Seite wird geladen ...

   

Art wählen

 Artsteckbriefe

Autor  dieses Artsteckbriefes:  Johann Neumayer

Apis mellifera  Linnaeus, 1758

Kurzinfo

Autor: Johann Neumayer

Manche Menschen fürchten sich vor ihnen, weil sie stechen können. Aber den Honig, den wir den Bienen verdanken, mögen fast alle. Deshalb ist die Honigbiene neben dem Seidenspinner das einzige Insekt, das sich der Mensch nutzbar gemacht hat und wie ein Haustier hält. Sie ist auch wesentlich verantwortlich für die Bestäubung unserer (Nutz-) Pflanzen.

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Johann Neumayer

Die Westliche Honigbiene (Apis mellifera L.) kommt natürlicherweise in der Westpaläarktis (östlich bis Afghanistan) und in ganz Afrika vor. In der Ostpaläarktis wird sie durch die Schwesterart, die Östliche Honigbiene Apis cerana Fab. ersetzt. In ihrem Verbreitungsgebiet bildet die Westliche Honigbiene zahlreiche Unterarten aus, die sich z.T. erheblich in ihrer Lebensweise unterscheiden.

In der Eiszeit konnten Honigbienen in Europa nur in Refugien im westlichen und östlichen Mediterranraum überleben. Die Wiederbesiedlung des Raumes nördlich der Alpen erfolgte vom Westen her durch die „Dunkle Honigbiene“, Apis mellifera mellifera L., die ursprünglich im Großteil Österreichs vorkam. Nur das Gebiet südlich des Alpenhauptkammes (in Österreich betrifft das vor allem Kärnten und die Steiermark, aber auch den Ostteil Niederösterreichs und das Burgenland ) wurde durch eine andere Unterart, die Krainer Biene Apis mellifera carnica Pollm. von Südosten her besiedelt.
Durch einige Eigenschaften ist die Krainer Biene sehr geeignet für die Imkerei (schnelle Frühjahrsentwicklung, geringe Stechlust, Wabenstetigkeit). Daher wird sie seit mehr als 100 Jahren intensiv in Europa verbreitet und hat die Dunkle Bienen bis auf wenige Refugien (GB, Irland, Schweiz, Skandinavien, Tirol) verdrängt. In jüngerer Zeit befassen sich einige Initiativen mit dem Schutz der heimischen Dunklen Biene. Während die Imker lange Zeit in Österreich fast nur die Krainer Biene dulden wollten, wird in jüngster Zeit v.a. von Groß- und Erwerbsimkern die sogenannte „Buckfastbiene“ gezüchtet. Diese vom Mönch Bruder Adam in England durch Kreuzung verschiedener Unterarten erzielte künstliche Rasse erbringt offensichtlich bestimmte ökonomische Vorteile, sodass in auch ein geschlossener Zuchtraum für die Krainer Biene nicht mehr überall vorhanden ist. Durch die an sich unkontrollierbare Paarung (s. Lebensweise) stellt dies ein Problem für die Reinerhaltung der Unterarten der Honigbiene dar.

Honigbienen sind natürlicherweise in den verschiedensten Lebensräumen anzutreffen, die als Mindestvoraussetzung ein ausreichendes Blütenangebot und große Baumhöhlen bieten. Die energieaufwendige Überwinterung als ganzes Volk begrenzt die natürliche Verbreitung im südlichen Skandinavien, während Wüsten ein zu karges Blütenangebot bieten. Halbwüstenbereiche werden von spezialisierten Unterarten aber durchaus besiedelt.

Beschreibung

Autor: Johann Neumayer

Die Honigbiene zu beschreiben erscheint müßig, da sie weitum als „die Biene“ bekannt ist. Doch nicht jede Biene von der Größe einer Honigbiene ist auch wirklich eine. In Österreich kommen fast 700 Wildbienenarten vor, von denen vor allem manche Sandbienen von Unerfahrenen mit Honigbienen verwechselt werden können. Ein sicheres Merkmal bietet bei einem Blick auf den Flügel die stark verlängerte Radialzelle. Eine zweifelsfreie Diagnose der Unterartzugehörigkeit ist nur durch Vermessung des Flügelgeäders möglich. Doch kann man die meisten Individuen auch im Feld zuordnen, vor allem, wenn man ein ganzes Bienenvolk vor sich hat. Die Dunkle Honigbiene zeigt, wie der Name sagt, ein dunkelbraun-schwarzes Erscheinungsbild mit schmalen schütteren Filzbinden auf den Abdominalsegmenten, langer Behaarung am Hinterleib und bräunlichem Pelz am Thorax.

Die Krainer Biene wirkt dem gegenüber eindeutig grau. Die Behaarung ist kürzer und die Filzbinden auf den Abdominalsegmenten sind breit und dicht. Sie können allerdings bei alten Exemplaren abgewetzt sein, sodass es sich lohnt, mehrere Exemplare anzuschauen. Lederbraune Ringe treten am Hinterleib nur ausnahmsweise auf.
Dagegen ist die Buckfastbiene vor allem an den gelben Abzeichen auf den ersten Tergiten erkennbar. Dieses Merkmal zeigt in Europa sonst nur die Italienische Biene Apis mellifera ligustica Spinola, die aber natürlicherweise nicht bis Österreich vorkommt.

Lebensweise

Autor: Johann Neumayer

Die Honigbiene ist nicht die „typische Biene“, sondern der Spezialfall einer hochsozial lebenden Bienenart, die auf sich allein gestellt gar nicht mehr überleben kann. Der Großteil der Wildbienenarten lebt solitär in Bodennestern oder in Käfergängen in Totholz. Bei diesen Arten versorgt das Weibchen die Brutzellen mit Nektar und Pollen, legt ein Ei darauf, verschließt die Zellen und der Nachwuchs entwickelt sich ohne weitere Brutpflege. Einige weitere Arten sind primitiv sozial, indem z.B. die Nestgründerin von den Töchtern als Arbeiterinnen unterstützt wird (Hummeln, einige Furchenbienen).

Die Honigbiene ist die einzige bei uns vorkommende hoch eusoziale Bienenart, bei der das Volk potentiell unsterblich ist. Die Vermehrung erfolgt, indem im Frühjahr ein Teil des Volkes mit der Altkönigin auszieht und sich als Schwarm einen neuen Nistplatz sucht.
Die schlüpfende Jungkönigin begibt sich – nachdem sie ihre Königinnengeschwister beseitigt hat – auf den Paarungsflug. Sie paart sich auf diesem Flug mit 10-20 Drohnen, die sich in ca. 20m Höhe und oft weit von ihren Völkern entfernt zu Drohnenschwärmen sammeln. Durch diese Form der Paarung ist die Reinerhaltung einer Unterart oder Rasse schwierig, wenn mehrere in einem Gebiet gehalten werden.

Und so wurde über die unweigerlich stattfindenden Kreuzungen die Dunkle Biene nach Einfuhr der Krainer Biene verdrängt und mit der Haltung der Buckfastbieen ergeben sich neue Schwierigkeiten, vielleicht auch für die Krainer Biene. Die Reinerhaltung der Honigbienenunterarten ist nur über geschlossene Zuchtgebiete oder über gezielte Königinnenpaarung an Belegstellen, in deren Umkreis keine fremden Rassen vorkommen, möglich.
Nicht zu vergessen ist, dass wildlebende Völker der Honigbiene in Mitteleuropa durch das drastisch verringerte Blütenangebot schon bis in die 1980er Jahre sehr selten waren und nach Einschleppung der Varroa-Milbe mit großer Sicherheit ausgestorben sind. Heutzutage können Honigbienen ohne Varroabehandlung nicht überleben, doch zeigen sich erste Anzeichen einer Resistenzbildung.

Gefährdung und Schutz

Autor: Johann Neumayer

Die Honigbiene ist als Art nicht gefährdet, sehr wohl sind es einige Unterarten, wie z.B. die Dunkle Honigbiene durch Vermischung mit der fast überall in Europa gezüchteten Krainer Biene.

Literaturhinweise

Autor: Johann Neumayer

Friedrich Ruttner (2003): Naturgeschichte der Honigbienen 2. Aufl. Kosmos, Stuttgart.

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Europäische Honigbiene