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 Artsteckbriefe

Autoren  dieses Artsteckbriefes:  Margit Gross ,  Stefanie Ebnicher

Bombina variegata  (Linnaeus, 1758)

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Gelbbauchunke

©  Robert Hofrichter

 

Gelbbauchunke

©  Hans Sonderegger

 

Gelbbauchunke

©  ÖNB

 

 

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Gelbbauchunken

©  Ingrid Hagenstein

 

Kurzinfo

Autor: Margit Gross

Die pioniergeistige Gelbbauchunke gilt als typische Erstbesiedlerin temporärer Klein- und Kleinstgewässer. Dort ist sie von überbordender Konkurrenz sicher und ihr Laich kann überleben. Doch was es nur mehr spärlich gibt, lässt sich schwerlich entdecken.

Beschreibung

Autor: Margit Gross

Die Bauchseite ist hell- bis dunkelgrau mit deutlichen gelblichen Flecken. Diese Flecken bilden ein Muster, das für jedes Tier typisch ist und anhand dessen jedes Individuum identifiziert werden kann. Die hellen Flecken der Unterseite der Extremitäten sind vielfach untereinander und mit den Bauch- bzw. Brustflecken verbunden. Aufgrund ihrer graubraunen, lehmgelben oder olivfarbenen Oberseite ist sie in einer Pfütze kaum zu erkennen. Die zahlreichen kleinen Warzen auf dem Rücken sind mit winzigen schwarzen Hornstacheln besetzt. Die Pupillen sind herzförmig, das Trommelfell nicht sichtbar, Ohrdrüsen fehlen.

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Margit Gross

Die Gelbbauchunke ist von Frankreich bis in die Westukraine und von Norddeutschland bis auf die Apennin- und Balkanhalbinsel verbreitet. In Österreich kommt sie – außer im Wiener Becken, im Weinviertel und im nördlichen Burgenland – in Höhen zwischen 210 und 1900 m vor und ist damit eine typische Art des Hügel- und Berglandes.

Die Gelbbauchunke ist eine typische Erstbesiedlerin kleiner, neu entstandener Gewässer. Zum Ablaichen werden vor allem kleine, seichte, vegetationsarme, gut besonnte Tümpel mit Bodenschlamm (Radspurtümpel, Wassergräben, Suhlen, Lacken) aber auch Teiche und Weiher mit Flachwasserbereichen aufgesucht. Vom Menschen weitgehend unbeeinflusste Lebensräume der Gelbbauchunke sind sehr selten geworden. Man findet die Art heute vorwiegend in Gewässern in Sekundärlebensräumen: in Lehmgruben und Steinbrüchen, auf Schlagflächen und Truppenübungsplätzen.
Die Entstehung der von Gelbbauchunken besiedelten Kleingewässer hängt von der Dynamik des Lebensraumes ab: von Überschwemmungen, Hangrutschungen, Windwürfen, Aktivitäten großer Säugetiere wie Biber oder Wildschwein und den Tätigkeiten des Menschen.
Neben einem Laichgewässer benötigt die Gelbbauchunke deckungsreiche Landlebensräume. Eine feuchte „Gstettn“ ist ihr am liebsten, auch Verstecke am Waldesrand sagen ihr zu.

Hilfe zur Bestimmung

Autor: Margit Gross

Die Gelbbauchunke ist aufgrund der gelben Flecken auf der Unterseite als Unke leicht erkennbar. Von der ähnlichen Rotbauchunke unterscheidet sie sich dadurch, dass bei ihr im Unterschied zur Rotbauchunke, die gelben Flecken mehr als die Hälfte der Unterseite einnehmen. Zudem sind die Finger- und Zehenspitzen in der Regel bei ihr gefärbt. Die Flecke auf der Unterseite der ähnlichen Rotbauchunke sind orange, rote, manchmal aber auch gelb gefärbt.

Ähnliche Arten

Autor: Margit Gross

Die Rotbauchunke (Bombina bombina) kommt in Österreich in den Niederungen der östlichen Bundesländer in Höhen von 115 bis 600 m, meist aber unter 200 m vor, weshalb sie auch „Tieflandunke“ genannt wird. In den Schutzgebieten der Donau- und Marchauen und am Neusiedler See findet sie noch natürliche Lebensräume vor, wo sie in seichten, ruhigen Gewässern oder auf Überschwemmungsflächen ablaicht. Sonst ist sie vorwiegend in Materialentnahmestellen anzutreffen. Durch den Abbau bis in den Grundwasserbereich entstehen kleine Tümpel bis große Teiche. Auch bei Trockenbaggerungen entstehen durch die Verdichtung des Bodens mit Schwerfahrzeugen Wasseransammlungen als wertvolle Ersatzlebensräume für Unken.
Dort wo sowohl die Rotbauchunke als auch die Gelbbauchunke vorkommt, (östliches Waldviertel, Wienerwald, Voralpen) sind auch Hybridpopulationen zu finden. Diese Hybride können anhand Ihres Aussehens nicht immer eindeutig angesprochen werden. Für eine eindeutige Bestimmung bedarf es chemosystematischer Untersuchungen.

Größe

Autor: Margit Gross

Die Gelbbauchunke wird bis zu 4,5 cm groß (Kopf-Rumpflänge).

Lebensweise

Autor: Margit Gross

Die Gelbbauchunke ist tag- und dämmerungsaktiv. Sie überwintern am Grund von Gewässern oder nahe dem Wohngewässer eingegraben in lockerem Bodensubstrat oder in Laubhaufen. Zwischen Ende März und Anfang Mai – abhängig von Wetter und Höhenlage – begeben sie sich an die Laichgewässer. Die melodischen Uh-uh-uh-Rufe der Männchen klingen wie Glockenläuten, daher bezeichnet man ihren Chorgesang auch als "Unkenläuten".
Nach der Paarung, bei der das Weibchen vom Männchen von hinten umklammert wird, laicht das Weibchen ab. Dabei ertastet es günstige Strukturen wie Wasserpflanzen, Äste und abgefallenes Laub, woran es 10 bis 20, vereinzelt bis zu 100 Eier, verteilt in mehreren Klumpen ablegt. Ein Weibchen kann dabei mehrmals im Jahr ablaichen. Die Entwicklungszeit der Larven beträgt 4 –12 Wochen.
Zwischen den einzelnen Fortpflanzungswellen halten sich Gelbbauchunken oft abseits der Laichgewässer in anderen terrestrischen oder aquatischen Lebensräumen auf.
Besonders Jungtiere zeigen ein deutliches Wanderverhalten, welches der Erschließung neuer Lebensräume dient; ältere Exemplare hingegen bleiben ihrer näheren Wohnumgebung oft ein Leben lang treu. Ab Ende August suchen die Tiere ihre Winterquartiere auf.

Bei Gefahr zeigen Unken eine so genannte "Kahnstellung", bei der sie die hellen Flächen der Unterseite zur Schau stellen ("Unkenreflex"). Die grelle Färbung soll Fressfeinde abhalten: bei einem Angriff biegt sich die Unke zu einem Schiffchen auf und dreht ihre Beine auf den Rücken. Der Rücken wird zu einem „Hohlkreuz“ durchgebogen, Vorder- und Hinterbeine so hoch nach oben gebogen, dass die grellfarbenen Flecken der Unterseite teilweise sichtbar werden.
Die Gelbbauchunken ernähren sich bevorzugt von Insekten und deren Larven, Würmern, Spinnen sowie anderen Wirbellosen.

Gefährdung und Schutz

Autor: Margit Gross

Die Gelbbauchunke ist bedroht. Klein- und Kleinstgewässer, die Laichplätze der Unken, wurden in den letzten Jahrzehnten zunehmend zerstört. Die veränderte Landnutzung von Grünland, das so genannte „Trockenlegen von sauren Wiesen“, die Verrohrung kleiner Bäche und Gräben, die Verbauung von Bächen und Flüssen, das Aufforsten von Wiesen, das Ablagern von Müll auf „nicht produktiven“ Flächen trugen dazu bei, dass die Gelbbauchunke in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Österreichs als „gefährdet“ eingestuft wird. Die noch intakten Lebensräume sind vielfach voneinander isoliert, womit ein Genaustausch zwischen den Populationen zunehmend unterbunden wird.

Die Gelbbauchunke wird im Anhang II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie genannt; damit unterliegt sie besonderen Schutzverpflichtungen innerhalb der EU. In den Artenschutzverordnungen der Bundesländer gilt sie gleichfalls als gänzlich geschützt.

Das oberste Ziel aller Schutzmaßnahmen ist neben der Erhaltung der Lebensräume die Bewahrung und Förderung der Dynamik in der Entwicklung von Kleingewässern. Für die Gelbbauchunke sind Kleinstgewässer wie Radspurrinnen besser geeignet als größere Gewässer, die stärker von Konkurrenten (Froschlarven) und Fressfeinden besiedelt werden. Zur Sicherung und Förderung der Bestände der Gelbbauchunke ist daher zu fordern, dass solche Radspurrinnen nicht entwässert und im Sommer nicht durchfahren werden. Es bedarf eines Kleingewässernetzes, in dem die Lebensräume miteinander verbunden sind. Kleine, kurzlebige Wasserstellen erfüllen dabei als Trittsteine eine wichtige Funktion. Straßengräben von Forststraßen und Bäche sind wichtige Wanderkorridore.

Charakteristische Merkmale

Autor: Stefanie Ebnicher

- abgeflachter Körper
- hell- bis dunkelgrauer Bauch mit deutlichen gelben Flecken
- herzförmige Pupillen

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Margit Gross

Das Hautsekret ist giftiger als bei anderen einheimischen Amphibien, es wirkt auf die Schleimhäute der Menschen sehr unangenehm.

Literaturhinweise

Autor: Margit Gross

Cabela A., Grillitsch H, Tiedemann F. (2001): Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien Österreich: Auswertung der Herpetofaunistischen Datenbank der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien. Umweltbundesamt, Wien, 880 S.
Cabela A., Grillitsch H, Tiedemann F. (1997): Rote Liste ausgewählter Tiergruppen Niederösterreichs – Lurche und Kriechtiere (Amphibia, Reptilia), 1,. Fassung 1995. Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Naturschutz, Wien, 88.S
Gollmann G., Gollmann B. (2005): Endbericht zum Gemeinschaftsprojekt des NATURSCHUTZBUND NÖ und der Bundesforste AG, Verbreitung und Schutz der Gelbbauchunke im Wienerwald. Unveröffentlichter Bericht, 14 S.
Kwet, A. (2006): Reptilien und Amphibien Europas. Franckh-Kosmos, Stuttgart, 256 S.
NATURSCHUTZBUND NÖ (2004): Die Gelbbauchunke - Schutz im landwirtschaftlichen und forstlichen Alltag. Faltblatt, NATURSCHUTZBUND NÖ, Wien.
NATURSCHUTZBUND NÖ (2004): Gelbbauchunke und Rotbauchunke – Schutz bei der Rohstoffgewinnung. Faltblatt, NATURSCHUTZBUND NÖ, Wien.

Infos in Wikipedia

Autor: Stefanie Ebnicher

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Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Bergunke

deu

Gelbbauchunke

fra

Sonneur à ventre jaune