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 Artsteckbriefe

Autor  dieses Artsteckbriefes:  Martin Schwarz

Osmoderma eremita 

 

Eremit

Eremit

©  Ekkehard Wachmann/piclease

2008

Eremit

Eremit

©  Heiko Bellmann

 

Eremit

Eremit

©  Klaus Peter Zulka

 

 

Kurzinfo

Autor: Martin Schwarz

Voraussetzung für das überleben des Eremiten oder Juchtenkäfers (Osmoderma eremita) ist ein entsprechender Anteil an Altholz bzw. absterbenden Althölzern mit Baumhöhlen und großvolumige, feuchten Mulmkörper. Er ist ausgesprochen flugträge und überwindet Distanzen von maximal 1-2 km. Daher verfügt er nur über ein geringes Ausbreitungs- und Wiederbesiedlungsvermögen.

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Martin Schwarz

Der Eremit besiedelt im Wesentlichen den kontinental beeinflussten Bereich Zentraleuropas, erreicht aber auch benachbarte Regionen. Er kommt von Nordspanien bis ins europäische Russland und vom südlichen Skandinavien bis in die Mittelmeerländer vor.

Als ursprünglicher Lebensraum des Juchtenkäfers werden Auwälder angesehen, wo er aber kaum mehr vorkommt. Streuobstwiesen, Parks, Alleen und andere lockere Baumbestände mit alten Bäumen bilden heute meistens seinen Lebensraum. Der Eremit benötigt alte Laubbäume, die mulmgefüllte Hohlräume aufweisen. Es besteht keine ausgeprägte Präferenz für bestimmte Baumarten. Bevorzugt besiedelt werden jedoch solche Bäume, die häufig Baumhöhlen bilden. Das ist bei Eichen, Linden, Weiden (vor allem bei Kopfweiden), Buche, Hainbuche, Esche, Rosskastanie, Birke und verschiedenen Obstbäumen (Apfel-, Birn- und Kirschbaum) der Fall. Die Art der Mulmbildung (Braun- oder Weißfäule) scheint für den Eremiten ohne größere Bedeutung zu sein. Bei dem Mulm muss es sich allerdings um ein fortgeschrittenes Zersetzungsstadium handeln (schwarzer Mulm).
Der Eremit, der Baumhöhlen mit möglichst hohen Temperaturen bevorzugt, besiedelt überwiegend besonnte Bäume in luftfeuchter Umgebung.

Ähnliche Arten

Autor: Martin Schwarz

In Mitteleuropa ist der Eremit durch die Größe und Form unverkennbar. Die kleineren Edelkäfer (Gnorimus spp.) haben eine ähnliche Gestalt, weisen aber weiße Flecken auf den Flügeldecken auf.

Beschreibung

Autor: Martin Schwarz

Der Eremit erreicht eine Körperlänge von 24 bis 39 mm. Wie auch die anderen Vertreter der Blatthornkäfer besitzt er eine kammförmige und nur einseitig erweiterte Fühlerkeule sowie Grabbeine. Seine Farbe ist braunschwarz mit stets schwarzen Körperanhängen. Das Halsschild ist relativ schmal. Der breit gebaute Käfer wirkt ein wenig plattgedrückt.

Lebensweise

Autor: Martin Schwarz

Zwischen Juni und August erfolgt die Eiablage in mulmgefüllte Baumhöhlen. Etwa nach einem Monat schlüpfen daraus engerlingförmige Larven. Sie ernähren sich ausschließlich von schwarzfaulem Holz. Dieses wird durch den Larvenkot bald zu schwarzem Mulm. In Mitteleuropa dauert die Entwicklung des Juchtenkäfers meist drei bis vier Jahre. Die Verpuppung findet in der Regel im Herbst statt. Zuvor erzeugen die Larven einen Puppenkokon aus verklebtem Mulm, der die Puppen schützt. Im auf die Verpuppung darauf folgenden Frühjahr schlüpfen die Käfer. Für die Entwicklung von Juchtenkäfern sind Baumhöhlen noch lebender Bäume Voraussetzung. Abgestorbene Bäume verlieren nach einiger Zeit die Eignung als Brutsubstrat. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass in lebenden Bäumen die Durchfeuchtung des Mulmes gegeben ist, was besonders für die Puppen von Bedeutung ist. Durch Gärungs- und Kompostierungsprozesse tritt vermutlich in lebenden Bäumen eine Wärmeentwicklung ein, die den hohen Temperaturansprüchen des Eremiten entgegenkommt.

Viele Käfer verbringen ihr gesamtes Leben in der Baumhöhle, ohne diese jemals zu verlassen. An warmen Tagen sind die Tiere tagsüber und sowohl auch nachts aktiv. Während die Männchen nur 10 bis 20 Tage alt werden, leben die Weibchen mehrere Monate. Obwohl die Käfer fliegen können, sind sie doch sehr flugträge. Juchtenkäfer können sich vermutlich auch bis zu drei oder vier Kilometer weit vom Entwicklungsort entfernen, was aber nur selten vorkommen dürfte. Aufgrund seiner verborgenen Lebensweise in Baumhöhlen gelangte der Eremit zu seinem deutschen Namen.

Literaturhinweise

Autor: Martin Schwarz

SCHAFFRATH U. (2003a): Zu Lebensweise, Verbreitung und Gefährdung von Osmoderma eremita (SCOPOLI, 1763) (Coleoptera; Scarabaeoidea, Cetoniidae, Trichiinae). Teil 1 – Philippia 10: 157-248.
SCHAFFRATH U. (2003b): Zu Lebensweise, Verbreitung und Gefährdung von Osmoderma eremita (SCOPOLI, 1763) (Coleoptera; Scarabaeoidea, Cetoniidae, Trichiinae). Teil 2 – Philippia 10: 249-336.
STEGNER J. (2002): Der Eremit, Osmoderma eremita (SCOPOLI, 1763) (Col. Scarabaeidae), in Sachsen: Anforderungen an Schutzmaßnahmen für eine prioritäre Art der FFH-Richtlinie. – Ent. Nachr. Ber. 46: 213-238.

Gefährdung und Schutz

Autor: Martin Schwarz

Durch die geringe Ausbreitungsfähigkeit können wenige hundert Meter entfernte Baumhöhlen kaum besiedelt werden. Das Aussterberisiko ist deshalb sehr hoch. Früher war der Juchtenkäfer in Österreich deutlich häufiger und auch weiter verbreitet.
Der Eremit ist in der FFH-Richtlinie der EU im Anhang II und IV angeführt, wobei er im Anhang II als prioritäre Art bezeichnet wird. Dies bedeutet, dass die Länder der Europäischen Union eine besondere Verantwortung für die Erhaltung des Juchtenkäfers haben. In Österreich gilt der Eremit als stark gefährdet. Zum Schutz des Juchtenkäfers sind alte lückige Baumbestände (Parks, Streuobstwiesen, Kopfweiden,…) unbedingt zu erhalten. Baumhöhlen dürfen nicht verschlossen oder ausgeräumt werden. Aufgrund einer Untersuchung durch den NATURSCHUTZBUND wird in Ottensheim zum Schutz dieses Käfers ein größerer Streuobstwiesenbestand als Europaschutzgebiet ausgewiesen.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Martin Schwarz

Der Name Juchtenkäfer stammt vom strengen Geruch, der von Männchen zur Anlockung von Weibchen verströmt wird. Dieser Geruch erinnert an Juchtenleder. In Mitteleuropa kommen zwei „Formen“ des Juchtenkäfers vor. Ob es sich bei diesen um Unterarten oder um selbständige Arten handelt, ist noch nicht geklärt.

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Eremit

deu

Juchtenkäfer, Eremit

fra

Barbot ou Pique-prune