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 Artsteckbriefe

Autoren  dieses Artsteckbriefes:  Christine Puehringer ,  Alexander Maringer ,  Stefan Resch ,  Gerhard Schwab

Castor fiber  Linnaeus, 1758

 

Eurasischer Biber

©  Leopold Kanzler

2007

Eurasischer Biber

©  Leopold Kanzler

2009

Eurasischer Biber

©  Sylvia Marchart

 

 

 

Autor: Stefan Resch

https://www.kleinsaeuger.at

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Alexander Maringer

Der Europäische Biber lebte einst in fast ganz Europa und in großen Teilen Asiens. Die übermäßige Bejagung der Bestände durch den Menschen brachte ihn um 1850 in Europa an den Rand der Ausrottung. Übrig blieben nur inselartig über Europa verteilte Restpopulationen.
Erst durch strenge Schutzmaßnahmen und Wiederansiedlungen kam es zur Rückkehr dieses großen Nagers in seine angestammten Lebensräume. Heute findet man ihn zum Bespiel wieder in Skandinavien, Polen, Frankreich, Kroatien, Ungarn, Rumänien, Deutschland und in der Schweiz.
Auch in Österreich ist der Biber wieder heimisch geworden. Seit den ersten Wiederansiedlungen in den 1970er Jahren in den Donauauen und dem Salzach-Inn-Bereich haben Biber in alle Bundesländer zurückgefunden und breiten sich in den Gewässersystemen aus.
Der Biber ist eigentlich eine Charakterart der Auen. Als eine der wenigen Tierarten, die im Stande ist, ihren Lebensraum selbst zu gestalten, ist es dem Biber aber auch möglich, recht unterschiedliche Wasserlebensräume in der Kulturlandschaft zu besiedeln. Grundvoraussetzungen für eine dauerhafte Besiedlung sind die ganzjährige Wasserführung des Gewässers, grabbare Ufer und ausreichende Pflanzennahrung. Nicht unwesentlich für die Bewohnbarkeit eines Gewässers ist auch die Möglichkeit zur Errichtung eines winterfesten Baues. Wasserqualität und bauliche Ausgestaltung eines Gewässers spielen hingegen eine untergeordnete Rolle. Die Nähe des Menschen stört den Biber nicht – er siedelt sich auch in Ortschaften und Industriegebieten an.

Ähnliche Arten

Autor: Christine Puehringer

Neben dem Biber kommen noch zwei andere, ähnlich aussehende Arten im gleichen Lebensraum vor: Die Bisamratte (Ondatra zibethicus) und der Nutria (Myocastor coypus). Beide Arten stammen ursprünglich aus Amerika. Neben der Körpergröße stellt der flache, abgeplattete Schwanz des Bibers das beste Unterscheidungsmerkmal dar.
Neben dem Europäischen Biber gehört zur Gattung der Biber noch der Kanadische Biber (Castor canadensis), der jedoch in Nordamerika heimisch ist und eine rötlichbraune Färbung besitzt.

Beschreibung

Autor: Christine Puehringer

Der Europäische Biber erreicht eine Gesamtkörperlänge von bis zu 140 cm, wovon auf den Schwanz bis zu 30 Zentimeter entfallen können. Er ist somit das größte heimische Nagetier und kann das stattliche Gewicht von mehr als 30 kg erreichen. Charakteristisch sind seine orangebraunen, selbst schärfenden, ständig nachwachsenden Schneidezähne.
Mit seinem spindelförmigen Körper, seinem breiten, abgeplatteten, mit lederartiger Haut bedeckten und unbehaarten Schwanz und Schwimmhäuten an den Hinterfüßen ist das Tier perfekt an das Leben im Wasser angepasst. Der Schwanz, auch Kelle genannt, dient als Steuer beim Abtauchen, sowie zur Temperaturregulation und als Fettdepot. Beim Tauchen sind die Nase und Ohren verschließbar, auch die Augen sind unter Wasser durch eine dünne und transparente „Nickhaut“ geschützt.
Das Fell des Bibers ist mit 23.000 Haaren pro Quadratzentimeter sehr dicht, und schützt so vor Nässe und Auskühlung. Der Pelz wird regelmäßig gereinigt und mit einem fetthaltigen Sekret gepflegt.
Die Vorderbeine können geschickt wie Hände benutzt werden.
Biber werden in freier Wildbahn durchschnittlich 10 Jahre, ausnahmsweise bis zu 25 Jahre alt.

Lebensweise

Autor: Christine Puehringer

Der überwiegend dämmerungs- und nachtaktive Biber lebt immer in Gewässernähe. Er ist an das Leben im Wasser optimal angepasst, am Land bewegt er sich aber nur schwerfällig fort. Deshalb entfernt er sich vom Wasser nur selten weiter als etwa 20 Meter. Die Wohnbauten des Bibers sind meist für Menschen wenig auffällig in die Böschungen gegrabene Röhren und Höhlen oder Halbburgen. Die Eingänge liegen immer unter Wasser und können mit Astwerk und Schlamm abgedeckt sein. In Österreich eher selten sind freistehende Burgen im Flachwasser. Dämme werden errichtet, wenn es für die Stabilisierung des Wasserstandes (mindestens 50 cm Wassertiefe) notwendig ist. Durch seine Aktivitäten trägt der Biber wesentlich zu einer Vergrößerung der Artenvielfalt in den Feucht- gebieten bei, da viele anderen Tierarten die neu geschaffenen Strukturen gerne nutzen.
Biber sind soziale Tiere, die in Familienverbänden leben. Diese bestehen aus den Elterntieren sowie den diesjährigen als auch den vorjährigen Jungtieren. Ihr Wohngebiet beansprucht jede Biberfamilie für sich allein. Territoriengrenzen werden durch Duftdrüsensekret markiert und gegen Artgenossen verteidigt.
Biber sind monogam, dass heißt die erwachsenen Tiere bleiben ihrem Partner ein ganzes Leben lang treu.
Als reiner Pflanzenfresser lebt der Biber im Sommer hauptsächlich von jungen Baumtrieben sowie verschiedenen Ufer- und Wasserpflanzen. Im Winter ernährt er sich von der Rinde und den Zweigen von Bäume. Es werden verschiedene Weichholz-Laubbäume wie Pappeln und Weiden als Nahrungsquelle genutzt. Da der Biber zu schwer für gewagte Klettepartien in den Kronenbereich der Bäume ist, fällt er den Baum in Bodenhöhe.
Aufgrund des relativ hohen Anteils schwerverdaulicher Teile in der Nahrung müssen Biber täglich etwa 20 Prozent ihres eigenen Körpergewichtes an Pflanzenmaterial aufnehmen. Der Biber hält keinen Winterschlaf sondern eine Winterruhe, deshalb muss auch im Winter für Nahrung gesorgt werden. Vor dem Eingang der Burg bzw. des Biberbaus werden im Herbst „Nahrungsflöße“ angelegt – eine Ansammlung von Astwerk und Zweigen, die dem Biber als Vorratslager für den Winter dient.

Gefährdung und Schutz

Autor: Christine Puehringer

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Biber in fast ganz Mitteleuropa ausgerottet. Auch in Österreich wurden die letzten Biber 1863 in Fischamend (NÖ) bzw. 1869 bei Anthering (Salzburg) erlegt. Mehr als 100 Jahre galt der Biber als ausgestorben, bevor man zwischen 1977 und 1983 die Wiederansiedlung des großen Nagers wagte. Auch wanderten weitere Tiere aus Deutschland, Tschechien und der Slowakei nach Österreich ein. Heute hat sich der Biber bei uns wieder große Teile seiner angestammten Reviere zurückerobert.
Der Biber wird in den Bundesländern jagd– bzw. naturschutzgesetzlich geschützt. Er ist eine Art des Anhang II und IV der FFH-Richtlinie. Österreich ist damit verpflichtet , den günstigen Erhaltungszustand zu gewährleisten.
Die überaus erfolgreiche Wiederansiedlung brachte auch einige Probleme mit sich. Durch seine große Anpassungsfähigkeit kann der Biber auch in vom Menschen intensiv genutzten Landschaften leben. Fraß- und Vernässungsschäden sind dann - in kleinerem Umfang - möglich. Die einfachste und wirkungsvollste Maßnahme für ein friedliches Miteinander von Biber und Mensch wäre die Anlage und Entwicklung gehölzbestandener, nutzungsfreier Uferstreifen beiderseits der Gewässer in einer Breite von mindestens 20 m.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Christine Puehringer

Schon seit frühesten Zeiten war der Biber wegen seines dichten Fells, seines Drüsensekrets und wegen seines Fleisches ein begehrtes Jagdobjekt: Aus dem dichten, wasserabweisenden Pelz wurden vor allem Mäntel und Mützen anfertigen.
Das stark moschusartig riechende Sekret aus der Präanaldrüse war ebenfalls sehr begehrt. Dieses so genannte „Bibergeil“ („Castoreum“) galt in der Volksmedizin als Wundermittel, dem nachgesagt wurde, dass es von Kopfweh über Wassersucht und Pest bis hin zu Schreikrämpfen so gut wie alles heilen könne. Auch aphrodisierende Wirkung wurde ihm nachgesagt.
Das schmackhafte Fleisch wurde im Mittelalter gerne als Fastenspeise gegessen. Sein „beschuppter“ Schwanz und seine Lebensweise im Wasser führten dazu, dass er von der katholischen Kirche kurzerhand zum Fisch erklärt wurde und so vom Verbot, in der Fastenzeit Fleisch zu essen, ausgenommen war.


Biberspuren und indirekte Fundhinweise

Baue und Burgen
Biber leben in Bauen, deren Eingang unter Wasser liegt. Der von außen nicht sichtbare, geschützte Wohnkessel der Biberfamilie liegt über der Wasserlinie. Alte Biberbaue haben oft mehrere Eingänge und miteinander verbundene Kessel. In Österreich sind frei stehende Biberburgen eher selten; häufiger sind Uferbaue zu finden. Diese liegen entweder ganz (Erdbaue) oder teilweise (Mittelbaue) in der Erde. Während Burgen und Mittelbaue durch die auffällige Ansammlung von Holzteilen leicht zu erkennen sind, werden Erdbaue oft erst entdeckt, wenn sie einbrechen. Erdbaue können im Winter auch durch das Vorhandensein eines im Wasser liegenden „Nahrungsfloßes“ (Ansammlung von Zweigen als Wintervorrat) erkennbar werden.

Röhren
Neben den Bauen legen Biber Röhren an, die über das ganze Revier verteilt sind und mehrere Meter in das Ufer hineinreichen können. Diese Röhren dienen dem Biber u.a. als Fluchtmöglichkeit, wenn er sich bei Gefahr zu weit von dem Wohnbau entfernt befindet. Röhren werden auch angelegt, um nebeneinander liegende Gewässer zu verbinden oder einen unterirdischen Ausstieg zu einer Nahrungsfläche zu graben. Da sich der Eingang der Röhren normalerweise unter Wasser befindet, sind aktuell genutzte und intakte Röhren praktisch nur bei Niedrigwasser zu erkennen. In kleineren Gräben sind frisch gegrabene Röhren zum Teil durch das frische Erdmaterial zu erkenne, das oft anders als der Gewässergrund gefärbt ist.

Einbrüche, Löcher
Einbrüche entstehen, wenn Biberröhren und Kessel von Biberbauen unter Oberflächenbelastung oder von alleine einbrechen. Die Größe der Löcher reicht von 30cm (Einbruch einer einzelne Röhre) bis zu 1,5m, wenn ein Kessel einbricht.

Biberdämme
Biberdämme bestehen aus einem Grundgerüst von miteinander verkeilten Ästen und Zweigen. Biber verwenden zum Dammbau auch angeschwemmte Hölzer, in der Regel findet man jedoch immer Zweige mit den charakteristischen Nagespuren des Biber (zugespitze, keglförmig abgebissene Holzstücke, Äste). Das Holzgerüst des Damms wird vom Biber mit Schlamm, Steinen oder Pflanzenteilen abgedichtet.

Ausstiege, Rutschen, Wechsel
Wenn Biber wiederholt an der gleichen Stelle aus dem Wasser steigen, reiben sie die Bodenvegetation des Ufers ab. Es bilden sich rinnenförmige, schlammbedeckte Rutschen und Ausstiege, die sich zu sehr auffälligen, meterlangen Gräben ausbilden können. Wo Biber regelmäßig längere Strecken über Land gehen (z.B. zwischen Gewässern oder zu einem Fraßplatz in einem Feld) bilden sich ausgetretene „Biberwechsel“.

Nagespuren und gefällte Bäume
Charakteristisch für vom Biber gefällte Bäume ist der keilförmige Schnitt; dickere Bäumen werden rundum benagt und gefällt (Sanduhrförmiges Fraßbild). An der Schnittstelle selbst oder an den benagten Flächen kann man die Zahnspuren der Biber erkennen; am Boden liegen oft in großer Menge die herausgenagten Späne.

Fraßspuren an Uferpflanzen
Fraßspuren an Uferpflanzen oder in landwirtschaftlichen Nutzflächen lassen sich zumeist durch die dazugehörigen Ausstiege (Rutschen) entlang von Ufern eindeutig dem Biber zuordnen. Biber fressen meist nicht „flächig“, sondern in Form von längeren, in Kulturflächen reichende Fraßgänge.

Fraßplätze
Größere Nahrungspflanzen (Mais, Zuckerrüben, Äste, Zweige) frisst der Biber selten an Land, sondern an einer geschützten Stelle am Ufer im Wasser. Hier finden sich dann gehäuft die Überreste einer Bibermahlzeit, wobei die auffällig hellen, auf der Wasseroberfläche schwimmenden, entrindeten Zweige und Hölzer leicht zu entdecken sind.

Nahrungsfloß
Ein „Nahrungsfloߓ besteht aus Zweigen und Ästen, die vom Biber zusammengetragen auf der Wasseroberfläche liegend vor dem Eingang der Burg bzw. des Baus unter Wasser verankert werden. Es dient als Wintervorrat und wird bei Eisbedeckung als „von unten zugängliche Nahrungsquelle“ genutzt.

Reviermarkierungen
Biber markieren ihr Revier zu Abgrenzung gegenüber von Artgenossen mit Bibergeil, einem typisch riechenden Sekret aus den Bibergeilsäcken. Das Bibergeil (Castoreum) wird in der Regel auf kleinen, vom Biber mit den Vorderpfoten zusammengeschobenen Schlamm- oder Erdhügeln abgesetzt.

Trittsiegel (Spuren)
Trittsiegel (= Fußabdrücke) der Biber finden sich im Schlamm am Ufer, auf der Burg oder dem Damm, an Ausstiegen und Wechseln oder im Schnee. Meist werden die Abdrücke jedoch von dem darüberschleifenden Schwanz verwischt. Wenn man Spuren findet, dann läßt sich anhand der Größe von Trittsiegel auch das Vorhandensein von Jungtieren nachweisen.

Direktbeobachtung, Totfunde
In der Regel sind Biber dämmerungs- und nachtaktiv; Tagesbeobachtungen sind selten. Aufgrund der Größe und des platten Schwanzes (Kelle) können Biber an Land oder als Totfund eindeutig von Bisam oder Nutria unterschieden werden. Schwimmende Biber, von denen zumeist nur der Kopf aus dem Wasser ragt, können leicht mit den häufig vorkommenden Bisamratten verwechselt werden. Im Gegensatz zum Biber erzeugen Bisamratten durch die schwänzelnde Bewegungen mit ihrem runden Schwanz beim Schwimmen jedoch eine deutlicher sichtbare Wellenbewegung.

Literaturhinweise

Autor: Christine Puehringer

Corbet G. & Ovenden D. (1982): Pareys Buch der Säugetiere. Verlag Paul Parey.
Biber – Die erfolgreiche Rückkehr 82003). Wiss. Redaktion: Sieber J.. Biologiezentrum der OÖ. Landesmuseen,.
Zahner, V., Schmidbauer, M. & Schwab, G.: Die Biber – die Rückkehr der Burgherren. Buch– und Kunstverlag Oberpfalz, 2005.
Schwab G. & Schmidbauer M. (2001) Kartieren von Bibervorkommen und Bestandserfassung, (URL: http://www.bibermanagement.de/literatur)

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Eurasischer Biber