Autor dieses Artsteckbriefes: Stefan Resch
Rattus norvegicus (Berkenhout, 1769)
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Kurzinfo |
Sehr große Art mit braun-schwarzem Fell, großen Augen und Ohren und langem, nackten Schwanz. Kann in Österreich beinahe überall angetroffen werden, besonders in feuchten Biotopen und in der Nähe der Ufer von Flüssen und Seen sowie im Siedlungsbereich. Verwechslungsgefahr mit der mittlerweile sehr seltenen Hausratte. |
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In ganz Österreich in unmittelbarer Siedlungsnähe anzutreffende, aber überall seltener werdende dämmerungs- und dunkelaktive Maus mit graubrauner Färbung, großen Augen und Ohren und langem, nackten Schwanz. Wird oft mit der Waldmaus (Apodemus sylvaticus) verwechselt, da auch diese häufig in menschlicher Nähe gesichtet wird. |
Verbreitung und Lebensraum |
Die ursprünglich im Südwesten Sibiriens und in Nordchina beheimatete Wanderratte ist heute mit Ausnahme der Polargebiete weltweit verbreitet. Die sehr anpassungsfähige Art verbreitete sich im Lauf des 18. Jahrhunderts auch in Österreich und kann heute beinahe überall angetroffen werden, findet jedoch im Alpenvorland, dem pannonischen Flach- und Hügelland, dem Klagenfurter Becken und der Grazer Bucht die geeignetsten Lebensräume. Als Konkurrent der Hausratte (Rattus rattus), welche bereits im 12. Jahrhundert aus dem Orient eingeschleppt wurde, verdrängte sie diese und etablierte sich erfolgreich in beinahe allen Lebensräumen. Besonders häufig ist sie in feuchten Biotopen zu finden und hält sich gerne in der Nähe der Ufer von Flüssen und Seen auf. Sie lebt auch in Siedlungsbereichen, jedoch ist sie seit der Verwendung von Beton anstelle von Holz nur noch gelegentlich in Wohngebäuden zu finden, wo sie vor allem in Keller eindringt. Innerhalb der Städte besiedelt sie vornehmlich die Kanalisation und Lagerhallen, in ländlichen Gebieten trifft man sie häufig auf Bauernhöfen an. |
Interessante Links |
Charakteristische Merkmale |
Sehr große Art mit grau-braunem bis braun-schwarzem Fell und fließendem Übergang zur grau-weißen Bauchseite. Besitz große Augen und Ohren, der unbehaarte Schwanz erreicht fast Körperlänge. |
Ähnliche Arten |
Da sie viel größer und kräftiger gebaut sind als andere langschwänzige Mäuse sind sie leicht zu erkennen. Eine Verwechslungsgefahr besteht mit der Hausratte. Im Vergleich mit dieser ist die Wanderratte jedoch meist schwerer und besitzt einen gedrungeneren Körperbau, kleinere Augen und Ohren, einen kürzeren Schwanz und eine stumpfe Schnauze. Der Ohrrand reicht umgeklappt maximal bis zum hinteren Augenwinkel, bei der Hausratte reicht das Ohr umgelegt bis über die Augenmitte. Die Oberseite der Füße ist bei Wanderratten meist hell, der Schwanz berührt beim Laufen den Boden, die Hausratte hebt ihn beim Laufen an. |
Größe |
Kopf–Rumpf: 180–260 mm; Hinterfuß: 36–41 mm; Schwanz: 140–210 mm; Gewicht: 170–350 g |
Lebensweise |
Die Wanderratte ist vorwiegend nachtaktiv mit gelegentlicher Tagaktivität bei hoher Populationsdichte. Sie sind in allen Fortbewegungsarten überaus geschickt, sei es Klettern, Graben, Laufen, Springen, Schwimmen oder Tauchen. Dies ist auch ein Grund für ihre hohe Anpassungsfähigkeit und ihren weltweiten Erfolg. Wanderratten leben als Einzelgänger oder in Rudeln aus mehreren Familienverbänden. Die Bildung von Gruppen ist besonders bei hoher Nahrungsverfügbarkeit zu beobachten. Sowohl weibliche als auch männliche Tiere eines Rudels verteidigen das Revier. Besteht die Gruppe aus wenigen Weibchen, setzt sich meist ein dominantes Männchen an die Spitze der hierarchischen Gliederung, deren Rangordnung durch häufig stattfindende Kämpfe bestimmt wird. Ihr guter Geruchsinn dient vorwiegend der Kommunikation mit Artgenossen und hilft Fressfeinde sowie Spuren von Gift in der Nahrung aufzuspüren. |
Wissenswertes und Hinweise |
Obwohl die Wanderratte aufgrund ihrer Lebensweise Schaden verursachen und Krankheiten übertragen kann, ist ihr Verdienst für den Menschen als Versuchstier in der Pharmakologie, Toxikologie, Krebs-, Ernährungs- und Verhaltensforschung als ungleich höher zu betrachten. Die in der medizinischen Forschung verwendete Albinoratte ist im 17. Jahrhundert durch Mutation aus der Wanderratte entstanden und wurde in den folgenden Jahrhunderten immer mehr zum gut geeigneten Versuchstier gezüchtet. |
Literaturhinweise |
Grimmberger, E. (2017): Die Säugetiere Mitteleuropas. Quelle & Meyer, Wiebelsheim. |