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 Artsteckbriefe

Autor  dieses Artsteckbriefes:  Stefan Resch

Rattus rattus  (Linnaeus, 1758)

 

Hausratte (Rattus rattus)

Hausratte (Rattus rattus)

©  kleinsaeuger.at

2010

 

Kurzinfo

Autor: Stefan Resch

Die wärmeliebende Hausratte ist fast ausschließlich an wettergeschützte menschliche Behausungen gebunden, in Österreich trifft man die vom Aussterben bedrohte Art heute immer seltener. Bekannte Funde liegen vorwiegend südlich der Alpen bis ins Burgenland und Niederösterreich. Aufgrund ihrer Größe nur mit der Wanderratte zu verwechseln.

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Stefan Resch

Die Hauptverbreitung der Hausratte liegt in den Tropen und Subtropen Afrikas und Asiens. In Mitteleuropa sind die wärmeliebenden Tiere fast ausschließlich an wettergeschützte menschliche Behausungen gebunden. Im Freien lebende Populationen sind selten und nur im Mittelmeerraum zu finden. In Österreich trifft man die Hausratte heute immer seltener, sie ist südlich der Alpen bis ins Burgenland und Niederösterreich zu finden. Innerhalb menschlicher Behausungen bewohnt sie, vermutlich in Anlehnung zu ihrem ursprünglichen Habitat, die oberen Stockwerke, und wurde daher auch als »Dachratte« bekannt.

Interessante Links

Autor: Stefan Resch

kleinsaeuger.at

Charakteristische Merkmale

Autor: Stefan Resch

Hausratten besitzen ein meist schwarzes bis dunkelschiefergraues Fell, es gibt aber auch Varianten mit graubraunem Rücken. Die Bauchseite ist unscharf von der Oberseite abgegrenzt und hell-bis mittelgrau. Sie besitzt große Augen und Ohren, der Schwanz ist einfarbig, rund und unbehaart mit deutlich erkennbaren Schwanzringen.

Ähnliche Arten

Autor: Stefan Resch

Da Ratten viel größer und kräftiger gebaut sind als andere langschwänzige Mäuse sind sie leicht zu erkennen. Schwierig ist die Unterscheidung von der Wanderratte (Rattus norvegicus): Diese ist jedoch meist schwerer und besitzt einen gedrungenen Körperbau, kleinere Augen und Ohren, einen kürzeren Schwanz und eine stumpfe Schnauze. Der Ohrrand reicht umgeklappt maximal bis zum hinteren Augenwinkel, bei der Hausratte reicht das Ohr umgelegt bis über die Augenmitte. Da bei beiden Arten die Färbung variiert ist die Fellfarbe alleine kein sicheres Unterscheidungsmerkmal.

Größe

Autor: Stefan Resch

Kopf–Rumpf: 170–220 mm; Schwanz: 180–230 mm; Hinterfuß: 33–37 mm; Gewicht: 160–210 g

Lebensweise

Autor: Stefan Resch

Die Hausratte besitzt einen zweiphasigen Tagesrhythmus, bei welchem die Hauptaktivitäten bei Sonnenuntergang und kurz vor Sonnenaufgang liegen. Da sie in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet auf Bäumen lebt, ist sie eine hervorragende Kletterin und flieht bei Gefahr stets nach oben. Sie kann zudem ausgezeichnet springen und schwimmen. Im Gegensatz zur Wanderratte heben Hausratten beim Laufen ihren Schwanz an. Eine Eigenschaft die oft hilft die beiden Arten anhand von Spuren zu unterscheiden.
Hausratten leben in Rudeln von bis zu 60 Individuen wobei die Größe von der Lebensraumeignung abhängt und meist bei rund 20 Tieren liegt. Rudelfremde Artgenossen werden selbst außerhalb des eigenen Reviers verfolgt.
Bevor eine Gruppe von Hausratten den Bau verlässt, hält die sogenannte Pionierratte über einen Zeitraum von rund einer halben Stunde nach Gefahren Ausschau. Sind keine Bedrohungen erkennbar, folgen ihr die scheuen Tiere aus dem Versteck. Wegmarkierungen aus Urin bilden ein ausgedehntes Netz, welches Fraß-, Trink- und Nestplatz miteinander verbindet.
Im Gegensatz zur Wanderratte legt die Hausratte keine Erdbaue an, sondern nutzt oberirdisch gelegene Versteckmöglichkeiten. Ihr Nest findet sich häufig in Dachbalken, welchen sie zu diesem Zweck kesselartig aushöhlt. Gelegentlich legt sie dieses auch in Hohlböden oder in ungenutzten Möbeln und anderen Gegenständen an. Es besteht fast immer aus Materialien der Umgebung wie Papier, Holzwolle oder Stoffstücken. Freilebende Populationen im Mittelmeergebiet bauen ihre Nester in Baumhöhlen und Gebüschen in 2–5 Meter Höhe.
In städtischer Umgebung erfolgt bei guter Nahrungsverfügbarkeit häufig eine ganzjährige Fortpflanzung. Nach einer Tragzeit von 3 Wochen werden 2–13 Jungtiere geboren, wobei die Wurfgröße mit dem Alter des Weibchens steigt und meist zwischen 5–10 Jungen liegt. Nach 14–16 Tagen öffnen die Jungtiere ihre Augen und beginnen die nähere Umgebung ihres Nests zu erkunden. So setzten sie Kot und Urin außerhalb ihres Schlafplatzes ab oder folgen dem Muttertier. Nach 30 Tagen werden die Tiere nicht mehr gesäugt und wandern ab oder schließen sich dem Rudel an.
Die Hausratte ist ein potentieller Allesfresser, ernährt sich jedoch vorwiegend von pflanzlicher Kost. Wenn es ihr möglich ist, bevorzugt sie Kohlenhydratquellen wie Getreide oder Trockenfrüchte. Tierische Nahrung besteht meist aus Schnecken und Insekten.

Gefährdung und Schutz

Autor: Stefan Resch

Die Hausratte hat gegenüber den 1970er Jahren den Großteil ihres Bestandes und Areals verloren. Gründe dafür liegen u.a. in der verbessterten Bauweise (Beton) menschlicher Behausungen, der geänderten Vorratslagerung, der Mechanisierung der Viehhaltung sowie allgemein höheren Hygienestandards und Bauauflagen in lebensmittelverarbeitenden Betrieben. Dazu kommt der zunehmende Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln in der Landwirtschaft und als natürlicher Grund die starke Konkurrenz durch die anpassungsfähigere Wanderratte. Auf der Roten Liste Österreichs wird sie als vom Aussterben bedrohte Tierart geführt.

Literaturhinweise

Autor: Stefan Resch

Grimmberger, E. (2017): Die Säugetiere Mitteleuropas. Quelle & Meyer, Wiebelsheim.
Jenrich, J., Löhr, P.–W. & Müller, F. (2010): Kleinsäuger: Körper– und Schädelmerkmale, Ökologie Reihe: Beiträge zur Naturkunde in Osthessen (Hrsg. Verein für Naturkunde in Osthessen e.V.). Michael Imhof Verlag, Fulda.
Kraft, R. (2008): Mäuse und Spitzmäuse in Bayern: Verbreitung, Lebensraum, Bestandssituation. Ulmer Verlag, Stuttgart.
Wilson, D.E., Lacher, T. E., Jr & Mittermeier, R.A. eds. (2017): Handbook of the Mammals of the World. Vol. 7. Rodents 2. Lynx Edicions, Barcelona.
Wilson, D.E. & Mittermeier, R.A. eds. (2018): Handbook of the Mammals of the World. Vol. 8. Insectivores, Sloths and Calugos. Lynx Edicions, Barcelona.

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Hausratte