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 Artsteckbriefe

Autoren  dieses Artsteckbriefes:  Klaus Michalek ,  Stefanie Ebnicher

Picoides tridactylus 

 

Dreizehenspecht

©  Wolfgang Lorenz / piclease

 

Dreizehenspecht

©  Hans-Joachim Fuenfstueck / piclease

 

Picus tridactylus (Linn.)

©  Gould / Hirneisen

1837

 

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Klaus Michalek

Brut- und Standvogel im Nadelwaldgürtel Nordost- und Mitteleuropas bis zur waldgrenze. Unterart tridactylus Brutvogel in Nordostpolen. Unterart alpinus Jahresvogel in Alpen und waldreichen höheren Mittelgebirgslagen Mitteleuropas wie Bayerischer Wald, Erzgebirge und Schwarzwald (auch Karpaten Polens).

An Nadelholz (v.a. Fichte) gebunden, bevorzugt natürliche alte Fichtenwälder (auch durchmischt mit Bergkiefer, Tanne, Arve und Laubholz) mit hohem Anteil dürrer Bäume bzw. stehendem Totholz sowie frisch vom Borkenkäfer besiedelte Bestände; in Deutschland wohl nur in subalpiner Höhenstufe vorkommend mit einer Häufung zwischen 1200-1800m über NN. Bisher bekannte Vorkommen: Alpen, Bayerischer Wald, Erzgebirge und Schwarzwald.

Hilfe zur Bestimmung

Autor: Klaus Michalek

Überwiegend Kartierung trommelnder und rufender Vögel; Beobachtung von Männchen und Weibchen gemeinsam, Verhalten und Richtungsbewegungen für Zuordnung zu Revieren wichtig; Einsatz von Klangattrappen zur Überprüfung von Vorkommen sinnvoll; es genügt kurzes Vorspiel (2-3 Trommelwirbel) mit langen Pausen (3-4 Min.) in Abständen von ca. 500m, sofortiger Abbruch bei Reaktion; zusätzlich Höhlenkartierung über bettelnde Junge.

Termine:
1. Mitte März bis Ende März (Trommeln); 2. Anfang April bis Mitte April (Trommeln, Höhlenbau); 3. Ende April bis Anfang Mai (Trommeln, Höhlenbau); 4. Anfang Juni bis Mitte Juni (Bruthöhlen mit bettelnden Jungen).
Günstige Tageszeit: ab Sonnenaufgang bis Mittag; nicht bei Windstärke >4 oder stärkeren Niederschlägen.

Auswertung: Brutverdacht:
- zweimalige Feststellung von Trommeln im Abstand von mindestens 7 Tagen, eine davon von Mitte März bis Ende Mai;
- einmalige Feststellung von Trommeln und Feststellung eines Altvogels im Abstand von mindestens 7 Tagen, davon eine Feststellung Mitte März März bis Ende Mai;
- einmalige Beobachtung eines Paares
- Höhlenbau

Brutnachweis: insbesondere
- fütternde Altvögel
- laut bettelrufende Jungvögel (zur Artbestimmung Fütterung Abwarten)
- Junge führende Altvögel im vorher festgestellten Revier

Beschreibung

Autor: Klaus Michalek

23-25cm. Schwarzweißer Specht ohne Rot. Im Gesicht mit Schwarz, weiße Fleckung bzw. weißer Streifen auf dem Rücken. Männchen mit gelblicher Kopfkappe. Auf der Unterseite quergebänderte Flanken.

Weniger ruffreudig als Buntspecht. Einzelruf weicher, etwas tiefer und gedämpfter wie güg, güpp oder kjük; Schelten besteht aus einer langen Reihe, keckernd „kek-k-ek-eek“. Trommelt auffallend langsam. Männchen und Weibchen trommeln ratternd, Wirbel viel länger als beim Butnspecht (0.8-1.8 sec.). Die letzten Schläge meist beschleunigt.

Lebensweise

Autor: Klaus Michalek

ausgesprochener Standvogel, Teilzug wohl nur selten bei nordischen Populationen; Reviermarkierung durch Trommeln von Männchen und Weibchen selten ab Mitte Jänner, im Schwarzwald Höhepunkt der Balz am Mitte/Ende März, in Alpen eher ab Anfang/Mitte April bis Mitte Mai; Legebeginn ab Anfang/Mitte Mai; Ausfliegen der Jungen ab Ende Juni (bis Ende Juli).
tagaktiv; höchste Trommelaktivität nach Sonnenaufgang bis in den frühen Vormittag; nach Eiablage ist Trommeln deutlich seltener.

Höhlenbrüter, Höhle meist in absterbenden (dürren) Bäumen (Fichten), selten in gesundem Baum; monogame Dauerehe;
1 Jahresbrut, Nachgelege möglich, Gelege: 3-6(7) Eier, Brutdauer: 11 Tage, Nestlingsdauer: 22-24(26) Tage, Führungszeit bis über 2 Monate; beide Partner bauen Höhle, Weibchen und Männchen brüten (Männchen nachts, wie bei allen Spechten) und füttern.

Aktionsraum eines Paares groß, 42-283 ha/Brutpaar, zur Brutzeit of erheblich kleiner, da hohe Fütterungsfrequenz (dennoch 20-250ha), und Aktionsräume benachbarter Brutpaare bis 70% überlappend; kleinere Aktionsräume bes. bei Borkenkäferkalamitäten, z.B. 17-19ha. Zur zusätzlichen Nutzung kleiner Waldfragmente werden auch größere Freiflächen überflogen.

Nahrung: Holzkäferspezialist, vorwiegend Käferlarven und –puppen unter der Rinde sowie Holzbohrer, ferner Spinnen; andere Arthropoden weniger bedeutsam. Baumsaft (auch Harz?) mitunter wichtig im Frühsommer; Vegetabilien unbedeutend.

Gefährdung und Schutz

Autor: Klaus Michalek

Gefährdungsursachen:
-Lebensraumverlust durch intensive Waldnutzung mit Entfernung von Tot- und Altholz und Anpflanzung dichter, monotoner Altersklassenwälder
- Nachlieferung an Totholz langfristig nicht gesichert, Bannwälder und nichtgenutzte Waldschutzgebiete (meist) zu klein
-Nahrungseinschränkung durch intensive Bekämpfung rindenbrütiger Käfer

Schutzmaßnahmen:
-Erhaltung von Alt- und Totholz sowie Förderung reich strukturierter, totholzreicher Nadelwälder (bes. Fichten-/Tannenwälder hoher Altersklassen) der montanen und subalpinen Zone, dabei in Kernbereichen Totholzmengen von >70 Vorratsmetern (=Vfm), auf Restflächen etwa 20 Vfm notwendig
-Schonung oder extensive Nutzung naturnaher Bergwälder und mooriger Niederungswälder im Nordosten Mitteleuropas
-Ausweisung großflächiger Waldschutzgebiete
-Verzicht auf Entfernung von „Käferbäumen“
-Keine (oder geringfügige) Aufarbeitung von Sturm- oder Schneewurfflächen
-Reduktion der Insektenbekämpfung auf unbedingt notwendige Maßnahmen

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Klaus Michalek

Da Männchen und Weibchen trommeln, können auf diese Weise benachbart festgestellte Vögel ohne optische Kontrolle nicht als zwei Reviere interpretiert werden. Trommelwirbel länger und langsamer als bei Buntspecht, am Schluss leicht beschleunigt, kürzer als bei Weißrückenspecht. Jedes Jahr Bau bzw. Ausbau einer neuen Bruthöhle, Bauaktivität jedoch an mehreren Höhlen im Revier. Verhalten wenig scheu, aufgrund ihrer versteckten und unauffälligen Lebensweise im Nadelwald wird Art oft nicht entdeckt; dies führt leicht zur Fehleinschätzung des Bestandes. Daher sind Brutnachweise über laut bettelnde Jungvögel und Fütterungen ab Anfang Juni eine wichtige Zusatzinformation zur Abgrenzung von kartierten Revieren. Bei Klangattrappeneinsatz auf Nachzieheffekt achten, bereits kartierte Vögel können der Klangattrappe folgen (Doppelzählung). Ringelt vor allem im Frühsommer Bäume zur Gewinnung von Baumsaft, sogenannte Ringelbäume sind daher Hinweis auf Vorkommen; Ringelspuren können aber auch vom Buntspecht stammen.

Literaturhinweise

Autor: Klaus Michalek

Bauer, H.-G., E. Bezzel & W. Fiedler (2005): Kompendium der Vögel Mitteleuropas - Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Aula Verlag Wiebelsheim. 2. Auflage. 3 Bände.

Bibby, C. J., N. D. Burgess & D. A. Hill (1995): Methoden der Feldornithologie - Bestandserfassung in der Praxis. Herausgegeben von Dr. Eckhard Jedicke. Neumann Verlag Radebeul.

Dvorak, M., A. Ranner & H.-M. Berg (19): Atlas der Brutvögel Österreichs. Umweltbundesamt Wien.

Glutz von Blotzheim, U.N. & K.M. Bauer u.a. (Hrsg.) (1994): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band 9. Wiesbaden (Aula).

Südbeck, P., H. Andretzke, S. Fischer, K. Gedeon, T., Schikore, K. Schröder & Ch. Sudfeldt (Hrsg.) (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands im Auftrag der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten und des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten e. V. (DDA) mit Unterstützung des Deutschen Rates für Vogelschutz e. V. und des Bundesamtes für Naturschutz.

Infos in Wikipedia

Autor: Stefanie Ebnicher

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Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Dreizehenspecht

fra

Pic tridactyle