Autor dieses Artsteckbriefes: Anna Hämmerle
Marmota marmota (Linnaeus, 1758)
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Kurzinfo |
Murmeltiere sind 40-50cm große Nagetiere, welche in den Alpen und Karpaten oberhalb der Baugrenze zu finden sind. Sie leben in Familienverbänden von bis zu 20 Individuen in Höhlensystemen und ernähren sich von Gräsern und Kräutern. |
Verbreitung und Lebensraum |
Das Alpenmurmeltier, wie der Name vermuten lässt, ist in den Alpen und Karpaten beheimatet, wobei Ansiedlungen durch den Menschen auch in den Pyrenäen in Frankreich, der Schweiz, Italien und sogar im Schwarzwald in Deutschland zu finden sind. |
Hilfe zur Bestimmung |
Ist man in den Alpen oder Karpaten oberhalb der Baumgrenze unterwegs und hört ein hohes Pfeifen, dann ist man im Murmeltiergebiet angekommen. Aufgrund der grau-braunen Fellfarbe nicht immer leicht in der alpinen Landschaft auszumachen, kann man die Tiere dennoch oft auf den Hinterbeinen stehend Ausschau haltend auf Felsen erblicken. Das 40-50cm große Nagetier hat auffallend große Zähne und einen gedrungenen Körperbau mit starken, kurzen Gliedmaßen, der ans Graben angepasst ist. Die Wohnhöhlen mit mehreren Ausgängen von etwa 30cm Durchmesser sind ein weiteres Indiz für besiedeltes Murmeltiergebiet. |
Charakteristische Merkmale |
Nagetier, gedrungene Körperform, kurze Gliedmaßen, prominente Schneidezähne, einfärbig schiefergrau bis hellbraun, oft auf Felsen oder Erdhügel auf Hinterbeinen aufgestellt zu sehen, Pfiff als Warnsignal |
Ähnliche Arten |
Unter den Murmeltieren unterscheidet man aktuell zwischen vierzehn Arten. Das Steppenmurmeltier (Marmota bobak) ist dabei die einzige Art, welche auch in Europa, genauer gesagt ab Ukraine und Weißrussland, bis nach Zentralasien verbreitet ist. Somit findet keine Überlappung des Vorkommens statt und es besteht keine Verwechslungsgefahr. |
Beschreibung |
Das Murmeltier ist nach dem Biber das zweitgrößte einheimische Nagetier mit einer Kopf-Rumpf-Länge von etwa 40-50cm. Vor dem Winterschlaf wiegen erwachsene Tiere etwa 5kg, wenn die Fettreserven aufgebraucht sind ca. 3kg. Ihr Körper ist angepasst an die Grabtätigkeit, das Leben in Bauen und an die unwirtlichen Bedingungen im alpinen Lebensraum, mit kleinen Ohren, kurzem Schwanz, kräftigen, kurzen Beinen und insgesamt gedrungener Körperform. Sie besitzen ein dichtes Fell, welches von schiefergrau bis hin zu hellbraun variiert, und manchmal auch eine rötliche Färbung aufweisen kann. Männchen und Weibchen können auf die Entfernung nicht voneinander unterschieden werden. Einzig die Distanz zwischen Genital- und Analöffnung, die bei Männchen deutlich größer ist, hilft bei der Geschlechter Zuordnung. |
Größe |
Kopf-Rumpf-Länge: ca. 40-50cm |
Lebensweise |
Die tagaktiven Tiere leben in Familienverbänden von bis zu 20 Individuen, einem adulten, dominanten Paar und deren Nachkommen verschiedener Jahrgänge, in weit verzweigten Höhlen. Unterschieden wird dabei zwischen Sommer- und Winterbauen mit Kammern zur Defäkation und Nestkammern, wobei letztere in den Winterbauen wesentlich tiefer liegen als in Sommerbauen (bis zu 7m). Weiter erlauben Fluchtröhren mit ein oder zwei Eingängen einen schnellen Rückzug bei Bedrohung.
Da es sich um territoriale Tiere mit Rangordnung handelt, werden die etwa 2,5 ha großen Reviere patrouilliert, mittels Duftmarken (Sekret aus den Wangendrüsen) markiert und streng verteidigt. |
Gefährdung und Schutz |
In der Roten Liste ist für das Alpenmurmeltier eine drohende Gefährdung angegeben und Österreich wird als „in besonderem Maße verantwortlich“ genannt, da es mehr als 1/3 des weltweiten Vorkommens beherbergt. Dennoch wird das Murmeltier seit jeher bejagt – früher für den Verzehr, aber vor allem (auch heute noch) für das vielseitig medizinisch wirksam geltende Fett. Zwischen 7000 und 8000 Tiere werden jährlich in Österreich erlegt. |
Wissenswertes und Hinweise |
Bei den Warnrufen können zwei Typen unterschieden werden. Ein einzelner, langgezogener Pfiff bedeutet „höchste Gefahr“, weniger akute Gefahren, wie etwa Wanderer, werden dagegen mit kurzen, hintereinander ausgestoßenen Pfiffe mit rasch abfallender Tonhöhe gemeldet. |
Literaturhinweise |
Arnold, W. (1999). Allgemeine Biologie und Lebensweise des Alpenmurmeltieres (Marmota marmota). In Dimt G, Speta F (eds), Murmeltiere. Linz: Gutenberg. Pp. 1–20. |