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 Artsteckbriefe

Autoren  dieses Artsteckbriefes:  Johann Neumayer ,  Stefanie Ebnicher ,  Magdalena Meikl

Bombus lapidarius  (Linnaeus, 1758)

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Steinhummel

Steinhummel

©  Joseph Gokcezade

2014

Steinhummel

©  Christian Müller/piclease

 

Steinhummel Königin auf Erica

©  Hans-Jürgen Martin

 

 

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Steinhummel - junge Königin auf Silberdistel

©  Heiko Bellmann

 

Steinhummel Königin im Nest

©  Ambros Aichhorn

 

Steinhummel Königin im Nest

©  Ambros Aichhorn

 

Kurzinfo

Autor: Stefanie Ebnicher

Dieser Artsteckbrief wurde von Dr. Johann Neumayer verfasst.

Die Steinhummel ist eine der größten heimischen Hummelarten; den Namen verdankt sie wohl ihrem bevorzugten Neststandort - in Steinhaufen oder steinigem Boden. Dort allerdings braucht sie ein Mausnest, in dem sie ihr eigenes Nest errichtet. Honig produzieren sie wie alle Hummeln für den Eigenbedarf, um eine Schlechtwetterperiode überstehen zu können. Besonders ihr Nutzen als Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen ist von unschätzbarem Wert. Nicht nur deshalb sind alle Hummelarten in Österreich geschützt...

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Johann Neumayer

In Deutschland, Österreich und der Schweiz kommt die Steinhummel weit verbreitet vor. Außerdem tritt sie fast im ganzen gemäßigten Europa auf. Sie ist von der Küste bis in die Mittelgebirge anzutreffen. Die Tiere sind weit verbreitet und leben bevorzugt in Lebensräumen wie Waldrändern, Wiesen, Streuobstwiesen, Magerrasen, Gärten und Parkanlagen.

Ihre Hummelnester findet man in verlassenen Mäusenestern in Steinhaufen, an Mauern, in Vogelnistkästen und in Dachböden, Kellern oder Schuppen. Eine Decke aus Wachs schützt das Nest vor Nässe und hilft, das Mikroklima im Nest aufrecht zu erhalten.

Hilfe zur Bestimmung

Autor: Johann Neumayer

Das wichtigste diagnostische Merkmal im Freiland ist die intensiv rote Behaarung der Tergite 4-6 und das Fehlen gelber Binden. Ebenfalls schwarz-rot gefärbt sind die Bergwald-, Alpen-, Distel-, Gras- und Obsthummel. Eine Bestimmung ist aber zumeist möglich. Denn andere schwarz-rot gefärbte Hummelarten zeigen durchwegs eine blassrote Behaarung, die schon auf Tergit 2 (Alpen- und Obsthummel), Tergit 3 (Bergwaldhummel) oder erst in der Mitte des 4. Tergits (Distelhummel) beginnt. Bei der Grashummel beginnt die Rotfärbung ebenfalls am Vorderrand des 4. Tergits, aber sie hat eine rote Körbchenbehaarung, während bei den Steinhummelweibchen (Arbeiterinnen und Königinnen) alle Beine schwarz behaart sind.

Beschreibung

Autor: Magdalena Meikl

Kopf, Brustabschnitt und Hinterleib sind bei Weibchen und Arbeiterinnen schwarz, das Hinterleibsende aber feuerrot behaart. Die im Frühjahr fliegenden Königinnen sind deutlich größer als die ab Mai auftretenden Arbeiterinnen, die ihrerseits bedeutende Größenunterschiede aufweisen. Die Männchen (Drohnen) sind etwas größer als die meisten Arbeiterinnen, haben eine gelbe Gesichtsbehaarung und eine gebe Binde am Vorderrand des Brustabschnitts.

Legende der verwendeten Abkürzungen:

Clypeus= Teil der Kopfkapsel zwischen Stirn und Oberlippe
Corbicula (-ae)= Körbchen; Struktur an der Außenseite der Tibia (Beinabschnitt) der Hinterbeine, dient dem Pollentransport; bestehend aus langen Haaren und der glatten haarlosen Fläche, die diese umstehen
Cuticula= äußerer harter Teil der Körperdecke bei Insekten
distal= von der Körpermitte entfernter gelegen
dorsal= auf der Ober- bzw. Rückenseite gelegen
Interalarband= schwarzes Band, etwa in der Mitte des Mesosomas
Kieferbart= nur bei Männchen, Haarsaum an der Unterseite des Oberkiefers
Mandibel= Oberkiefer
Mesosoma= Körperabschnitt, der hinter dem Kopf liegt und Beine und Flügel trägt
Metasoma= hinterer Körperabschnitt ohne dessen erstes Segment (Mesosoma)
Metatarsus= distal der Tibia liegender Beinabschnitt
Ocellus= Einzelauge, bei Bienen drei Ocelli
proximal= näher zur Körpermitte hin gelegen
Tegula= Flügelschuppe, bedeckt dorsal die Flügelgelenke
Tergum= Hartteile des dorsalen Skeletts (T1-T6)
Tibia= Schiene, Beinabscnitt
Scapus= Antennenschaft, erstes verlängertes Antennenglied
Sternum= Hartteile des ventralen Skeletts
ventral= auf der Unter- bzw. Bauchseite gelegen

Größe

Autor: Johann Neumayer

Die Arbeiterinnen erreichen eine Körpergröße von 12-16 mm, die Männchen von 14-16 mm, während die Königinnen die beachtliche Größe von 20-22 mm erreichen. Die Tiere besitzen einen kurzen Kopf und die Rüssellänge der Arbeiterinnen beträgt je nach Körpergröße 7-9mm (zum Vergleich: die Rüssellänge der Honigbiene misst 5,5–6 mm).

Lebensweise

Autor: Johann Neumayer

Die im Vorjahr begatteten Königinnen verlassen ihr Winterquartier meist gegen Ende April und suchen sich eine geeignete Nisthöhle. In ein kleines Wachstöpfchen mit Pollen legt die Königin 6-10 befruchtete Eier ab und überdeckt sie mit Wachs. Zusätzlich hortet sie in einem wächsernen Nektarbecher etwas Honig für schlechte Tage. Die Larven schlüpfen nach 3-5 Tagen, ernähren sich anfangs von eingelagerten Pollen und werden dann von der Königin sukzessive mit neuer Nahrung versorgt. Nach ca. 8 Tagen verpuppen sie sich und nach weiteren 7-10 Tagen schlüpfen die ersten Arbeiterinnen. Sie übernehmen nun die Arbeiten im Nest, denn die Königin kümmert sich danach ausschließlich um die Eiablage.
Geschlechtstiere entwickeln sich erst später. Ab einem bestimmten Moment (switch point) werden statt Arbeiterinnen ausschließlich Geschlechtstiere produziert. Aus unbefruchteten Eiern entwickeln sich die Männchen, aus den befruchteten die Jungköniginnen. Sie verlassen das Nest nach der Paarung und überwintern im Boden. Das Nest bricht dann relativ bald zusammen und auch die Männchen sterben nach wenigen Wochen im Freiland.

Steinhummeln sind polylektisch, d.h. sie ernähren sich vom Nektar und Pollen vieler verschiedener Pflanzen, wie z.B. Obstgehölze, Wicken, Hornklee, Löwenzahn, Glockenblumen, Mohn, Flockenblumen und Disteln.

Literaturhinweise

Autor: Johann Neumayer

GERSTMEIER (1991): Steinbachs großer Naturführer. Mosaik, München.
KURATORIUM INSEKT DES JAHRES: Flyer Insekt des Jahres Die Steinhummel 2005. Müncheberg.

Gefährdung und Schutz

Autor: Johann Neumayer

Alle Bienenarten nehmen aufgrund ihrer Bestäubungsfunktion von Wild- und Nutzpflanzen eine Schlüsselfunktion in Landökosystemen ein. Als Blütenbesucher brauchen sie ein reichhaltiges Blütenangebot über die ganze Saison. Steinhaufen, Nistkästen und Naturgärten fördern die Ansiedlung von Hummeln.
Leider führt auch die Intensivierung der Landwirtschaft zu einem deutlichen Rückgang von Hummelarten, wobei die Steinhummel in dieser Hinsicht relativ anpassungsfähig ist.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Johann Neumayer

Hummeln sind friedfertig. Obwohl die Weibchen (Königin und Arbeiterinnen) einen Stachel haben, benutzen sie ihn kaum, wenn man nicht gerade ihrem Nest zu nahe kommt.
Als eusoziale Bienen mit einjährigem Nestzyklus legen sie Honigreserven für das laufende Jahr an. Doch da die Jungköniginnen einzeln überwintern, investieren sie ihre gesamte Energie in viele und gut ernährte Jungköniginnen. Honigbienen dagegen überwintern als Staat und investieren viel in große Reserven an Honig, die die Imker dann abschöpfen können.
Hummeln fliegen im Gegensatz zu Honigbienen auch bei relativ kalten Temperaturen aus und zählen in kühlen Klimaten (Arktis, Alpen) zu den wichtigsten Bestäubern. Die Fähigkeit, durch Muskelzittern ihre Körperwärme zu erhöhen, erlaubt ihnen, die Nesttemperatur unabhängig von der Außentemperatur zu erhalten, vorausgesetzt es gibt genug Vorräte an Energie (Honig).

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Steinhummel