Autor dieses Artsteckbriefes: Birgit Rotter
Muscardinus avellanarius (Linnaeus, 1758)
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Verbreitung und Lebensraum |
Die Haselmaus ist ein typisches Element der europäischen Waldfauna. Ihre geografische Verbreitung umfasst den Großteil Europas mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel. Die nördliche Verbreitungsgrenze der Haselmaus reicht von Südwestengland über Südschweden bis in den Westen Russlands. In den österreichischen Alpen wurde die Haselmaus auf einer Seehöhe von bis zu 1920 m nachgewiesen. Die höchstgelegenen Funde stammen jedoch aus Mazedonien, wo die Art auf bis zu 1980 m entdeckt wurde. |
Ähnliche Arten |
In Österreich gibt es neben der Haselmaus noch drei weitere Schläferarten: Den Siebenschläfer, den Gartenschläfer und den Baumschläfer. Alle drei sind ausgewachsen deutlich größer als die Haselmaus, die nur etwa die Länge eines Daumens erreicht. Außerdem ist die Haselmaus durch ihre rötlichgelbe Grundfärbung und das Fehlen einer Augenmaske leicht von den anderen Arten zu unterscheiden. |
Beschreibung |
Die Haselmaus ist etwa 14 cm groß, wobei die Hälfte davon auf den dicht behaarten Schwanz fällt. Letzterer dient als Steuer beim Springen im Geäst und hilft als Unterscheidungsmerkmal zum fast nackten Schwanz der echten Mäuse. Das Fell des kleinen Nagetiers ist sandfarben bis rötlich-hellbraun gefärbt, die Bauchseite ist etwas heller. Brust und Kehle tragen eine weißliche Färbung, die sich als schmaler Streifen zum Bauch hinziehen kann. Abgerundete Ohren und große schwarze Knopfaugen geben ihr ein possierliches Aussehen. Gelegentlich findet man Tiere mit einem Stummelschwanz, da die Schwanzspitze verloren gehen kann, wenn Raubfeinde der Haselmaus zu nahe kommen. Die Haselmaus wiegt nur etwa 15 bis 40 g. |
Lebensweise |
Von April bis November ist die Haselmaus in unseren Wäldern aktiv. Den Tag verschläft sie dabei meist in einem Kugelnest, das sie aus Gräsern und trockenem Laub fertigt (siehe Spuren und indirekte Hinweise). Haselmäuse sind ortstreu und entfernen sich bei ihren nächtlichen Streifzügen selten weit vom Nest. Im Sommer (Juni bis September) werden darin etwa 2-6 Junge geboren, die sich rasch eine dicke Speckschicht für den Winterschlaf anfressen müssen. Da die Jungen recht spät im Jahr zur Welt kommen, geht sich meist nur ein Wurf pro Saison aus. Das ist für einen Kleinsäuger wenig, Waldmäuse beispielsweise können mehr als fünf Würfe pro Jahr haben. Ihre geringe Geburtenrate können Haselmäuse aber durch eine vergleichsweise lange Lebensspanne ausgleichen sie werden ca. 5 Jahre alt. |
Gefährdung und Schutz |
Die Haselmaus gilt in ganz Europa als geschützte Art. Sie steht auf der Roten Liste der Internationalen Naturschutzunion (IUCN) und wird in der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als streng zu schützende Tierart angeführt. Da die Haselmaus lokal häufig sein kann, ist sie auf gesamteuropäischer Ebene zum Glück nicht vom Aussterben bedroht. Anders ist die Situation in einzelnen Ländern entlang ihrer nördlichen Verbreitungsgrenze (z.B. Großbritannien, Deutschland, Dänemark, Schweden und Ungarn): Hier gilt sie als gefährdet. Mögliche Bedrohungen für die Haselmaus sind die Zerschneidung ihres Lebensraums durch Straßen oder der Verlust von artenreichen Hecken und strukturreichen Waldrändern. International wird die Haselmaus durch die Berner Konvention (Anhang II) sowie die FFH-Richtlinie (Anhang IV) geschützt. In den österreichischen Bundesländern gelten darüber hinaus noch Jagd- und Naturschutzverordnungen. |
Wissenswertes und Hinweise |
Der deutsche Nachname trügt: Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich bei der Haselmaus nicht um eine Maus, sondern einen Bilch oder Schläfer. Diesem Familiennamen wird sie durch einen bis zu sieben Monate andauernden Winterschlaf gerecht. Um dafür gewappnet zu sein, verdoppelt die Haselmaus im Herbst ihre Körpermasse. Im Winterschlaf rollt sie sich dann zu einer Kugel, in die typische Schlafmaus-Schlafstellung mit dem Schwanz über den Kopf gewickelt. So überbrückt sie durch rigoroses Energiesparen die winterliche Zeit knappen Nahrungsangebots. Die Haselmaus kann ihre Körpertemperatur dabei von ca. 37°C auf weniger als 0°C absenken. |
Literaturhinweise |
Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Nussjagd: www.nussjagd.at |