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 Artsteckbriefe

Autor  dieses Artsteckbriefes:  Stefan Resch

Micromys minutus  (Pallas, 1771)

 

Zwergmaus (Micromys minutus)

Zwergmaus (Micromys minutus)

©  kleinsaeuger.at

2014

Zwergmaus

©  Bernd Tobler

 

Zwergmaus

©  Bernd Tobler

 

 

Kurzinfo

Autor: Stefan Resch

Kleinstes europäisches Nagetier mit gelblichbrauner Färbung und langem Schwanz. In Österreich heute selten und nur in den niederen Lagen entlang von Flussufern und in Au- und Laubbruchwaldbereichen mit Hochgrasbeständen anzutreffen. Die Unterscheidung von der Haselmaus ist durch deren deutlich dichter und länger behaarten Schwanz einfach.

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Stefan Resch

Das kleinste Nagetier Europas, die Zwergmaus, ist in den niederen Lagen der Steiermark, im Burgenland und in Ober- und Niederösterreich anzutreffen, im Bereich der Alpen gibt es nur vereinzelte Nachweise und in Kärnten ist kein aktuelles Vorkommen bekannt. Als optimale Lebensräume gelten Flächen mit Schilf, Rohrglanzgras oder Seggen sowie allgemein Hochgrasbestände mit einer Mindesthöhe von 50 cm. Für eine dauerhafte Besiedelung sind nahegelegene Winterlebensräume mit Altgrasstreifen oder strauchreichen Waldrändern notwendig. Zwergmäuse sind häufig entlang von Flussufern und in Au- und Laubbruchwaldbereichen anzutreffen. Wälder mit dichtem Kronenschluss werden aufgrund des fehlenden Bodenbewuchses nicht besiedelt. Finden in ihrem Lebensraum regelmäßige Hochwasserereignisse statt, veranlasst sie dies gelegentlich zu einem Ortswechsel.
Die früher häufig beobachtete Kolonialisierung von Ackerflächen im Sommer ist mit der Veränderung der Bewirtschaftungsform selten geworden.

Interessante Links

Autor: Stefan Resch

kleinsaeuger.at

Charakteristische Merkmale

Autor: Stefan Resch

Sehr kleine gelblichbraune Mäuse mit helleren Flanken und scharf abgesetzter weißer Unterseite. Der Schwanz ist körperlang, gleichmäßig kurz behaart und auf der Unterseite etwas heller. Die dunklen Augen sind mittelgroß, die Ohren sind behaart und für Echte Mäuse relativ kurz und im Fell verborgen.

Ähnliche Arten

Autor: Stefan Resch

Anhand ihrer Größe und des langen Schwanzes sowie ihrer kletternden Lebensweise ist die Zwergmaus gut zu erkennen. Eine Verwechslungsmöglichkeit besteht eventuell mit der ähnlich gefärbten Haselmaus welche jedoch einen deutlich dichter und länger behaarten Schwanz besitzt.

Größe

Autor: Stefan Resch

Kopf–Rumpf: 50–75 mm; Hinterfuß: 13–14,5 mm; Schwanz: 50–75 mm; Gewicht: 7–11 g

Lebensweise

Autor: Stefan Resch

Die meist solitär lebende Zwergmaus ist sowohl nacht- als auch tagaktiv und führt ein für Echte Mäuse untypisches Leben über den Boden. Der lange Schwanz wird beim Klettern geschickt um Äste gewickelt und als Greifschwanz einsetzt. Deckungslose Strecken überwindet sie rasch laufend oder springend. Die regelmäßige Überflutung ihrer bevorzugten Lebensräume erfordert eine gute Schwimmfähigkeit, Im Gegensatz zu anderen an das Wasser angepassten Kleinsäugerarten, wie der Wasserspitzmaus (Neomys fodiens) und dem Bisam (Ondatra zibethicus), kann sie aber weder Tauchen noch ihren Schwanz bewegungsfördernd nutzen.
Aufgrund ihrer dreidimensionalen Lebensraumnutzung hat die Zwergmaus einen Aktionsraum von nur ungefähr 400 m². Die Reviergrenzen und Laufwege werden mit an Halmen aufgebrachtem Kot und Urin markiert. Adulte Zwergmausweibchen tolerieren während der Fortpflanzungszeit oftmals keine männlichen Artgenossen. Eine allgemeine Intoleranz zwischen den Tieren ist im Freiland jedoch nicht zu beobachten. Im Gegenteil, außerhalb der Paarungszeit teilen sich häufig mehrere Individuen ein Revier und bilden zum Überwintern Gruppen, wodurch sich ihre Überlebenschancen in den kalten Monaten erhöhen. In Gefangenschaft tritt bei schlechten Haltungsbedingungen regelmäßig ein aggressives Verhalten auf, welches bis zum Kannibalismus reicht.
Zwergmäuse legen im Sommer kugelförmige Nester im Hochgras oder in Sträuchern in einer Höhe von 20–50 cm über dem Boden an. Die Höhe kann in Hochwassergebieten aber auch über 1 Meter liegen. Das Nestmaterial variiert in Abhängigkeit zur Jahreszeit und des Lebensraumes. Auffallend ist, dass nicht immer die häufigste Pflanzenart zur Anlage der Nester verwendet wird. Weibchen benutzten im Regelfall mehrere Nester, um bei Bedarf mit ihren Jungtieren rasch umsiedeln zu können. Im Winter werden die Schlafplätze aufgrund der fehlenden Vegetationsstrukturen in Bodennähe verlegt, wo die Zwergmaus eine mehrmals unterbrochene Winterruhe hält.
Die Fortpflanzungszeit der Zwergmaus erstreckt sich von März bis Oktober. Ein Weibchen bringt dabei in 2–3 Würfen nach einer Tragzeit von 21 Tagen 4–7 Jungtiere zur Welt. Nach dem 11. Lebenstag nehmen diese bereits eigenständig Nahrung außerhalb des Nests auf. Die Säugezeit endet nach dem 15. Tag. Danach werden die Jungtiere vom Zwergmausweibchen im Nest zurückgelassen. Die Nahrung der Zwergmaus ähnelt jener der Waldmaus (Apodemus sylvaticus). Sie nimmt vorwiegend verschiede Samen und grüne Pflanzenteile zu sich, verzehrt jedoch auch wirbellose Tiere. Die Nester der Zwergmaus können sehr leicht mit denen der Haselmaus (Muscardinus avellanarius) verwechselt werden.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Stefan Resch

Da die Nester der Zwergmaus sehr leicht mit denen der Haselmaus (Muscardinus avellanarius) verwechselt werden können ist es sehr wichtig, für Fundmeldungen Fotos des Nestes in der Situation anzufertigen, wie es aufgefunden wurde (auch die Umgebung). Nach der Entnahme und dem Transport können nur noch Haarproben aus dem Nestinneren verlässliche Rückschlüsse auf den Erbauer geben.

Literaturhinweise

Autor: Stefan Resch

Grimmberger, E. (2017): Die Säugetiere Mitteleuropas. Quelle & Meyer, Wiebelsheim.
Jenrich, J., Löhr, P.–W. & Müller, F. (2010): Kleinsäuger: Körper– und Schädelmerkmale, Ökologie Reihe: Beiträge zur Naturkunde in Osthessen (Hrsg. Verein für Naturkunde in Osthessen e.V.). Michael Imhof Verlag, Fulda.
Kraft, R. (2008): Mäuse und Spitzmäuse in Bayern: Verbreitung, Lebensraum, Bestandssituation. Ulmer Verlag, Stuttgart.
Wilson, D.E., Lacher, T. E., Jr & Mittermeier, R.A. eds. (2017): Handbook of the Mammals of the World. Vol. 7. Rodents 2. Lynx Edicions, Barcelona.
Wilson, D.E. & Mittermeier, R.A. eds. (2018): Handbook of the Mammals of the World. Vol. 8. Insectivores, Sloths and Calugos. Lynx Edicions, Barcelona.

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Zwergmaus