Seite wird geladen ...

   

Art wählen

 Artsteckbriefe

Autoren  dieses Artsteckbriefes:  Leopold Slotta-Bachmayr ,  Christian Köppel ,  Norbert Hirneisen

Glis glis  (Linnaeus, 1766)

 

Siebenschläfer (Glis glis)

Siebenschläfer (Glis glis)

©  kleinsaeuger.at

2018

Siebenschläfer

©  Gerhard Raimann

 

Siebenschläfer

©  Christine Chlebecek

 

 

Kurzinfo

Autor: Leopold Slotta-Bachmayr

Sein Name weist treffend auf die bekannteste Eigenart dieses heimischen Bilches hin: Sein ausgesprochen langer Winterschlaf, der bei schlechterem Wetter sogar 8 Monate dauern kann. Er verbringt also mehr als die Hälfte seines Lebens In Schlafstarre in Erdlöcher, Baumhöhlen, Felsspalten und in allen möglichen Versteckplätzen in Gebäuden.

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Leopold Slotta-Bachmayr

Die Art kommt in Süd-, Mittel- und Osteuropa bis in den Orient vor und meidet die kalten Regionen Nordeuropas. Sie ist auf mehreren Mittelmeerinseln z.B. Sardinien zu finden und wurde Anfang des 20 Jh. in Großbritannien eingeführt.

Hilfe zur Bestimmung

Autor: Leopold Slotta-Bachmayr

Der Siebenschläfer ist ein Nagetier und gehört zur Gruppe der Bilche. Er hat ein graues Fell mit braunem Anflug, einem angedeuteten schwarzen Streifen entlang der Rückenlinie sowie rund um die Augen und einen buschigen Schwanz. Er ist von jungen Eichhörnchen durch die kurzen Hinterbeine zu unterscheiden. Nachweise gelingen auch anhand der Nester in Baumhöhlen oder Nistkästen.

Ähnliche Arten

Autor: Leopold Slotta-Bachmayr

Baumschläfer (Dryomys nitedula): Er ist vom Siebenschläfer durch die kleineren, runderen Ohren und den weniger buschigen Schwanz zu unterscheiden. In Österreich beschränkt sich der Vorkommen des Baumschläfers auf den Alpenraum.
Gartenschläfer (Eliomys quercinus): Zu erkennen ist diese Art an der schwarzen Maske im Gesicht, den großen Ohren und dem kurz behaarten Schwanz mit einer weißen Schwanzquaste. In Österreich kommt der Gartenschläfer im westlichen Alpenraum (Vorarlberg, Tirol) vor.
Haselmaus (Muscardinus avellanarius): Die Haselmaus ist kleiner als der Siebenschläfer und hat ein rötliches Fell. Sie ist in ganz Österreich zu finden.

Größe

Autor: Leopold Slotta-Bachmayr

Der Siebenschläfer erreicht ein Länge von 13 bis 19 cm, der Schwanz misst zwischen 12 und 15 cm und das Gewicht variiert zwischen 70 und 200 g. Vor dem Winterschlaf können die Tiere bis zu 300 g wiegen.

Lebensweise

Autor: Leopold Slotta-Bachmayr

Der Siebenschläfer ist überwiegend nachtaktiv und lebt in losen Gruppen mit bis zu 60 Tieren. Er besiedelt in erste Linie Laub- und Laubmischwälder. Das Vorkommen ist besonders an die Buche gebunden. Der Siebenschläfer lebt aber auch in Gärten und treibt dann gerne auf Dachböden sein Unwesen. Die Monate Oktober bis April verbringt er im Winterschlaf, meist unter der Erde. Seinen Name hat er wahrscheinlich von den „Sieben Schläfern“, sieben Brüder die in einer Grotte eingemauert wurden und nach 200 Jahren unversehrt wieder erwachten. Wie die sieben Schläfer zieht sich auch der Siebenschläfer lange Zeit (sieben Monate) in den Winterschlaf zurück und erwacht dann unversehrt.
Der Siebenschläfer war bei den Römern als Delikatesse beliebt und wurde in sogenannten Gliarien gemästet. Die Rezepte wurden sogar überliefert und noch heute gilt der Siebenschläfer in Frankreich und Slowenien als Delikatesse. Als Allesfresser ernährt sich der Siebenschläfer zwar in erster Linie von Eicheln, Bucheckern, Nüssen, Kastanien, Früchten, Trieben, Pilzen oder Rinde, nimmt aber auch Insekten und manchmal Eier zu sich.
Siebenschläfer werden mit zwei Jahren geschlechtsreif, paaren sich direkt nach dem Winterschlaf und bringen nach einer 5-wöchigen Tragzeit 2 bis 11 Junge zur Welt. Sie sind nach der Geburt nur 2 g schwer und blind. Die Jungen öffnen ihre Augen nach etwa drei Wochen. Siebenschläfer haben maximal einen Wurf im Jahr und können bis zu 7 Jahre alt werden.

Gefährdung und Schutz

Autor: Leopold Slotta-Bachmayr

Der Siebenschläfer ist an Buchen und besonders an alte Bäume mit Höhlen angewiesen, in denen er seine Nester anlegen kann. Fehlen diese Höhlen, dann weicht er auf Gebäude aus. Durch die flexible Nutzung von Höhlen ist der Siebenschläfer nicht unbedingt auf Wälder mit intaktem Altersaufbau angewiesen. In Österreich gilt die Art als nicht gefährdet (SPITZENBERG 2005), mit guter Bestands- und Habitatsituation. Es ist kein Bestandstrends erkennbar. Allerdings können die Bestände von Jahr zu Jahr stark schwanken. Dies dürfte in erster Linie mit der Buchenmast zusammen hängen. In schlechten Jahren, mit geringem Anfall von Bucheckern, kann es zu einem Totalausfall der Fortpflanzung kommen. Das kann die Population leicht verkraften und erholt sich in den darauf folgenden Jahren wieder. In Salzburg ist der Siebenschläfer durch die Tierartenschutzverordnung und EU –Recht geschützt.
Zu den natürlichen Feinden des Siebenschläfers zählen der Marder und verschiedene Eulenarten. Vereinzelt werden die Siebenschläfer auch als Forstschädlinge vom Menschen verfolgt.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Norbert Hirneisen

In "Brehms Tierleben" von 1914 (4. Auflage, 11.Band, S.396) findet sich noch folgende interessante Notiz:
"Jeder, der sich mit der alten Geschichte beschäftigt hat, kennt diese Schlafmaus, den besonderen Liebling der Römer, zu dessen Hegung und Pflegung eigene Anstalten getroffen wurden. Eichen- und Buchenhaine umgab man mit glatten Mauern, an denen die Siebenschläfer nicht emporklettern konnten; innerhalb der Umgebung legte man verschiedene Höhlen an zum Nisten und Schlafen; mit Eicheln und Kastanien fütterte man hier die Bilche an, um sie zuletzt in irdenen Gefäßen oder fässern, Glirarien genannt, noch besonder zu mästen. Wie uns die Ausgrabungen in Herkulaneum belehrt haben, waren die zur letzten Mästung bestimmten Glirarien kleine, halbkugelige, an den inneren Wänden terrassenförmig abgeteilte und oben mit einem engen Gitter geschlossene Schalen. In ihnen sperrte man mehrere Siebenschläfer zusammen und versah sie im Überflusse mit Nahrung. Nach vollendeter Mästung kamen die Braten als eines der leckersten Gerichte auf die Tafeln reicher Schlemmer."

 

Autor: Christian Köppel

Der zu den so genannten Bilchen (Schlafmäusen) gehörende Siebenschläfer wurde von der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild zum "Wildtier des Jahres 2004" gekürt. Der Name des Tieres stammt von dem rund siebenmonatigen Winterschlaf, den der Nager hält.

Literaturhinweise

Autor: Christian Köppel

Corbet, G. & D. Ovenden (1982): Pareys Buch der Säugetiere. Alle wildlebenden Säugetiere Europas. - Paul Parey Verlag, Hamburg und Berlin, 240 S.
Der Siebenschläfer, Tier des Jahres 2004: http://www.bat-ev.de/html/body_tier_des_jahres.html
Mitchell-Jones, A.J. (Editor-in-Chief), G. Amori, W. Bogdanowicz, B. Krystufek, P.j.H. Reijnders, F. Spitzenberger, M. Stubbe, J.B.M. Thissen, v. Vohralík & J. Zima (1999): The Atlas of European Mammals. - Societas Europaea Mammalogica, T & A D Poyser Natural History, London, 484 S.

 

Autor: Leopold Slotta-Bachmayr

SPITZENBERGER, F. et al. (2001): Die Säugetierfauna Österreichs. Grüne Reihe des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.
ZULKA; K. P. et al. (2005): Rote Listen gefährdeter Tierarten Österreichs, Checklisten, Gefährdungsanalysen, Handlungsbedarf Teil 1: Säugetiere, Vögel, Heuschrecken, Wasserkäfer, Netzflügler, Schnabelfliegen, Tagfalter. Grüne Reihe des Lebensministeriums. Band 14/1, Böhlau Verlag Wien Köln.Weimar

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Siebenschläfer