Autoren dieses Artsteckbriefes: Markus Lauterbacher , Norbert Hirneisen , Klaus Michalek , Stefanie Ebnicher , Gernot Neuwirth
Dryocopus martius
Verbreitung und Lebensraum |
Der Schwarzspecht ist fast auf die gesamte nördliche Parläarktis verbreitet. Auf den Britischen Inseln und in Island fehlt die Art als Brutvogel. Sein Verbreitungsgebiet zieht sich also vom Norden Spaniens über Mittel-, Nord- und Teile Südeuropas bis zum Osten Asiens und in Teile Chinas hinein. In Italien kommt der Schwarzspecht überwiegend nur im Norden vor. In Österreich besiedelt die Art praktisch alle bewaldeten Landschaften. Schütter besiedelt sind waldarme Agrarräume im östlichen Weinviertel und im Marchfeld. Aus dem Seewinkel fehlen Brutnachweise.
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Hilfe zur Bestimmung |
Krähengroß (Hohlkrah) und ganz schwarz mit hellgelbem Auge und hellem Schnabel. Das Männchen mit roter Kopfplatte, das Weibchen nur am Hinterkopf mit rotem Fleck. Flug flatternd und etwas unregelmäßig mit hochgehaltenem Kopf, Flugbahn meist gerade bis ganz schwach wellenförmig (nicht in Bögen wie andere Spechte), erinnert vor allem an Tannen- und Eichelhäher. Bei längerem Streckenflug ruft er gern seinen weithin hallenden Flugruf krükrükrü. Als Sitzruf im Baum ist der kijäh-Ruf zu hören. Weitere typische Zeichen für die Anwesenheit des Schwarzspechtes im Wald sind zerhackte Baumstümpfe und große länglichovale Löcher in Stämmen (oft Fichte). |
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Überwiegend Feststellung der Rufe (Lachstrophe kwihk-Rufreihe sog. Revierruf, Flugruf krü-Rufreihe und Sitzrufe kliöh) sowie lautes, lang anhaltendes Trommeln; Beobachtung von Männchen/Weibchen, Verhalten und Richtungsbewegungen für Zuordnung zu Revieren wichtig; in übersichtlichen (kleinen) Gebieten ist Suche der Nisthöhlen bzw. der Höhlenzentren empfehlenswert. |
Ähnliche Arten |
Im Sitzen oder trommelnd unverwechselbar, nur im Flug kann er mit Krähen oder Dohlen verwechselt werden. Den für Spechte typischen "Bogenflug" zeigt er nur kurz vor der Landung. |
Beschreibung |
Ein sitzend unverwechselbarer Specht von Dohlengröße, gänzlich Schwarz mit leuchtend roten Bereichen im Kopfbereich: bei den Männchen ist der ganze Scheitel rot, bei den Weibchen findet sich nur ein roter Fleck im Nacken. |
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Der Schwarzspecht gehört zur Gattung Dryocopus, welche zur Unterfamilie der echten Spechte (Picidae) zählt. Sein schwarzes Federkleid mit der roten Scheitelzeichnung sowie seine Größe machen ihn nahezu unverwechselbar.
Aus nächster Nähe betrachtet kann man erkennen, dass seine Oberseite etwas dunkler und glänzender ist als die Unterseite. Das Gefieder kann bläulich schimmern. Nur abgetragenes Gefieder ist wirklich einheitlich matt schwarz. Die äußeren Handschwingen sowie Schirm- und Schulterfedern sind bräunlicher als das übrige Gefieder. Auffallend ist der verlängerte, einheitlich schwarze Stützschwanz. Die Füße sind dunkelgrau, die Krallen hornbraun. Der gelblich elfenbeinfarbene Schnabel hat eine dunkle Spitze und wird 5-6 Zentimeter lang.
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Größe |
Der Schwarzspecht ist mit Abstand der größte Specht in Europa und zählt auch weltweit nach dem Mexikanischen Kaiserspecht (Campephilus imperialis) und dem ostasiatischen Puderspecht (Mulleripicus pulverulentus) zu den größten Vertretern unter den Spechten. Er wird etwa so groß wie eine Saatkrähe, ist allerdings schlanker.
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Lebensweise |
Schwarzspechte sind tagaktiv, sie nächtigen in ausgedienten Bruthöhlen, welche sie tagsüber nur bei sehr schlechtem Wetter aufsuchen. In den frühen Vormittagsstunden und am späten Nachmittag sind sie besonders aktiv.
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Gefährdung und Schutz |
Streng geschützt nach der Bundesartenschutzverordnung, jedoch nicht auf der Roten Liste Deutschlands gelistet. |
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Gefährdungsursachen: |
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Birdlife International stufte den Schwarzspecht auf der Roten Liste der IUCN aktuell (2008) als nicht gefährdet ein, in Österreich gilt laut nationaler Roten Liste der stabile bis leicht zunehmende Bestand ebenfalls als ungefährdet. Der Schwarzspecht ist aber in der EU-Vogelschutzrichtlinie im Anhang I angeführt und somit EU-weit geschützt. Bestands-Schätzungen gehen von 4.500 - 8.000 Brutpaaren in Österreich und 740.000-1,4 Millionen Brutpaaren in Europa aus. |
Wissenswertes und Hinweise |
Reagiert gut auf Klangattrappe, Methode ist zur Revierkartierung aber nicht geeignet, da sich der Nachzieheffekt aufgrund der großen Reviere besonders stark auswirken kann; Klangattrappe zur Überprüfung eines Vorkommens jedoch sinnvoll, wenn sonst keine Hinweise erbracht werden. Auffällige große Höhlen und Spuren der Nahrungssuche (zerhackte morsche Baumstrünke, insektenbefallene und deshalb entrindete Bäume, Einschläge in Baumnester der Rossameise) zeigen das Vorkommen der Art an. Rindenabschilferungen an den Nebenbäumen der Höhlenbäume sind auffällig. Buche und Kiefer sind fast überall Haupthöhlenbaumart, Höhlen meist an langschäftigen Bäumen unterhalb des untersten Astes. Aufsuchen der Schlafhöhlen immer kurz vor bis kurz nach Sonnenuntergang; dabei Annäherung mit lautem Flugruf (krükrükrü) und in Nähe der Höhle dann Sitzrufe (kliööh), Männchen meist ca. 20 Min. vor Weibchen, Männchen bezieht meist die bessere Höhle, die auch meist die Bruthöhle wird. Auf die allgemeinen recht pünktlichen Brutablösungen (morgens zwischen 6.00 und 7.00 Uhr bzw. gegen 9.00 Uhr, abends gegen 19.00 Uhr) sollte geachtet werden. |
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In Europa sind bisher 58 Tierarten nachgewiesen, die Höhlen des Schwarzspechtes als Nachnutzer beziehen. Für manche Arten ist das Vorkommen von Schwarzspechthöhlen essentiell, wie u.a. für Raufußkauz, Hohltaube und Dohle. Bedeutung haben sie aber auch für Gänsesänger, Schellente, diverse Fledermausarten, Eichhörnchen, Marder, Bienen u.v.a.m. |
Literaturhinweise |
Jonsson, Lars (1992): Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. Kosmos Naturführer. Verlag Franckh-Kosmos, Stuttgart. ISBN 3-440-06357-7. |
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Bauer, H.-G., E. Bezzel & W. Fiedler (2005): Kompendium der Vögel Mitteleuropas - Alles
über Biologie, Gefährdung und Schutz. Aula Verlag Wiebelsheim. 2. Auflage. 3 Bände. |
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http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzspecht |
Infos in Wikipedia |