Autoren dieses Artsteckbriefes: Stefanie Ebnicher , Hans-Martin Berg
Phoenicurus phoenicurus
Verbreitung und Lebensraum |
Der zu den regelmäßigen Brutvögeln Österreichs zählende Gartenrotschwanz hat sein Verbreitungsgebiet von Europa bis Mittelsibirien von der borealen Zone bis in die mediterranen Gebiete und Steppengebiete und in die höheren Gebirge im Süden Vorderasiens.
Die nördlichsten Brutplätze befinden sich in Skandinavien 71°N, in Sibirien ca. 66° N und dann zum Nordende des Baikalsees. Im Süden ist er ein Brutvogel der höheren Gebirge bzw. ist in S- und SE-Europa das Verbreitungsgebiet lückiger. Ein nach Süden vorgeschobene Vorkommen existiert in Marokko. In Russland und der Ukraine liegt die Südgrenze entlang der Nordküste des Schwarzmeers bis ca. 50° N in Kasachstan. In Mitteleuropa ist der Gartenrotschwanz von der Küste bis fast zur Baumgrenze verbreitet, wobei er aber nicht überall vorkommt. Die höchsten Brutvorkommen im Ostalpenraum reichen bis 2.200 m. |
Charakteristische Merkmale |
Männchen: rostroter Schwanz und deutlich orangerot gefärbte Unterseite Weibchen: rostroter Schwanz und blass beigeorange gefärbte Unterseite |
Ähnliche Arten |
Der Gartenrotschwanz kann nur bei flüchtiger Betrachtung mit dem gleichgroßen Hausrotschwanz verwechselt werden. Beide Arten kennzeichnet der rostrote Schwanz, dessen mittleres Federnpaar dunkel ist. Im Gegensatz zum Hausrotschwanz (mitteleuropäische Unterart) hat der Gartenrotschwanz jedoch eine markante kräftig orangefärbige (Männchen) bzw. beige (Weibchen) Bauchfärbung. Oberseits haben die Weibchen im Gegensatz zum weiblichen Hausrotschwanz immer einen Braunton im Gefieder. Der Gesang beider Arten ist verschieden, wenngleich der Gartenrotschwanz als Spötter Elemente des Hausrotschwanzgesangs in sein Lied einbauen kann. |
Beschreibung |
Oberkopf, Nacken, Rücken und Schultern des männlichen Gartenrotschwanzes tragen eine schiefergraue Färbung. Vorderbrust, Halsseiten, Wangen, Kehle, Kinn und der Bereich unmittelbar oberhalb des Schnabels sind schwarz gefärbt. Der weiß gefärbte Übergangsbereich dieser zwei Färbungen zieht sich als dünnes Band oberhalb der Augen bis zu den Ohrdecken. Er besitzt rostrot gefärbte Steuerfedern und Oberschwanzdecken. Das mittlere Paar der Steuerfedern ist dunkel erdbraun. Die Hinterbrust, sowie der Bauch sind orangerot gefärbt, verblassen aber zum Schwanz hin immer mehr und gehen in ein Hellbeige über. |
Größe |
Etwa wie eine Kohlmeise (13 bis 14,5 Zentimeter), weniger als 20 Gramm |
Lebensweise |
Der Gartenrotschwanz beginnt mit seinem Gesang meist schon vor Sonnenaufgang als einer der ersten Singvögel. Von meist hohen Singwarten aus lässt er seinen klaren, etwas wehmütigen Gesang erklingen. Er wird mit einem hüit eingeleitet, worauf zwei kurze, etwas tiefer liegende Silben folgen und mit einem variablen Teil, in dem er oft als hervorragender Spötter andere Vogelstimmen (über 30 Arten sind bekannt) imitiert, beendet. Der Warnruf ist ein markantes fuid-tektek. |
Gefährdung und Schutz |
In Österreich findet sich der Gartenrotschwanz in der Roten Liste (Stand 2005) in der Kategorie Gefährdung droht. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Gartenrotschwanzbestand europaweit seit den 1960er Jahren stark abgenommen hat, in manchen Regionen um bis zu 90%. Die wurde vor allem in Zusammenhang mit Trockenperioden und massivem Pestizideinsatz in den afrikanischen Überwinterungsgebieten betrachtet. Zwischenzeitlich haben sich manche Populationen erholt (Großbritannien, N-Europa) oder auf niedrigem Niveau stabilisiert. In den Brutgebieten haben aber auch die Zerstörung und Veränderung der Hauptlebensräume wesentliche Einflüsse auf die negative Bestandsentwicklung. Vor allem Veränderungen in der Waldbewirtschaftung (dichtere Wälder, geringer Altholzanteil und Höhlenarmut) sowie der Verlust an Streuobstwiesen und extensivem Grünland tragen dazu bei. Darüber hinaus sind in vielen Gärten alte Laubbäume selten geworden und Grünflächen aufgrund übertriebener Pflege und Spritzmitteleinsatz verarmt. Schließlich werden zunehmende Nestprädation als regional negativ bestandsbeeinflussende Faktoren genannt.
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Wissenswertes und Hinweise |
Aufgrund seiner Gefährdung wurde der Gartenrotschwanz von NABU, LBV und BirdLife Österreich zum Vogel des Jahres 2011 in Deutschland und Österreich gekürt. Als neue Gefahr für den Gartenrotschwanz muss auch der Klimawandel angeführt werden, der Schutzmaßnahmen in den Brut- wie auch Überwinterungsgebieten besonders dringlich macht. |
Literaturhinweise |
Bauer, H.-G., E. Bezzel & W. Fiedler (2005): Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Passeriformes Sperlingsvögel. 2. Auflage. AULA-Verlag GmbH, Wiebelsheim.
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Infos in Wikipedia |