtaktiv, wobei sich die Dauer ihrer Aktivitätsphasen im Winter und Sommer unterscheidet. Sie weniger aktiv als die Waldspitzmaus (Sorex araneus) und auch ihre Bewegung wirkt vergleichsweise langsam und weniger agil. Sexuell aktive Weibchen und Männchen zeigen zwischen gleichgeschlechtlichen Artgenossen ein territoriales Verhalten. Um innerartliche Konflikte bei hohen Populationsdichten zu vermeiden, gehen sich die Individuen räumlich und zeitlich aus dem Weg. Der Riechsinn spielt eine entscheidende Rolle in der Beziehung zwischen den Artgenossen und in der Raumaufteilung. Adulte Tiere können bis zu 70 verschiedene Duftmarkierungen setzen, die Auskunft über Geschlecht, sozialen Status und Reviergrenzen einzelner Individuen geben. Die Hausspitzmaus gräbt Gänge, benutzt aber zum Teil auch Baue anderer Kleinsäuger. Ihr 8–13 cm großes Nest aus Gras, Blättern und Moosen legt sie unterirdisch oder geschützt unter Kompost oder Steinen sowie in Gebäuden an. Während der Fortpflanzungszeit von Februar bis Oktober bilden sich Paare, welche gegenüber fremden Artgenossen aggressiv auftreten. Bis zu 4-mal im Jahr kommen nach 28–33 Tagen 3–6 Jungtiere zur Welt. Die Jungtiere sind nach 20 Tagen entwöhnt und wandern bald darauf ab. Wie bei der Gartenspitzmaus kann an warmen Standorten eine Wintervermehrung beobachtet werden. Die Hausspitzmaus ernährt sich von wirbellosen Tieren wie Asseln, Weberknechten, Spinnen, Insekten, Schnecken und Regenwürmern. Manchmal nutzt sie zusätzlich Aas oder erbeutet nestjunge Mäuse. |
Wissenswertes und Hinweise |
Bei gleichzeitigem Vorkommen der Gartenspitzmaus findet eine Nischentrennung statt, wobei sich die ökologisch flexiblere Hausspitzmaus als anpassungsfähiger erweist. Das Verbreitungsgebiet der beiden Spitzmausarten überschneidet sich jedoch kaum. |
Literaturhinweise |
Grimmberger, E. (2017): Die Säugetiere Mitteleuropas. Quelle & Meyer, Wiebelsheim. |