Autoren dieses Artsteckbriefes: Christine Puehringer , Jürgen Hensle , Stefanie Ebnicher
Vanessa cardui (Linnaeus, 1758)
Kurzinfo |
Oberseits sind die Vorderflügelspitzen wie beim Admiral weiß gefleckt und grau schattiert, ansonsten ist die Oberseite gelbbraun und orange gefärbt, mit schwarzer Fleckenzeichnung. Die Unterseite der Hinterflügel zeigt ein weiß-braunes Muster und eine Reiher großer Augenflecken vor dem Außenrand. Der Distelfalter ist ein Wanderfalter und bei uns von Anfang April bis Ende September in offenem, trockenem Gelände zu finden. Die Zeichnung der 40mm langen, gelblich bis grünlich braunen Raupe kann sehr variieren. Ihre Futterpflanzen sind die Gemeine Kratzdistel, die Kohldistel, die Große Brennnessel, die Moschusmalve und die Stachelbeere. |
Verbreitung und Lebensraum |
Distelfalter (Vanessa cardui) sind Wanderfalter und kommen weltweit, ausgenommen in Südamerika, vor. Das Heimatgebiet liegt aber in den subtropischen Steppengebieten. In Europa sind sie nur in den heißen Mittelmeergebieten das ganze Jahr über anzutreffen, im restlichen Südeuropa benötigt die Art mehrere aufeinanderfolgende Jahre mit guten Bedingungen um zeitweise bodenständig zu sein. |
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Der Distelfalter ist fast weltweit verbreitet. Er fehlt lediglich in Südamerika und der Antarktis. In Europa ist er aus jedem Land nachgewiesen. In den Alpen steigt er auf Wanderungen bis in die höchsten Lagen. In den von Sommerfrost gefährdeten alpinen Hochlagen legt er jedoch normalerweise keine Eier mehr ab. |
Hilfe zur Bestimmung |
"Unser" Distelfalter kann leicht mit dem Amerikanischen Distelfalter (Vanessa virginiensis) verwechselt werden. Dieser wird gelegentlich an die Westküste Europas verdriftet und ist auf Teneriffa und dem portugiesischen Festland heimisch geworden. Von dort aus dringt er bis Spanien und Madeira, ganz vereinzelt aber auch bis Frankreich vor und ist auch in der Schweiz schon in einem Exemplar beobachtet worden. Somit könnte er auch im Westen Deutschlands angetroffen werden. Der Amerikanische Distelfalter ist durchschnittlich etwas kleiner als der weltweit verbreitete. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal findet sich jedoch auf der Unterseite der Hinterflügel. Dort hat der "gewöhnliche" Distelfalter vier bis fünf kleine Augen in der Randbinde, der Amerikanische nur zwei, aber viel größere Augen. |
Ähnliche Arten |
Amerikanischer Distelfalter (Vanessa virginiensis) |
Beschreibung |
Der Falter hat eine ledergelbe Grundfarbe mit schwarzem Fleckenmuster auf den Flügeln. Die Spitzen der Vorderflügel ähneln denen des Admirals, sie sind auch schwarz gefärbt und tragen mehrere weiße Flecken. Die innere Flügelhälfte weist hingegen eine orange und schwarz gefleckte Zeichnung auf. Der Flügelansatz ist gelbbraun gefärbt. Die Hinterflügel sind am Ansatz auch gelbbraun und weisen ein ausgedehntes, der Zeichnung der Vorderflügeln ähnelndes Muster auf, dessen schwarze Flecken aber nur am Flügelaußenrand kräftig gefärbt sind, die anderen Flecken sind blass. Die Unterseite der Hinterflügel ist weiß und in verschiedenen Brauntönen marmoriert und trägt am Außenrand fünf unterschiedlich große Augenflecken. Die Unterseite der Vorderflügel ist wie die Oberseite gefärbt, aber deutlich blasser. Am Vorderrand sind daneben zwei größere helle Flecken sichtbar. Im Aussehen sind Männchen und Weibchen gleich. |
Größe |
Flügelspannweite: 4,5 bis 6,0 cm |
Lebensweise |
In den Ursprungsgebieten kommt der Distelfalter das ganze Jahr über vor und bildet mehrere Generation jährlich aus. Er wandert zwischen Mai und Juni vom Süden her nach Mittel- und Nordeuropa ein. Ab da ist der flinke Schmetterling bis in den September hinein zu beobachten. Er bildet hier ein bis zwei Generationen aus, die von Juli bis August und von September bis Oktober fliegen. |
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Der Falter ist normalerweise tagsüber aktiv. Lediglich während längerer Wanderungen fliegt er auch die Nacht durch und wird dann zuweilen von Lichtquellen angelockt. Die Raupen finden sich in Mitteleuropa fast ausschließlich von Mai bis August, selten bis September. Die Raupe ist nicht wählerisch. Neben Disteln (hauptsächlich Carduus- und Cirsium-sp.) frißt sie auch an Brennesseln (Urtica-sp.), Flockenblume (Centaurea-sp.), Malven (Malva-sp.), Beifuß (Artemisia-sp.) und einer Fülle anderer Pflanzen. Wenn sich die Raupen bei Massenvermehrungen gegenseitig das Futter wegfressen, können sie zuweilen in Gärten und auf Feldern schädlich werden. Sie fressen dann notfalls auch an völlig untypischen Futterpflanzen, wie Klee (Trifolium-sp.) oder Rosen (Rosa-sp.). Der Distelfalter ist ein Bewohner offener Landstriche. In wärmeren Gebieten oder Jahren legen jedoch die Weibchen der Sommergeneration vorzugsweise an etwas schattigeren Plätzen ab. So an breiteren Waldwegen und auf Waldlichtungen oder unter Büschen und einzeln stehenden Bäumen. Um solche Lebensräume zu erreichen, scheint es im Frühsommer auch zu lokalen Suchflügen und kürzeren Wanderungen zu kommen. |
Wanderverhalten |
Diese Wanderfalter legen oft Falter weite Strecken zurück, indem sie sich durch den Wind tragen lassen. Dadurch erreichen sie sogar den hohen Norden Europas. In neu besiedelten Gebieten vermehren sie sich manchmal sogar mehrmals, die Nachkommen wandern aber wieder in für sie günstige Gebiete ab, da sie tiefe Temperaturen im Winter nicht überstehen können. Zahlreiche Tiere schaffen den Weg über die Alpen aber nicht rechtzeitig und verenden. Man kann dann an Gletschern manchmal eine größere Anzahl von toten Distelfaltern vorfinden. |
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Der Distelfalter ist ein Saisonwanderer 1. Ordnung. Er ist der Wanderfalter schlechthin. Er verträgt (fast) keinen Frost und kann auch nicht inaktiv überwintern. Daher zieht er sich im Herbst in südlichere Breiten zurück. Im für Europa relevanten Bereich, in die Regionen im äußersten Süden Europas und nach Nordafrika. Da dort schon im Frühjahr die Nahrungspflanzen der Falter wie der Raupen vertrocknen, wandert er ab März nordwärts, erreicht erst das Mittelmeergebiet und meist ab etwa Ende April auch Mitteleuropa. Falter die zu uns einfliegen, sind oftmals total abgeflogen, das sind dann Tiere, die direkt aus Nordafrika eingewandert sind. Besser erhaltene, zuweilen scheinbar fast frische Tiere kamen aus dem Mittelmeerraum bzw. Südfrankreich und Norditalien. Andere Falter fliegen noch weiter nordwärts bis Skandinavien, Island und sehr selten sogar Spitzbergen. Die Einwanderung ist jahrweise sehr unterschiedlich stark. In manchen Jahren bleibt sie fast vollständig aus, bzw. erreicht nur noch Südeuropa, in anderen fliegt der Falter in ungeheuren Massen bis weit in den Norden. Die Einwanderung ist Ende Juni größtenteils abgeschlossen. Der Distelfalter bildet dann hier eine ab etwa Ende Juni bis Mitte August schlüpfende Generation aus, die teilweise schon wieder nach Südeuropa zurückfliegt. Ein anderer Teil der Falter verweilt jedoch zunächst in und nördlich der Alpen und bringt eine 2., ab Ende August schlüpfende Nachfolgegeneration der Einwanderer hervor, welche dann fast vollständig abwandert. Schon Anfang Oktober sind meist nur noch wenige Einzelfalter zu sehen. Ganz vereinzelt können Ende Oktober noch einmal einzelne frische Exemplare beobachtet werden. Möglich, daß dies Nachkommen skandinavischer Tiere sind, welche im August nur bis Mitteleuropa zurückgeflogen waren. Über die Details seines Wanderverhaltens ist noch sehr wenig bekannt. Durch genaue Beobachtung seines Verhaltens, kann hier gerade auch der Laie noch viel zu seiner Erforschung beitragen! |
Gefährdung und Schutz |
Der Distelfalter ist nicht gefährdet. |
Literaturhinweise |
HAUSMANN A. & MILLER M.A. (2000): Atlas der Raupen europäischer und kleinasiatischer Schmetterlinge, fotografiert von Burkhard Nippe. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München. |
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Bellmann, H. (2009): Der neue Kosmos Schmetterlingsführer, 2. Auflage; Franckh-Kosmos Verlags-GmbH Co. KG, Stuttgart;
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Vorkommen in den Bundesländern |
Der Distelfalter ist in allen neun Bundesländern Österreichs verbreitet. Er überwintert als Falter, wandert dazu aber in wärmere Gebiete ab. Ab Anfang April kann man ihn in allen Bundesländern beobachten. |
Interessante Links |
www.de.wikipedia.org/wiki/Distelfalter |