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 Artsteckbriefe

Autoren  dieses Artsteckbriefes:  Stefanie Ebnicher ,  Hans-Martin Berg

Phoenicurus phoenicurus 

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Gartenrotschwanz Männchen

©  Josef Limberger 4722 Peuerbach

 

Gartenrotschwanz juvenil

©  Josef Limberger 4722 Peuerbach

 

Gartenrotschwanz Maennchen

Gartenrotschwanz Maennchen

©  Josef Limberger

 

 

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Gartenrotschwanz

Gartenrotschwanz

©  Josef Limberger

 

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Stefanie Ebnicher

Der zu den regelmäßigen Brutvögeln Österreichs zählende Gartenrotschwanz hat sein Verbreitungsgebiet von Europa bis Mittelsibirien von der borealen Zone bis in die mediterranen Gebiete und Steppengebiete und in die höheren Gebirge im Süden Vorderasiens. Die nördlichsten Brutplätze befinden sich in Skandinavien 71°N, in Sibirien ca. 66° N und dann zum Nordende des Baikalsees. Im Süden ist er ein Brutvogel der höheren Gebirge bzw. ist in S- und SE-Europa das Verbreitungsgebiet lückiger. Ein nach Süden vorgeschobene Vorkommen existiert in Marokko. In Russland und der Ukraine liegt die Südgrenze entlang der Nordküste des Schwarzmeers bis ca. 50° N in Kasachstan. In Mitteleuropa ist der Gartenrotschwanz von der Küste bis fast zur Baumgrenze verbreitet, wobei er aber nicht überall vorkommt. Die höchsten Brutvorkommen im Ostalpenraum reichen bis 2.200 m.
In Österreich brütet der Gartenrotschwanz in allen Bundesländern, v.a. in der Hügel- und Berglandstufe. In den Alpen reichen die Vorkommen bis in die Subalpinstufe. In den Niederungsgebieten Ostösterreichs ist die Art selten geworden, im Wiener Stadtgebiet findet sich aber immer noch eine größere Population mit bis zu 300 Brutpaaren. Verbreitungsschwerpunkte gibt es anderenorts in Gebieten mit hohen Anteilen von Streuobstwiesen und extensiv genutztem Grünland, etwa im nördlichen und südöstlichen Alpenvorland. Der österreichische Gesamtbestand wird auf 6.000-12.000 Brutpaare geschätzt (2002).

Der Gartenrotschwanz bevorzugt lichte oder aufgelockerte Laub-, Misch und Kiefernwälder, vor allem mit viel Altholz. Ein reiches Höhlenangebot ist wesentlich, da der Gartenrotschwanz spät im Brutrevier ankommt und viele geeignete Bruthöhlen dann durch andere Arten schon besetzt sind. Im Kulturland werden Feldgehölze, Altbaumbestände in Parks, Friedhöfen und Gärten besiedelt; hier kann der Gartenrotschwanz auch tief in Siedlungen vorkommen. Die Verfügbarkeit extensiv genutzter Grünflächen bzw. eine reiches Angebot heimischer Sträucher und Hecken zur Nahrungssuche ist wichtig.

Charakteristische Merkmale

Autor: Hans-Martin Berg

Männchen: rostroter Schwanz und deutlich orangerot gefärbte Unterseite Weibchen: rostroter Schwanz und blass beigeorange gefärbte Unterseite

Ähnliche Arten

Autor: Stefanie Ebnicher

Der Gartenrotschwanz kann nur bei flüchtiger Betrachtung mit dem gleichgroßen Hausrotschwanz verwechselt werden. Beide Arten kennzeichnet der rostrote Schwanz, dessen mittleres Federnpaar dunkel ist. Im Gegensatz zum Hausrotschwanz (mitteleuropäische Unterart) hat der Gartenrotschwanz jedoch eine markante kräftig orangefärbige (Männchen) bzw. beige (Weibchen) Bauchfärbung. Oberseits haben die Weibchen im Gegensatz zum weiblichen Hausrotschwanz immer einen Braunton im Gefieder. Der Gesang beider Arten ist verschieden, wenngleich der Gartenrotschwanz als „Spötter“ Elemente des Hausrotschwanzgesangs in sein „Lied“ einbauen kann.

Irreführend ist der Name des Gartenrotschwanz, da er heutzutage deutlich seltener in Gärten im Umfeld von Gebäuden als der Hausrotschwanz anzutreffen ist. Ähnlich dem Gartenrotschwanz gefärbte und tatsächlich zu verwechselnde Arten leben als verwandte Rotschwänze v.a. in den Gebirgen Zentralasiens (z.B. Riesenrotschwanz) aber auch in Nordafrika (Diademrotschwanz). Auch die Unterart des Hausrotschwanz im nahen Osten ist dem Gartenrotschwanz sehr ähnlich. Im Europa können die ähnlichen Arten höchstens als entkommene Käfigvögel oder ganz vereinzelt als Irrgäste auftauchen. Problematisch in der Bestimmung bzw. Zuordnung sind gelegentlich in Mitteleuropa vorkommende Hybriden zwischen Garten- und Hausrotschwanz, die sich entgegen der Lehrmeinung auch fortpflanzen können.

Beschreibung

Autor: Stefanie Ebnicher

Oberkopf, Nacken, Rücken und Schultern des männlichen Gartenrotschwanzes tragen eine schiefergraue Färbung. Vorderbrust, Halsseiten, Wangen, Kehle, Kinn und der Bereich unmittelbar oberhalb des Schnabels sind schwarz gefärbt. Der weiß gefärbte Übergangsbereich dieser zwei Färbungen zieht sich als dünnes Band oberhalb der Augen bis zu den Ohrdecken. Er besitzt rostrot gefärbte Steuerfedern und Oberschwanzdecken. Das mittlere Paar der Steuerfedern ist dunkel erdbraun. Die Hinterbrust, sowie der Bauch sind orangerot gefärbt, verblassen aber zum Schwanz hin immer mehr und gehen in ein Hellbeige über.

Im Gegensatz zum Männchen ist das Weibchen wesentlich unscheinbarer gefärbt. Es besitzt oberseits, einschließlich des Kopfes und der Halsseiten, ein graubraun gefärbtes Gefieder. Seine Unterseite ist beigefarbig mit rostroten Federsäumen. Kinn- und Kehlseiten, Vorderbrust und Flanken sind etwas dunkler gefärbt als der Bauch. Steuerfedern und Schwanzdecken sind ähnlich der Färbung des Männchens.

Größe

Autor: Stefanie Ebnicher

Etwa wie eine Kohlmeise (13 bis 14,5 Zentimeter), weniger als 20 Gramm

Lebensweise

Autor: Stefanie Ebnicher

Der Gartenrotschwanz beginnt mit seinem Gesang meist schon vor Sonnenaufgang als einer der ersten Singvögel. Von meist hohen Singwarten aus lässt er seinen klaren, etwas wehmütigen Gesang erklingen. Er wird mit einem „hüit“ eingeleitet, worauf zwei kurze, etwas tiefer liegende Silben folgen und mit einem variablen Teil, in dem er oft als hervorragender Spötter andere Vogelstimmen (über 30 Arten sind bekannt) imitiert, beendet. Der Warnruf ist ein markantes „fuid-tektek“.
Er ist ein tagaktiver Vogel, der allerdings in der Nacht zieht. „Knicksen“ und „Schwanzzittern“ zeigt er ebenso wie der Hausrotschwanz. Die Nahrung wird meist im Flug, von niedrigen Sitzwarten aus, erbeutet, Weibchen jagen auch oft am Boden.
Die Nahrung besteht hauptsächlich aus am Boden und in der Krautschicht lebenden Insekten und Spinnentieren. Das Nahrungsspektrum reicht von Käfern, Hautflüglern und Zweiflüglern bis hin zu Beeren und Früchten. Die Jungen werden auch mit Raupen gefüttert.

Zur Paarungszeit sind die Männchen territorial und imponieren den Weibchen, indem sie ihnen Nisthöhlen zeigen. Dabei kommt es auch zu Verfolgungsflügen und zum Balzfüttern. Sie bevorzugen Höhlen mit einem großen Eingang. Dies finden sie meist in natürlichen Baumhöhlen, in Mauerlöchern, sowie unter Ziegeln oder Dachbalken. Künstliche Nisthöhlen werden gerne angenommen. Das Nest wird dann zur Gänze vom Weibchen gebaut. Als Baumaterial werden dabei Pflanzenteile für den Unterbau verwendet und ähnliche, aber feinere Materialien (häufig viele Federn) für die Liegefläche benutzt. Der Gartenrotschwanz führt eine monogame Saisonehe. Im April (meist Ende April) beginnt die Eiablage. Das Weibchen legt meist 5 bis 7 grünlichblaue Eier und ist alleine für das Ausbrüten zuständig. Nach ca. zwei Wochen schlüpfen die Jungen, die dann 13 bis 15 Tage vor allem von der Mutter gefüttert werden. Das Nest wird regelmäßig gesäubert.

Der Gartenrotschwanz ist ein Langstreckenzieher, dessen Winterquartiere in den Trocken- und Feuchtsavannen von West- und Zentralafrika liegen. Vereinzelt überwintert er auch in den Oasen der Sahara und im Bereich des Nils bis Kairo.

Gefährdung und Schutz

Autor: Hans-Martin Berg

In Österreich findet sich der Gartenrotschwanz in der Roten Liste (Stand 2005) in der Kategorie „Gefährdung droht“. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Gartenrotschwanzbestand europaweit seit den 1960er Jahren stark abgenommen hat, in manchen Regionen um bis zu 90%. Die wurde vor allem in Zusammenhang mit Trockenperioden und massivem Pestizideinsatz in den afrikanischen Überwinterungsgebieten betrachtet. Zwischenzeitlich haben sich manche Populationen erholt (Großbritannien, N-Europa) oder auf niedrigem Niveau stabilisiert. In den Brutgebieten haben aber auch die Zerstörung und Veränderung der Hauptlebensräume wesentliche Einflüsse auf die negative Bestandsentwicklung. Vor allem Veränderungen in der Waldbewirtschaftung (dichtere Wälder, geringer Altholzanteil und Höhlenarmut) sowie der Verlust an Streuobstwiesen und extensivem Grünland tragen dazu bei. Darüber hinaus sind in vielen Gärten alte Laubbäume selten geworden und Grünflächen aufgrund übertriebener Pflege und Spritzmitteleinsatz verarmt. Schließlich werden zunehmende Nestprädation als regional negativ bestandsbeeinflussende Faktoren genannt.

Als Schutzmaßnahmen im heimischen Brutgebiet müssen eine Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung im Siedlungsrandbereich bzw. eine weniger intensive gärtnerische Pflege genannt werden. Dies beinhaltet eine Reduktion des Spritzmitteleinsatzes, die Erhaltung von Altbaumbeständen, Streuobstbäumen, Alleen und Solitärbäumen, die Sicherung und Neuanlage von Hecken und heimischen Sträuchern und die Anlage extensiver Grünflächen. In Kombination mit habitatverbessernden Maßnahmen kann das Bereitstellen von Nisthilfen ebenfalls sinnvoll sein.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Hans-Martin Berg

Aufgrund seiner Gefährdung wurde der Gartenrotschwanz von NABU, LBV und BirdLife Österreich zum Vogel des Jahres 2011 in Deutschland und Österreich gekürt. Als neue Gefahr für den Gartenrotschwanz muss auch der „Klimawandel“ angeführt werden, der Schutzmaßnahmen in den Brut- wie auch Überwinterungsgebieten besonders dringlich macht.

Literaturhinweise

Autor: Stefanie Ebnicher

Bauer, H.-G., E. Bezzel & W. Fiedler (2005): Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Passeriformes – Sperlingsvögel. 2. Auflage. AULA-Verlag GmbH, Wiebelsheim.

BirdLife Österreich (2010): Gartenrotschwanz ist „Vogel des Jahres 2011“. http://www.birdlife.at/presse/index.html

Schäffer, A. & N. Schäffer (2006): Gartenvögel; AULA-Verlag, Wiebelsheim.

Infos in Wikipedia

Autor: Stefanie Ebnicher

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Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Gartenrotschwanz

fra

Rougequeue à front blanc