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 Artsteckbriefe

Autoren  dieses Artsteckbriefes:  Dagmar Werdenich ,  Gernot Neuwirth

Cricetus cricetus  (Linnaeus, 1758)

 

Feldhamster

©  Sylvia Marchart

 

Feldhamster

©  Sylvia Marchart

 

Feldhamster

©  Friedl Foelsche

 

 

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Dagmar Werdenich

Das Verbreitungsgebiet des Feldhamsters erstreckt sich von Zentralasien über Osteuropa bis Deutschland und Österreich, inselartige Bestände finden sich noch in Belgien, Holland und Frankreich.
Ursprünglich war der Feldhamster ein Bewohner der Waldsteppe, als typischer Kulturfolger lebt er heute in Mitteleuropa in Feldern und an deren Rändern, an Feldwegen, Böschungen und Rainen, mancherorts auch auf Trockenrasen und in Weingärten. Im Siedlungsgebiet findet er sich auch auf Rasenflächen von Friedhöfen, Gärten und Parkanlagen. In Österreich ist das Verbreitungsgebiet weitestgehend auf den pannonischen Raum, d.h. die östlichen Landesteile, beschränkt.

Interessante Links

Autor: Gernot Neuwirth

www.feldhamster.de

Ähnliche Arten

Autor: Dagmar Werdenich

Der Feldhamster ist die einzige in unseren Breiten vorkommende Hamsterart. Allbekannt ist jedoch der viel kleinere Goldhamster (Mesocricetus auratus), der aufgrund seines weitaus geringerem aggressiven Verhaltens gerne als Haustier gehalten wird. Sein natürliches Vorkommen ist allerdings auf Syrien und den Südosten der Türkei begrenzt.

Beschreibung

Autor: Dagmar Werdenich

Der Feldhamster gehört mit einer Körperlänge von 20 bis 35 cm und einem Körpergewicht von 200 - 500 Gramm zu den größeren heimischen Nagetieren. Männchen sind meist größer und schwerer als Weibchen. Das auffällig bunte Fell weist eine gelblichbraue Oberseite auf, die Unterseite ist schwarz gefärbt. Flanken und Halsband sind rotbraun, an den Wangen, der Vorderseite und Hinterseite der Arme und hinter den Ohren finden sich weißgelbe Flecken. Charakteristisch sind die gut entwickelte Backentaschen zum Einbringen der transportfähigen Nahrung in den Bau.

Lebensweise

Autor: Dagmar Werdenich

Feldhamster leben – abgesehen von der Paarungszeit - weitgehend solitär und sind zumeist dämmerungs- und nachtaktiv.
Die relativ komplexen, selbst gegrabenen Baue werden auf tiefgründigen, trockenen Lehm- und Lössböden angelegt, wobei sich der Grundwasserspiegel mindestens 120 cm unter der Erdoberfläche befindet. Im Sommer werden sie ca. 40 – 50 cm tief angelegt, im Winter kann die Tiefe als Schutz vor Frost bis zu 2 m betragen. Der charakteristische Hamsterbau kennzeichnet sich durch zahlreiche im Durchmesser 6 bis 8 cm große Gänge und Kammern (Wohn-, Vorrats- und Kotkammern) und eine senkrecht nach unten führende Fallröhre, in die er bei Gefahr hinunter stürzt. Baue werden dort angelegt, wo ganzjährig Nahrung und Deckung vorhanden sind.

Die Nahrung des Feldhamsters besteht vor allem aus grünem Pflanzenmaterial und Sämereien, wobei im Frühjahr v.a. Grünteile von Kräutern, Gräsern und Getreide bevorzugt werden, im späteren Jahresverlauf bis zur Überwinterung eher Samen, Früchte und Wurzeln. Zusätzlich nimmt er auch tierische Nahrung, wie z. B. Schnecken, Regenwürmern und Insekten zu sich.

Frühestens von Ende August an bis längstens Ende März hält der Hamster etwa für 6 Monate Winterschlaf, während dieser Zeit sind die Eingänge des Baus verschlossen. Der Feldhamster ist ein fakultativer Winterschläfer, d.h. die Schlafintervalle (ca. 5 - maximal 15 Tage) werden von Aktivitätsphasen unterbrochen, um die im Spätsommer und Herbst eingetragenen Vorräte zu verzehren. Feldhamster benötigen 2 bis 4 kg Wintervorrat, Tiere, die nicht genügend Nahrung sammeln konnten, überleben den Winter nicht.

Bald nach dem Öffnen der Baue im Frühjahr findet die Paarungszeit statt. Im Gegensatz zum Ziesel werfen die Weibchen mehrmals pro Jahr Junge (ca. 6 – 12 Junge) und können sich unter günstigen Bedingungen auch schon im ersten Jahr fortpflanzen. Die durchschnittliche Lebenserwartung des Feldhamsters liegt bei einem, maximal drei Jahren.

Gefährdung und Schutz

Autor: Dagmar Werdenich

Der Feldhamster zählt zu den am meisten gefährdeten Tierarten Österreichs. Auf der Liste der prioritären Arten des Umweltbundesamtes nimmt er den Platz Nr. 25 ein.

Während die Art anfangs von der landwirtschaftlichen Intensivierung noch profitierte – Trockenlegungen schützten die Bauten vor Überschwemmung, größere Felder erhöhten das Nahrungsangebot – haben die Modernisierungen der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten negative Auswirkungen auf diese Tierart gehabt.
Durch die moderne, hocheffiziente Art der Ernte, bei der kein Körnchen mehr verloren geht, kommt es zu Nahrungsknappheit in Sommer und Herbst. Der gesteigerte Einsatz von Unkrautbekämpfungsmitteln und Dünger reduziert das Nahrungsangebot. Bewässerungen setzen vielerorts die Hamsterbaue unter Wasser.
Schließlich führte die große Anzahl der Maisanbauflächen, die große Teile des Jahres vegetationsfrei bleiben, genauso wie das frühzeitige Umbrechen der Stoppelfelder gemeinsam mit der Zerstörung der letzten Feldraine zu deckungsarmen Ackerflächen, die keinen Schutz vor Feinden mehr bieten. Zusätzlich kam es durch die Verfolgung des Feldhamsters als Ernteschädling und die zunehmende Fragmentierung und Bebauung der Landschaft zum europaweiten Rückgang der Feldhamsterbestände.
Da die Feldhamsterbestände in ganz Mitteleuropa rückläufig sind, genießt der Hamster durch die Berner Konvention (Anhang II) und die FFH-Richtlinie (92/43/EWG) als streng geschützte Art (Anhang IV) einen sehr hohen Schutzstatus.

Um den Hamster in seinen Beständen wieder zu stabilisieren, ist es daher wichtig, Ausbreitungskorridore – Ackerraine, unbefestigte Feldwege und Brachen – zu erhalten und zu schaffen. Tiefpflügen sollte in Hamstergebieten zum Schutz der Baue eingeschränkt werden. Ackerrandstreifen oder Brachstreifen sollten mit Getreide eingesät werden, das stehen bleiben kann. Auf manchen Äckern könnte ein Streifen nicht abgeerntet werden, damit für ausreichend Nahrung gesorgt ist. Bereits bestehende mehrjährige Brachen sollten erhalten bleiben.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Dagmar Werdenich

Gelingt dem Feldhamster nicht mehr die Flucht in den Bau zeigt er bei Gefahr ein beeindruckendes Drohverhalten. Zunächst stellt er sich auf die Hinterbeine und bläst seine Backentaschen auf, um größer zu wirken. Sehr hilfreich ist nun auch seine Fellfärbung: die schwarze Bauchseite ähnelt einem Raubtiermaul mit den weißen Pfoten als "Reißzähne". Zusätzlich versucht er durch Zähne fletschen, lautes Fauchen und Knurren den Feind zu erschrecken und mitunter springt er seinen Gegner sogar an. Dieser Überraschungsangriff rettet häufig sein Leben.

Literaturhinweise

Autor: Dagmar Werdenich

MILLESI, E. et al.: The common hamster (Cricetus cricetus): perspectives on an endangered species. Wien, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Biosystematics and ecology series; 25, Wien 2008
NEUMANN, K.:Untersuchungen zur Systematik der Hamster (Cricetinae) sowie zur genetischen Populationsstruktur und Phylogeografie des Feldhamsters Cricetus cricetus (Linneaus, 1758) und des Goldhamsters Mesocricetus auratus (Waterhouse, 1839). Habilitationsschrift. Universität Halle-Wittenberg 2007
SPITZENBERGER, F. et. al.: Die Säugetierfauna Österreichs, Grüne Reihe des BM für Land- und Forstwirtschaft, Band 13. Wien 2001

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Feldhamster