Seite wird geladen ...

   

Art wählen

 Artsteckbriefe

Autoren  dieses Artsteckbriefes:  Klaus Michalek ,  Stefanie Ebnicher

Dendrocopos leucotos 

Verbreitung und Lebensraum

Autor: Klaus Michalek

Seltener, lückig verbreiteter Brut- und Jahresvogel in Ost- und Süd-Mitteleuropa. Einzelvögel sehr selten außerhalb des Brutareals.

Naturnahe Laub- und Mischwälder mit hohem Totholzangebot mit allen „Verfallsstadien“ (in Deutschland überwiegend in Höhenlagen von 600 – 1500m über NN; gelegentlich auch höher), in Bergwäldern bevorzugt sonnenexponierte Bestände; neuerdings auch einzelne Brutvorkommen in tieferer Lage in flussbegleitenden alt- und totholzreichen Wäldern; Bruten in der Regel nicht in Beständen, die jünger als 100 Jahre alt sind, zur Nahrungssuche jedoch auch in Stangenholz.

Hilfe zur Bestimmung

Autor: Klaus Michalek

Überwiegend Kartierung trommelnder Vögel sowie Beobachtung von Männchen und Weibchen zusammen und Feststellung der Rufe; Einsatz von Klangattrappen zur Überprüfung von Vorkommen sinnvoll; es genügt kurzes Vorspiel (2-3 Trommelwirbel während 1 Minute) mit längerer Pause (3 Min.); Kontrollpunkte je nach Gelände und Waldstruktur (offen/dicht) zwischen 300 und 600m Abstand legen; sofortiger Abbruch bei Reaktion.

Termine: 1. Mitte März bis Ende März (Trommeln, Beobachtungen); 2. Anfang April (Trommeln, Beobachtungen); 3. Mitte April bis Ende April (Trommeln, Beobachtungen); ggf. 4. Mitte Mai bis Anfang Juni (Bruthöhlen mit bettelnden Jungen).
Günstige Tageszeit: ab Sonnenaufgang bis Vormittag; nicht bei Windstärke >4 oder stärkeren Niederschlägen.

Auswertung: Brutverdacht:
- zweimalige Feststellung von Trommeln im Abstand von mindestens 7 Tagen, davon eine ab Mitte März;
- einmalige Feststellung von Trommeln und Feststellung eines Altvogels im Abstand von mindestens 7 Tagen, davon eine Feststellung ab Mitte;
- einmalige Beobachtung eines Paares;
- Höhlenbau

Brutnachweis: insbesondere
- fütternde Altvögel
- bettelrufende Jungvögel (sicherheitshalber zur Artbestimmung Fütterung abwarten)

Beschreibung

Autor: Klaus Michalek

27-30cm. Oberseite einfarbig schwarz, doch Hinterenden zwischen den Flügeln weiß, Flügel schwarzweiß gebändert. Männchen mit rotem, Weibchen mit schwarzem Scheitel.

Selten zu hören; weicher, tiefer und gedämpfter als kicks des Buntspecht, leise Einzelrufe güg oder kjük, manchmal an Amsel erinnernd. Laute helle kjirk kjik… oder kjile kjile… als Reihen („Schelten“). Trommelt in langsamer Folge mit auffallend langen Wirbeln von 1.2 - 1.7 sec, jeweils nur aus (14-)30-40 schneller werdenden Einzelschlägen, gegen Ende etwas leiser.

Lebensweise

Autor: Klaus Michalek

Standvogel, selten weiter umherstreifend; Reviermarkierung (durch Trommeln) bei milder Witterung ab Mitte Feber; meist und regelmäßig ab Mitte März bis Ende April; Legebeginn ab Mitte April bis Anfang Mai, Ausfliegen der Jungen ab Ende Mai/Anfang Juni möglich.
tagaktiv, höchste Rufaktivität von 1 Std. nach Sonnenaufgang bis ca. 10 Uhr.

Höhlenbrüter; Höhle fast immer in ganz oder teilweise abgestorbenen Bäumen bzw. starken Seitenästen, überweigend in Laubholz (oft Buche); wohl monogame (Saison?)Ehe; 1 Jahresbrut; Gelege: 3-5 Eier, Brutdauer: 14-16 Tage, Nestlingsdauer: 27-28 Tage; Brut und Aufzucht durch Männchen und Weibchen, Männchen hudert und brütet nachts wie bei allen Spechtarten.

Mindestflächen für Paar 100-350ha. In den Alpen nicht selten isolierte Einzelvorkommen.

Nahrung: Vor allem holzbewohnende Larven größerer Insekten, wie Weidenbohrer, Pracht- und besonders Bockkäfer. Im Sommer in Zweigen und Blättern frei lebende bzw. fliegende Arten. Pflanzliche Nahrung nur im Sommer und Herbst bemerkenswert (z.B. Vogelkirschen, Schlehen, Haselnüsse). Kommt auch an Futterstellen in seinem Aktionsraum (Talg, Sonnenblumen, Hanf).

Gefährdung und Schutz

Autor: Klaus Michalek

Gefährdungsursachen:
Intensive, ertragsorientierte Forstwirtschaft mit zu kurzen Umtriebszeiten, vor allem bei Laubhölzern, und Ausräumung von Tot- und Morschholz. Dadurch in Mitteleuropa häufig auf Schon- und Bannwälder, besondere Schutzgebiete oder wenig nutzbare Extremlagen (Steilhänge und sonnenbeschienene Schluchten) angewiesen.
Zunehmend Störungen verbliebener naturnaher Waldflächen durch Freizeitsport und Forstarbeiten, besonders nachhaltig während der Brutzeit. Natürliche Ursachen: Brutverluste durch Windbruch morscher Höhlenbäume oder –äste.

Schutzmaßnahmen:
Strenger Schutz und Erhaltung von Urwäldern und naturnahen Mischwäldern mit großem Angebot an morschen und verfaulendem Holz; Erhalt wipfeldürrer Bäume (z.B. Bergahorn) als bevorzugte Bruthöhlenbäume. Ausweisung von großflächigen Schon- und Bannwäldern (von mindestens 2 km2 Fläche).
Verhindern einer Beeinträchtigung geeigneter Brutgebiete durch Freizeitnutzung und Erschließung oder forstliche Nutzung während der Brutzeit. Bestands- und Bruterfolgsmonitoring.

Wissenswertes und Hinweise

Autor: Klaus Michalek

Da Männchen und Weibchen trommeln (Männchen länger als Weibchen), können auf diese Weise benachbart festgestellte Vögel ohne optische Kontrolle nicht als zwei Reviere interpretiert werden. Trommelwirbel deutlich länger als bei Buntspecht, zu Beginn oft einige abgesetzte Schläge, am Schluss leicht beschleunigt; Brutgeschäft beginnt oft sehr früh im Jahr.
Häufig geräusch- und rufarme Lebensweise, meidet Flug über weitere offene Strecken; auch Höhlenkartierung über bettelnde Junge möglich.
Adulte äußern leise weiches „güg“, was kaum 50m weit zu hören ist, Art wird daher oft nicht entdeckt.
Ausgeprägter Hackspecht, charakteristische Arbeitsmuster mit oft wabenförmigen Vertiefungen entstehen durch seitliches Wegschlagen von bis zu handflächengroßen Holzstücken vor allem an liegenden Stämmen, morschen Baumstrünken und unteren Stammabschnitten. Auch Aufenthalt in dünnen Zweigen der Kronenregion und Luftjagd nach Insekten zu beobachten.
Bei Klangattrappeneinsatz auf Nachzieheffekt achten, bereits kartierte Vögel können der Klangattrappe folgen (Doppelzählung).

Literaturhinweise

Autor: Klaus Michalek

Bauer, H.-G., E. Bezzel & W. Fiedler (2005): Kompendium der Vögel Mitteleuropas - Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Aula Verlag Wiebelsheim. 2. Auflage. 3 Bände.

Bibby, C. J., N. D. Burgess & D. A. Hill (1995): Methoden der Feldornithologie - Bestandserfassung in der Praxis. Herausgegeben von Dr. Eckhard Jedicke. Neumann Verlag Radebeul.

Dvorak, M., A. Ranner & H.-M. Berg (19): Atlas der Brutvögel Österreichs. Umweltbundesamt Wien.

Glutz von Blotzheim, U.N. & K.M. Bauer u.a. (Hrsg.) (1994): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band 9. Wiesbaden (Aula).

Südbeck, P., H. Andretzke, S. Fischer, K. Gedeon, T., Schikore, K. Schröder & Ch. Sudfeldt (Hrsg.) (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands im Auftrag der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten und des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten e. V. (DDA) mit Unterstützung des Deutschen Rates für Vogelschutz e. V. und des Bundesamtes für Naturschutz.

Infos in Wikipedia

Autor: Stefanie Ebnicher

Mehr…

Zu dieser Art

Trivialnamen

deu

Weißrückenspecht

fra

Pic à dos blanc